Sonntag, 1. Mai 2022

Scotch Universe: Delta Cephei II und Io IV

Wenn unser liebster Whisky-Druide Michel Reick neue Abfüllungen auf den Markt wirft, dann zuckt in der Regel auch gleich mein Bestellfinger. Natürlich kann ich nicht immer alles bestellen, das würde zum einen meinen Geldbeutel zu sehr belasten, zum anderen bekäme ich auch Ärger mit meiner Frau, denn im Grunde steht schon ausreichend Whisky bei uns zu Hause. Deshalb freue ich mich besonders, wenn ich die Chance auf Samples bekomme, die ich in diesem Fall über Heiner Stepper von Heiners Duty Free Shop auf Helgoland ergattern konnte. Beim Delta Cephei II handelt es sich um einen acht Jahre alten Dailuaine, der Io IV dürfte den Islay-Nerds bereits bekannt sein, denn es ist ein Teaspooned Laphroaig. Meine Prognose vorab wäre, dass der Delta Cephei sich bei mir persönlich klar gegen den Io durchsetzen wird, aber beide bekommen nun eine faire Chance in meinem Glas.


Ich schenke mir zunächst den Delta Cephei II ein, der aus einem First Fill Ruby Port Fass stammt. In der Nase stehen hier zunächst einmal verschiedene rote und süße Beeren im Mittelpunkt. Dazu gesellen sich mit Kirsche, Pflaume und Mirabelle noch weitere Fruchtaromen, die dann von frischem Shortbread und etwas Vanille begleitet werden. Ich fühle mich außerdem an ein süßes Kirsch Crumble frisch aus dem Ofen erinnert, bei dem eine Extraportion Butterstreusel verwendet wurde. Am Gaumen lassen sich im Grunde recht ähnliche Aromen finden, allerdings gibt es etwas mehr Säure, als ich erwartet hätte. Vor allem Pflaumen stehen bei den Früchten jetzt im Vordergrund, aber auch die Beeren sind weiterhin vorhanden, nun aber noch mit einer großzügigen Handvoll roter Johannisbeeren gemischt. Alles wird von einer schönen Süße begleitet, die sich von braunem Zucker im Abgang in dunkles Karamell verwandelt.

Danach wird es dann rauchig, denn es folgt der Io IV, der aus einem portugiesischem Red Wine Barrique stammt, und bei dem es sich wohl um einen Teaspooned Laphroaig handeln dürfte. Beim ersten Schnuppern wird die Vermutung dann fast schon zu Gewissheit, denn sehr deutlich kommt die typische Krankenhausnote von Laphroaig durch, die den Rauch der Brennerei ausmacht. Rotweinaromen, dunkle Trauben und Pflaumen bleiben klar im Hintergrund und werden von einer guten Portion Salz begleitet. Am Gaumen gibt es zunächst eine karamellartige Süße, dahinter liegt eine fast schon schokoladige Note. Ganz deutlich kommt allerdings der phenolische Rauch, der so typisch für Laphroaig ist, zum Vorschein. Insgesamt wirkt der Whisky deutlich milder, als die 52,4%, die auf der Flasche stehen, vermuten lässt.

Beide Abfüllungen gefallen mir gut, aber natürlich sind beide sehr unterschiedlich. Der fruchtige Speysider hat vor allem mit verschiedenen roten Früchten gepunktet, die im Laufe der Zeit mit Butterstreuseln überbacken und damit zu einem leckeren Crumble werden. Der Laphroaig hingegen ist zwar wirklich spannend, aber er ist eben auch ein Laphroaig, wie man ihn sich mit den ausgeprägten phenolischen Noten wünscht. Mir kommt das weniger entgegen, denn genau diese Noten mag ich an dieser Destillerie nicht besonders. Der geneigte Laphroaig-Fan dürfte aber ausgesprochen begeistert sein, denn die typischen Destillerienoten werden hier sehr schön mit Salz, etwas Schokolade, viel Süße und Rotwein kombiniert. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich heute zwei tolle Tropfen im Glas hatte, von denen mir einer richtig gut gefallen hat und einer einfach deutlich an meinem persönlichen Geschmack vorbeiging. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, denn mein Favorit ist im Gegensatz zum Io ja tatsächlich auch noch regulär erhältlich.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Delta Cephei II (Scotch Universe), Single Malt Scotch Whisky, Dailuaine Distillery, First Fill Ruby Port Wine Barrique, 8yo, 56,2%, EUR 70,-
Io IV (Scotch Universe), Blended Malt Scotch Whisky, Laphroaig Distillery (Teaspooned), First Fill Portuguese Red Wine Barrique, 10yo, 52,4%, EUR 110,-

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