Sonntag, 4. Oktober 2020

Hausmesse vom Whiskyhort bei Fleckners Finest Food in der Bernarduskapelle (Oberhausen)

Der vorletzte Stopp meiner Rundreise durch Deutschland hieß Oberhausen. Ursprünglich wollten meine Frau und ich unsere Reise hier starten, denn ich wollte schon seit langer Zeit endlich mal in den Whiskyhort. Von diesem hatte ich viel Gutes gehört, war mit meinen Bestellungen immer mehr als zufrieden und habe diverse Exklusivabfüllungen probieren dürfen, die durchweg von sehr hoher Qualität waren. Außerdem habe ich mit dem sympathischen Olaf Fetting auf dem Köpenicker Whiskyfest eines der Gesichter des Whiskyhorts bereits persönlich kennenlernen dürfen. Nachdem dann kurz nach Start meiner Reiseplanungen der Termin für die erste Hausmesse des Whiskyhorts bekanntgegeben wurde und dieser auch noch genau im geplanten Reisezeitraum lag, allerdings genau ein Wochenende später als unser eigentlicher Halt in Oberhausen vorgesehen war, plante ich die Reiseroute kurzerhand noch einmal um. Diese besondere Messe, an deren Idee auch der Whisky Druide Michel Reick maßgeblich beteiligt war, konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Als Veranstaltungsort wurde Fleckners Finest Food in der Bernarduskapelle gewählt. Dass dieser einige Kilometer vom Whiskyhort entfernt war, in dessen Nähe ich unser Hotel gewählt hatte, war aufgrund der guten Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln letztlich kein Problem.

Schon am Vorabend der Messe schauten meine Frau und ich im Whiskyhort vorbei, um auch den Laden zumindest einmal gesehen zu haben. Kaum waren wir angekommen, hatten wir auch schon ein Glas vom neuen Glenmorangie A Tale of Cake in der Hand. Dieser Tropfen begleitete uns bei einem ausführlichen Rundgang durch den Laden, in dem ich wahrscheinlich mehrere Stunden hätte verbringen und dabei immer wieder neue Schätze entdecken können. Dem Whisky tat der Rundgang tatsächlich sehr gut, denn zu Beginn wirkte er noch etwas unscheinbar, während er mit der Zeit immer mehr Vanille, Butterkuchen, Streusel und Vanilleeis entwickelte. Das Glas war noch nicht leer, da tauchte auch Geschäftsführer Frank Marquardt auf, der uns kurzerhand auf eine Entdeckungstour durch Laden, Tastingraum und Lager mitnahm. Dabei sahen wir aber nicht nur die für den Laden und Versand vorgesehenen Lagerräume, sondern auch immer wieder Schätze in den Regalen, die entweder in Franks Privatbesitz gehören oder für spätere Tastings zurückgehalten wurden. Hier würde ich mich gerne mal übers Wochenende einschließen lassen...

Am Freitag machten wir uns dann mit dem Bus auf den Weg zur Bernarduskapelle, einer Kirche, durch deren Mitte eine Glaswand verläuft, die den geweihten Bereich, in dem ausschließlich Gottesdienste abgehalten werden, vom Veranstaltungsbereich trennen. Tickets konnten ausschließlich vorab online gekauft werden, damit alle Besucher bereits registriert waren, wenn sie in der Location ankamen. Zugelassen war die Veranstaltung für 150 Besucher, anwesend waren letztlich um die 80 Gäste, die sich gut im weitläufigen Messebereich verteilen konnten. Dabei gab es auch ausreichend Sitzplätze, an denen man seine Drams in aller Ruhe genießen konnte. Bei Betreten der Location wurde außerdem bei jedem Besucher Fieber gemessen und beim Bewegen auf der Messe bestand Maskenpflicht. Fast alle Gäste haben sich wirklich extrem diszipliniert gezeigt und die Maske immer getragen, wenn sie nicht am Tisch saßen. Auch die Abstände wurden hier sehr gut eingehalten, so dass man sich jederzeit sicher gefühlt hat. Das Sicherheitskonzept war also sehr durchdacht, war ausgesprochen gut umgesetzt und wurde von den Besuchern gut angenommen.

Der erste Rundgang über die Messe fiel natürlich recht kurz aus, denn es gab "nur" vier Stände für den Whiskyausschank, die aber allesamt hochkarätig besetzt waren. Im Eingangsbereich konnte man alles finden, was das Laddie-Herz begehrt. Da ich aber mit Ausnahme einiger Octomores bereits alle dort verfügbaren Abfüllungen kannte, habe ich diesen Stand im Laufe des Abends vernachlässigt. Außerdem gab es einen Stand, an dem es eine große Bandbreite der Abfüllungen von Michel Reick gab, also Abfüllungen mit den Labels Scotch Universe, Whisky Druid und The Old Friends. Michel selbst unterstützte aber den Stand, an dem Abfüllungen von Signatory und Gordon & MacPhail ausgeschenkt wurde, wo ich im Laufe der Veranstaltung immer wieder fündig wurde. Schließlich gab es natürlich auch einen Stand, an dem Abfüllungen von GlenAllachie, einige Raritäten und last but not least die Exklusivabfüllungen des Whiskyhorts präsentiert wurden. Zentral mit dem Altar hinter der Glaswand im Hintergrund gab es außerdem noch eine Station, an der man die an den Ständen präsentierten und zu einem guten Teil aus dem Portfolio von Kirsch Whisky stammenden Abfüllungen kaufen konnte. So fühlte man fast den Beistand von höherer Ebene, wenn man dann doch mehr Geld ausgegeben hat, als man eigentlich wollte.

Was habe ich also im Laufe des Abends probiert? Damit es möglichst viele Abfüllungen werden konnten, haben meine Frau und ich alle Drams geteilt. So konnten wir mit dem Lunar Crater: Picard von Scotch Universe starten, einem elf Jahre alten Linkwood aus dem Oloroso Hogshead, der Würze, tolle Fruchtaromen und einige Kräuter zu bieten hatte. Danach konnte ich Michels Werben, den brandneuen Emperor´s Way 5yo vom Whisky Druid zu probieren, nicht mehr widerstehen. First Fill PX Octaves und Hogsheads wurden hierfür vermählt und in einem Ex Bourbon Barrel gefinisht, das letztlich 272 Flaschen hergegeben hat. In der Nase wirkte der Whisky fast wie ein mildes Stout mit einer schönen Fruchtigkeit, am Gaumen gab es einen bunten Mix aus roten Pullmoll-Bonbons, Pflaumen, Kräutern, etwas Kaffee und leichten Torfaromen. Ein wirklich besonderer Whisky, von dem ich natürlich eine Flasche mit nach Hause nehmen musste. 

Anschließend musste ich mich selbstverständlich auch bei Olaf blicken lassen und ließ mir dort einen 20 Jahre alten Ben Nevis aus dem Sherry Butt einschenken, der exklusiv für den Whiskyhort abgefüllt wurde. In der Nase wirkte der Whisky sehr fruchtig und süß mit viel Karamell, Pfirsich und etwas Zitrus. Geschmacklich gab es dann eine Mischung aus Frucht und Würze mit Zitrusaromen und Kräutern, wobei die Fruchtaromen mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund treten. Zurück bei Michel gab es dann das neueste Small Batch von Edradour und Kirsch Whisky, das mit Würze, Sherryaromen, Trockenfrüchten, dunklem Karamell und Rosinen überzeugen konnte. Meine Frau meinte sogar Cola-Lollies erkennen zu können. Diesen Whisky werde ich in Kürze an dieser Stelle noch einmal ausführlicher vorstellen. Um Olaf nicht zu vernachlässigen ging es danach wieder auf die andere Seite des Raums, wo ich mir den Valinch #2 vom Whiskyhort einschenken ließ, einen sechs Jahre alten Ardmore mit Port Cask Finish. Ich bin nicht der größte Ardmore-Fan, aber hier war sogar ich begeistert. Speckige Noten wechseln sich mit roten Beeren und Kirschen in der Nase ab, geschmacklich stehen dann die roten Früchte vorrangig in Form von Johannisbeeren im Vordergrund, mit der Zeit kommt dann der geräucherte Speck wieder zum Vorschein.

Nachdem ich ja erst vor wenigen Tagen bei der Brennerei Ziegler zu Gast war, hat mich auch der Aureum 5yo mit einer Vollreifung im Chestnut Cask sehr interessiert. Meine Befürchtung war dabei, dass das Kastanienfass deutlich zu dominant ausfällt, was aber letztlich unbegründet war. In der Nase gab es viel Karamellsüße in Kombination mit etwas Nougat und gebrannten Mandeln und Haselnüssen. Am Gaumen wurden Nougat und nussige Aromen noch intensiver, erst im Abgang kamen leichte Bitternoten hinzu. Wenn ich kein begrenztes Budget und begrenzten Platz im Auto hätte, wäre ich auch hier sehr wahrscheinlich schwach geworden. Ich befürchte ja, dass ich nicht lange durchhalten werde, bis ich eine entsprechende Bestellung beim Whiskyhort aufgeben werde. Ebenfalls für den Whiskyhort abgefüllt wurde ein acht Jahre alter Macduff aus dem Sherry Butt mit Würze, Liebstöckl, kandierten Äpfeln und Pfirsichen in der Nase. Geschmacklich werden dann die Liebhaber des Süßigkeitenregals bedient, denn während meine Frau Nimm 2 entdecken konnte, war ich eher bei Haribo Gummibärchen, Apfelringen und sauren Johannisbeeren von Katjes.

Beim Druiden bat ich letztlich noch um einen Rausschmeißer in Form des zehn Jahre alten Bunnahahbains von Signatory Vintage aus dem Sherry Butt mit brachialen 68,2%, die aber gar nicht so stark spürbar waren. Hier strömen zunächst Butter und Karamell aus dem Glas, die von Rosinen im Schokomantel begleitet werden. Geschmacklich gab es nach einigen Minuten Schokolade, Würze, Nüsse, dunkles Karamell eine leichte Fruchtigkeit in Form von roten Beeren und frischem Toast mit Nutella. Laut Michel entfaltet der Whisky nach rund 30 Minuten im Glas eine noch tiefere Intensität und Komplexität, so lange hat mein Glas allerdings nicht durchgehalten, dafür hat er mir zu schnell zu gut geschmeckt. Auch hier war ich ganz nah dran, eine Flasche mit nach Hause zu nehmen.


Als Fazit muss ich sagen, dass die Messe wirklich perfekt organisiert war und meine Frau und ich sehr viel Spaß hatten. Im kommenden Jahr wird es vermutlich eine Neuauflage geben, bei der dann auch der Außenbereich mitgenutzt werden soll, so dass man mehr Stände und mehr Besucher unterbringen kann, sofern es Corona bis dahin wieder zulässt. Auch in diesem Jahr wurde der Außenbereich schon genutzt, allerdings gab es dort neben dem Raucherbereich einen Wagen, an dem Pommes, Würste und Burger verkauft wurden. Dieses Angebot von Fleckners Finest Food soll sehr gut gewesen sein, ich persönlich habe jedoch auf der Messe nichts gegessen, so dass ich kein eigenes Urteil abgeben kann. Was für mich aber feststeht, ist, dass ich auch im kommenden Jahr gerne wieder dabei sein möchte. Das Team vom Whiskyhort und Michel entwickeln gemeinsam schon ganz viele Ideen für den kommenden Sommer, denn die Hausmesse soll zeitlich dann etwas vorverlegt werden auf Ende Juli oder Anfang August.

2 Kommentare:

  1. Sehr schöner, gut geschriebener Bericht.
    Ich kann noch hinzufügen, dass der Lamm-Burger sehr lecker und perfekt gegrillt war.
    Halt mal die Seite vom Hort im Auge und wenn das nächste Distel-Revival-Treffen (DRT) stattfindet, komm einfach mal hin.
    Slàinte mhath Zeppo

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    1. Vielen Dank für das Feedback! Den Burger wollte ich eigentlich auch probieren, aber ich war leider noch viel zu satt nach einem ausführlichen Mittagessen als Grundlage für den Abend. Zum Distel Revival Treffen habe ich es in den letzten Jahren leider nie geschafft, obwohl ich es schon ein paar Mal geplant hatte. Vielleicht klappt es im nächsten Jahr endlich mal.

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