Sonntag, 8. Dezember 2019

Springbank 24yo Single Refill Sherry Cask 1993/2018 (Scoma)

Wenn ich ehrlich bin, habe ich den Händler und unabhängigen Abfüller Scoma aus Jever bisher sträflich vernachlässigt. Dass das eigentlich keine gute Idee war, habe ich auf dem letzten Bottle Market gelernt, als ich mir die eigenen Abfüllungen dort einmal etwas genauer angesehen habe. Neben dem aktuellen Christmas Malt, einem zehn Jahre alten Dufftown aus dem Madeira-Fass, war ich besonders von der großen Auswahl an Springbank-Abfüllungen begeistert, da ich diese Destillerie aus Campbeltown sehr schätze. Kurzerhand habe ich mir einen letzten Dram eines 24 Jahre alten Springbanks aus dem Single Refill Sherry Cask mitgenommen, der bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres abgefüllt wurde. Wer noch eine Flasche ergattern möchte, muss jedoch tief in die Tasche greifen. Lag der ursprüngliche Preis noch bei rund EUR 170,-, muss man heute auf dem Zweitmarkt schon mindestens EUR 250,- auf den Tisch legen, wenn man noch in den Genuss dieser Abfüllung kommen möchte. Ich bin gespannt, ob der Whisky diesen Kurs rechtfertigen kann.







Auf einen Blick

DestillerieSpringbank

AbfüllerScoma

AbfüllungSpringbank 24yo Single Refill Sherry Cask 1993/2018

ArtSingle Malt Scotch Whisky

RegionSchottland / Campbeltown

Alter24yo (28.04.1993 - 27.03.2018)

Alkoholgehalt49%

FassRefill Sherry Cask

Inhalt0,5l

PreisklasseEUR 170,-




Nase

Sehr fruchtig geht es los mit einem prall gefüllten Obstkorb. Orangen und Mandarinen machen den Anfang, dann kommen sehr schnell auch Datteln und sehr süße Trauben hinzu. Rote Äpfel sind ebenso zu erkennen wie Pfirsich aus der Dose und Feigen. Eine Handvoll Rosinen rundet das fruchtig-süße Profil ab. Zusätzlich fühle ich mich in meine Kindheit in den 80ern versetzt, als meine Mutter regelmäßig unseren Wohnzimmertisch aus Holz poliert hat. Eine leichte Würze bleibt dabei eher im Hintergrund.

Mund

Am Gaumen ist die Würze nun etwas präsenter und ist zunächst das bestimmende Element des Whiskys. Sehr schnell kommen aber auch etwas Honig und Feige zum Vorschein, die dann in Orangen und sogar etwas Limette übergehen. Beim zweiten Schluck werden die Zitrusnoten noch deutlicher, während auch ein ganz leichter Hauch Eichenaroma mit ins Spiel kommt. Trotzdem wirkt der Whisky weiterhin ausgewogen süß und würzig zugleich.

Abgang

Der Abgang startet mit Zitrusfrüchten und geht dann in eine etwas würzigere Richtung über. Etwas Eiche übernimmt kurzfristig das Kommando, um dann aber gleich wieder von Kräutern, etwas Minze und Honig verdrängt zu werden. Insgesamt bleibt der Whisky sehr lange am Gaumen.


Fazit

Mir gefällt dieser Whisky wirklich sehr gut. Gleich nach dem Einschenken hat man unzählige Fruchtaromen in der Nase, erst mit der Zeit kommen Möbelpolitur (im positiven Sinne) und Würze hinzu. Am Gaumen wird man dann von einer Mischung aus würzigen Noten und Zitrusfrüchten überrascht, bevor im sehr langen Abgang Eiche, Kräuter und Honig auf den Plan treten. Mit diesem Whisky kann man sich definitiv auch einen ganzen Abend beschäftigen, weil immer wieder neue Nuancen zum Vorschein kommen. Würde ich also EUR 250,- oder mehr für eine Flasche ausgeben? Wahrscheinlich eher nicht. Das liegt aber nicht daran, dass mir der Whisky nicht schmeckt, sondern dass meine persönliche Schmerzgrenze für eine einzelne Flasche - in diesem Fall ja auch nur ein halber Liter - ein gutes Stück darunter liegt. Ich könnte es aber definitiv nachvollziehen, wenn andere bereit wären, so tief für diesen Tropfen in die Tasche zu greifen.

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