Sonntag, 22. März 2020

Störtebeker Whisky - Flight durch Klassik Single Malt, limitierte Single Casks und exklusive Cask Strength Abfüllungen

Störtebeker ist den meisten als sehr gutes und trotzdem bezahlbares Bier bekannt. Auch ich trinke vor allem das Bernstein-Weizen sehr gerne. Irgendwo im Hinterkopf hatte ich aber auch, dass es neben dem leckeren Bier auch Whisky aus dem Nordosten Deutschlands gibt. Dieser wird zwar aktuell nicht direkt in der Brauerei gebrannt, denn hierfür arbeitet man mit einer in der Nähe gelegenen Brennerei zusammen, aber alle anderen Schritte finden inzwischen seit über zwölf Jahren vor Ort statt. Auf der diesjährigen Hansespirit hatte ich die Möglichkeit, die eine oder andere Abfüllung zu probieren. Freundlicherweise habe ich im Nachgang von Innovationsmanager Jens Reineke eine Auswahl an Samples bekommen, um die verschiedenen Abfüllungen, die zum Teil nur vor Ort in der Brauerei und zum Teil nur zum Probieren auf Messen erhältlich sind, in aller Ruhe zu Hause testen zu können.

Ich lege los mit dem Klassik Single Malt, der zunächst zwei Jahre in französischer Eiche reifte und dann ein Finish im Coopers Reserve-Fass erhielt. Dieses besteht aus Dauben aus amerikanischer Eiche sowie Boden und Deckel aus französischer Eiche. Abgefüllt mit 40% stellt der Klassik den Einstieg in die Range dar und bietet in der Nase zunächst viel Malz und Honig in Kombination mit etwas Eichenwürze. Auch am Gaumen stehen Malz und vor allem Honig wieder ganz stark im Vordergrund, aber auch leichte Kräuternoten scheinen durch. Es folgen drei Single Cask Abfüllungen, von denen ein Finish im Rye Whiskey-Fass aus Kentucky mit ebenfalls 40% den Anfang macht. Man erkennt das Grundprofil von Störtebeker hier sehr schön wieder, allerdings ist der Tropfen deutlich ledriger und würziger in der Nase. Auch geschmecklich steht die Würze hier sehr stark im Vordergrund und entwickelt sich fast in Richtung dunkler Schokolade mit etwas Pfeffer.

Beim folgenden Belize Rum-Finish bleiben Alkoholstärke genauso unverändert wie das Alter von drei Jahren. Wieder bleibt die Malz-Honig-Mischung in der Nase hängen, diesmal allerdings in Kombination mit Dosenananas und Pfirsich. Am Gaumen kommt die Fruchtsüße im ersten Moment noch etwas stärker durch, danach ist aber auch wieder ein leichtes Eichenaroma erkennbar, das sich im Abgang mit etwas Ingwer mischt. Bevor wir dann die Trinkstärken verlassen, erhöhen wir den Alkoholwert auf 45% und das Alter auf vier Jahre. Das Finish im spanischen Brandyfass liefert in der Nase wieder Malz und Honig, diesmal aber auch leicht angepufften Mais und buttrige Noten. Die Süße ist dabei etwas ausgeprägter als bei den vorangegangenen Tropfen. Auch geschmacklich bleibt es zunächst süß mit einem Hauch Popcorn, allerdings kommt dann wieder eine Mischung aus Eiche und Pfeffer mit ins Spiel.

Mit dem nächsten Tropfen erhöhen wir sowohl Alter wie auch Alkoholstärke ganz deutlich. Das Finish im Madeira-Fass hat fassstarke 60% und durfte ganze acht Jahre im Fass verbringen. Tatsächlich melden sich die 60% zunächst ganz deutlich in der Nase, so dass ich dem Whisky erst einmal ein wenig Ruhe gönne. Die Süße des Madeira-Weins in Kombination mit einer schönen Würze kommt dann aber gut zum Vorschein, wobei auch Honig wieder erkennbar ist. Am Gaumen gibt es dann sehr intensive Rosinen in Kombination mit viel Würze und einer angenehmen Süße. Mit einem guten Schuss Wasser geht die alkoholische Note in der Nase stark zurück und macht viel Platz für den Madeira-Wein, der dann auch am Gaumen die Hauptrolle übernimmt. Zwei Jahre jünger dafür aber mit 61% ausgestattet ist das Sherry-Finish. Hier strömen die Sherry-Aromen geradezu aus dem Glas und verbreiten eine Mischung aus Würze, Rosinen und Honig. Geschmacklich ist die Honigsüße dann sogar noch stärker ausgeprägt, mischt sich aber wieder sehr schön mit würzigen Elementen und Trockenfrüchten. Nach etwas Zeit im Glas kommt außerdem eine klare Liebstöckel-Note hinzu, gleichzeitig fühle ich mich an einen Toast Melba erinnert.

Es folgt der mit elf Jahren älteste und mit 64% gleichzeitig hochprozentigste Whisky. Diesmal gab es ein Finish im skandinavischen Maulbeerbaumfass, welches mich auf der Hansespirit absolut überzeugen konnte. In der Nase gibt es eine tolle Fruchtsüße mit roten Beeren und einer ganz dezenten Säure. Auch hier ist wieder ein deutliches Honigaroma mit im Spiel. Beim ersten Schluck kommt diese Mischung ebenfalls wieder sehr deutlich zum Vorschein, wird nun aber von mehr Würze und einem ganz leichten Eichenaroma begleitet. Der Abgang ist überdurchschnittlich lang und bietet Würze, Zitrusaromen und am Ende sogar etwas Kakao. Das Finale bildet ein acht Jahre altes Finish im Laphroaig-Fass mit 61%. In der Nase könnte man meinen, hier hätte jemand versucht, Medizin im Honig zu verstecken. Das Islay-Fass hat ganz deutliche Spuren hinterlassen. Am Gaumen steht zunächst die Honigsüße ganz klar im Vordergrund, es kommen aber auch Ingwer, Zitrusnoten, Würze und natürlich wieder medizinische Noten zum Vorschein.


Insgesamt finde ich es durchaus beachtlich, was da in Mecklenburg-Vorpommern auf die Beine gestellt wird. Nicht nur das Bier gefällt mir sehr gut, auch beim Whisky hat man tolle Tropfen am Start. Dabei haben mich die Cask Strength Abfüllungen mit Sherry und mit Maulbeerbaum ganz besonders begeistert. Schade, dass man diese zumindest aktuell nicht kaufen kann, denn sie sind vorrangig für die Präsentation auf Messen und Veranstaltungen vorgesehen. Die Liste der Orte, die ich besuchen möchte, hat sich auf jeden Fall mit der Verkostung um ein weiteres Ziel verlängert. Wenn wir alle gemeinsam die Corona-Krise überstanden haben, werde ich sicherlich auch einmal einen Abstecher zu Störtebeker machen.

Die Samples wurden mir freundlicherweise kostenlos von Störtebeker Brauspezialitäten zur Verfügung gestellt.

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