Sonntag, 9. September 2018

Messebericht Köpenicker Whiskyfest Tag 1

Am vergangenen Freitag wurde der Stift im Büro schon etwas zeitiger als sonst zur Seite gelegt, so dass meine Frau und ich schon mittags im ICE nach Berlin sitzen konnten, um wie schon im vergangenen Jahr das Köpenicker Whiskyfest zu besuchen. Mir ist nicht nur der Stadtteil ausgesprochen sympathisch, auch das Whiskyfest gefällt mir sehr gut. Direkt am Ufer der Müggelspree werden die Stände unter freiem Himmel aufgebaut, nur einige wenige Aussteller präsentieren Abfüllungen in einem Veranstaltungsraum. Bis auf einen kleinen Schauer am Nachmittag hat es auch der Wettergott gut mit uns gemeint und uns mit Sonne und angenehmen Temperaturen verwöhnt.

Nach einer ersten schnellen Runde, auf der wir uns einen Überblick verschafft haben, musste natürlich auch endlich der erste Dram ins Glas. Gleich mehrere spannende Abfüllungen haben mich am Stand von Sansibar angelacht, so dass wir im Laufe des Tages immer wieder an diesen Stand zurückgekehrt sind. Sehr lobenswert ist die Preispolitik am Stand zu erwähnen. Während einige Aussteller für 2cl ein Zehntel des Flaschenpreises und mehr aufgerufen haben, waren die Preise bei Sansibar ausgesprochen fair. Zwei Sherrybomben aus der Spirits Shop Selection, nämlich ein 9 Jahre alter Glenallachie und ein zehnjähriger Craigellachie, haben uns sehr gut gefallen. Wer intensive Sherryaromen mag, der sollte unbedingt versuchen, eine der beiden Flaschen zu ergattern.

Ein weiteres Highlight war ein elf Jahre alter Kilkerran von Cadenhead´s aus dem Sherryfass, der süße Noten, Nüsse und Schokolade mit einer dezenten Rauchigkeit verbindet. Einen anderen unabhängigen Abfüller habe ich auf der Messe zum ersten Mal gesehen. Die Schweden von Eldvatten haben drei Abfüllungen aus der Warehouse Label Reihe auf den Markt gebracht, die ich alle probieren konnte. Besonders überzeugt hat mich dabei ein neun Jahre alter Bruichladdich aus dem Rotweinfass, aber auch der 13jährige Orkney aus dem Sherry Butt mit PX-Finish hat mir sehr gut gefallen. Lediglich beim sechsjährigen Tennessee Whiskey musste ich mal wieder feststellen, dass mir diese Richtung einfach nicht so gut gefällt.

Gerne wollten wir auch ein Tasting besuchen und entschieden uns recht schnell für Best Dram auf der Barkasse Togo. Leider war das Tasting bereits mehrfach überbucht, so dass wir nicht auf dem Boot teilnehmen konnten. Mike Müller bot uns und einigen anderen aber an, das Tasting im Anschluss noch einmal am Stand durchzuführen. So kamen wir in den Genuss in ganz gemütlicher Runde mit fünf Teilnehmern die tollen Abfüllungen von Best Dram. Vor einigen Jahren gründete Mike zusammen mit Michel Reick das Label, da sie mit dem, was es auf dem Markt gab, oftmals unzufrieden waren und ehrlichen Whisky bieten wollten. So startete man damals mit den ersten sieben Fässern.

Ins Glas gab es zunächst einen 15 Jahre alten Glentauchers aus dem First Fill Bourbon Fass, der eine volle Ladung Obstsalat mit Ananas, Mandarine und Apfel bietet. Am Gaumen kommt dann noch reichlich Vanille dazu. Ein sehr schöner Start, der mal wieder gezeigt hat, dass auch frische Bourbon-Fässer spannend sein können. Das Fassmanagement ist ohnehin ein wichtiges Thema. Port-, Sherry- und Madeira-Fässer werden von Josefera geliefert, die dann für Finishes genutzt oder mit New Make befüllt werden. Weiter ging es mit einem Westport, also einem Teaspooned Glenmorangie. Das Refill Bourbon Hogshead wurde von Best Dram auf vier unterschiedliche Octaves aufgeteilt. Dieser Whisky mit PX-Finish ist nun der letzte aus dieser Reihe und bietet neben einem ausgeprägten Liebstöckl-Aroma auch Nüsse, Würze und vor allem am Gaumen auch eine deutliche Süße.

Danach gab es einen Ausflug nach Tennessee mit dem 14 Jahre alten Trail of Tears, der von George Dickel stammt. Ursprünglich sollten die US-Whiskeys von Best Dram die Namen von Indianerstämmen aus der jeweiligen Region tragen. Da jedoch die in dieser Gegend ansässigen Cherokee eine eingetragene Marke sind, musste man sich hier mit dem Trail of Tears einen anderen Namen überlegen, welcher an die Leiden der Indianer erinnern sollte. So spannend die Geschichte zur Abfüllung ist, so wenig hat sie mir letztlich zugesagt. Neben viel Süße, etwas Kräuter und Würze kommt auch ein Klebstoffaroma durch, das mir leider gar nicht gefallen hat. Einem Fan amerikanischer Whiskeys, der ebenfalls mit am Tisch war, hat der Trail of Tears jedoch ausgesprochen gut gefallen.

Es folgte mein Hightlight des Tastings mit einem sieben Jahre alten Fettercairn, der ein 15monatiges Finish in einem Portfass erhalten hat. Die kräftigen 63,5% zeigen ihre Muskeln und präsentieren Rotwein, sehr süße Kirschen, Würze und Kaffee. Glücklicherweise gab es am Stand sogar noch einige Restflaschen, von denen ich natürlich eine mit nach Hause genommen habe. Zum Abschluss des Abends gab es dann eine Vermählung von zwei unterschiedlichen Fässern, die jeweils nicht komplett abgefüllt wurden. Von einem Aberlour, der den höheren Anteil an der Menge hat, und einem Laphroaig wurden einige Liter für ein halbes Jahr in einem Sherry Quarter Cask weitergereift. Herausgekommen ist in der Nase ein in Zuckerwatte eingewickeltes Pflaster, wobei die medizinische Note am Gaumen deutlich schwächer ausgesprägt ist und von Pflaumen begleitet wird.

So ging ein toller erster Messetag zu Ende. Da das Tasting auch in dieser Gruppenzusammensetzung so viel Spaß gemacht hat, gingen wir anschließend noch gemeinsam ins Brauhaus, um den Abend ausklingen zu lassen. Nach dem langen Tag freuten wir uns dann aber auch auf unser Hotelbett, das zum Glück nur einen kurzen Fußweg entfernt lag. So stieg dann aber natürlich schon am Abend die Vorfreude auf den zweiten Messetag, über den es in Kürze einen weiteren kleinen Bericht geben wird.

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