Sonntag, 10. März 2019

Game of Thrones-Reihe Teil 1 - The Singleton of Glendullan, Royal Lochnagar, Cardhu und Clynelish

Die Game of Thrones-Whiskys haben hohe Wellen geschlagen in der Whisky-Landschaft. Ein sehr groß aufgezogenes Marketing hat einen riesigen Hype um die Flaschen ausgelöst, die dann unglücklicherweise bei vielen Händlern gar nicht als komplette Reihe zu bekommen waren, weil die Zuteilung in Deutschland es nicht mit allen besonders gut meinte. Während einige der Abfüllungen inzwischen noch immer in großer Menge in den Regalen stehen, war es bei anderen fast unmöglich sie überhaupt zu bekommen. Die Meinungen zu den acht Abfüllungen gehen ebenfalls stark auseinander, oftmals werden sie eher kritisch gesehen. Ich konnte mir glücklicherweise bei Whizita bzw. Flickenschild in Itzehoe eine komplette Reihe sichern, so dass ich mir nun ein eigenes Bild machen kann. Dabei kommen heute die ersten vier Tropfen ins Glas, die restlichen vier folgen in den nächsten Tagen.

Zum Auftakt schenke ich mir den Singleton of Glendullan ein. Diese Destillerie ist die einzige in dieser Reihe vertretene, von der ich bewusst noch keinen Single Malt im Glas hatte. Mit rund EUR 40,- ist diese Abfüllung nicht nur eine der günstigsten der Reihe, auch beim Alkoholgehalt hat man hier gerade einmal die mindestens für einen Whisky erforderlichen 40% erreicht. In der Nase wirkt der Whisky mild und fruchtig. Rote Beeren und Äpfel kommen schön zum Vorschein und mischen sich mit einem leichten Orangen- und Vanillearoma. Ähnlich geht es auch am Gaumen zu. Mild und rund mit leichten Fruchtaromen und Vanille, im Abgang kommt eine leichte Bitterkeit, die mich an Blutorange erinnert, hinzu.

Weiter geht es mit dem Royal Lochnagar, der mit zwölf Jahren der älteste Whisky der Reihe ist, wenn man davon ausgeht, dass die NAS-Abfüllungen jünger sind. Leider wurde auch dieser Whisky mit nur 40% abgefüllt. In der Nase wirkt der Whisky deutlich kräftiger als der Glendullan und bietet vorrangig Malz und leichte Holz- und Erdnoten. Exakt diese Aromen finden sich auch am Gaumen wieder, dabei ist auch dieser Whisky extrem rund mit der Tendenz zur Langweiligkeit. Ein Abgang findet so gut wie gar nicht statt. Hier rächen sich die sparsamen 40%, mit ein paar PS mehr hätte man vielleicht etwas mehr Geschmack herausholen können.

Der Cardhu ist ohne Altersangabe abgefüllt, auch hier hat man es bei mageren 40% belassen. Grundsätzlich gefallen mir die Abfüllungen dieser Destillerie sehr gut, daher bin ich gespannt auf diesen Tropfen. Auch dieser Whisky wirkt in der Nase sehr mild, außerdem könnte man aufgrund der Malz- und Getreidearomen auf ein eher junges Alter schließen. Leichte Apfel- und Birnennoten mischen sich mit sehr frischem, cremigem Fudge. Auch am Gaumen ist der Whisky cremig-süß mit Fudge und Vanille. Der Abgang fällt wieder länger und intensiver aus als beim Royal Lochnagar. Man behält die Karamellnote noch einige Zeit am Gaumen.

Mit dem Clynelish kommt zum Abschluss nicht nur die Abfüllung ins Glas, die mit 51,2% den höchsten Alkoholgehalt hat, sondern auch mit Abstand am schwersten zu bekommen ist. Trotz der höheren Umdrehungszahl wirkt der Whisky in der Nase überraschend dezent. Neben Karamell und Malz kommen hier helle Früchte wie Äpfel, Mango und etwas Banane zum Vorschein. Am Gaumen wird die Fruchtigkeit dann sehr viel deutlicher mit einer vollen Ladung Mango und Maracuja, die sich im mittellangen Abgang dann immer mehr in Richtung Banane entwickeln. Etwas Ingwer, leichte Pfeffernoten und vor allem im Abgang ein schönes Zitrusaroma runden das Profil ab.

Welches Fazit kann man nun nach der ersten Hälfte der Game of Thrones Whiskys ziehen? Der Singleton of Glendullan ist ein schöner Einstiegswhisky, der wenig Spannendes zu bieten hat, aber trotzdem angenehm ist, obwohl mich die Bitternote im Abgang etwas stört. Der Royal Lochnagar ist meiner Meinung nach extrem eindimensional. Dabei hat mich besonders verwundert, dass ein Abgang fast nicht wahrnehmbar ist. Kaum heruntergeschluckt, ist der Nachklang schon verpufft. Der Cardhu ist mir zwar auch etwas zu dünn geraten, gefällt mir aber wieder deutlich besser. Ein Komplexitätsmonster ist auch dieser Whisky nicht, hat aber sehr angenehm-cremige Karamellnoten. Der Clynelish hat mit dem hohen Alkoholgehalt natürlich ein ordentliches Ass im Ärmel, das er tatsächlich auch zu nutzen weiß. Mit seinen exotischen Früchten kann er durchaus überzeugen, wenngleich auch diese Abfüllung nicht zu komplex daherkommt. Immerhin stimmen hier aber im Gegensatz zu den drei anderen Abfüllungen Preis und Leistung überein. Der Royal Lochnagar ist dagegen für mich mit Abstand die schwächste Abfüllung. Man muss sich aber insgesamt im Klaren darüber sein, dass wohl ein großer Teil des aufgerufenen Preises ins Marketing geht. Wenn ich einen schönen Whisky trinken möchte, finde ich an anderer Stelle sicherlich spannendere Tropfen für mein Geld.



Übersicht der verkosteten Whiskys:

House Tully (The Singleton of Glendullan Select), Single Malt Scotch Whisky, Speyside, NAS, 40%, EUR 40,-
House Baratheon (Royal Lochnagar 12yo), Single Malt Scotch Whisky, Speyside, 12yo, 40%, EUR 40,-
House Targaryen (Cardhu Gold Reserve), Single Malt Scotch Whisky, Speyside, NAS, 40%, EUR 55,-
House Tyrell (Clynelish Reserve), Single Malt Scotch Whisky, Highlands, NAS, 51,2%, EUR 55,-

2 Kommentare:

  1. Klasse, dass du die Game-of-Thrones-Serie komplett ergattern konntest und jetzt hier verkostest. Auch schöne Notes und ich bin gespannt auf Teil 2 mit Oban, Lagavulin und Talisker (drei meiner Lieblingsdestillerien). :-)

    Wir hatten vor kurzem schon den Johnnie Walker White Walker verkostet, der geschmacklich leider eher enttäuschend war und mit 30 Euro auch deutlich zu teuer. Würde auch sagen, dass man ein gutes Stück Marketing- bzw. Lizenzaufschlag für die Game of Thrones-Whiskys bezahlt.

    Viele Grüße
    Lukas von MaltWhisky.de

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  2. Hallo Lukas,
    vielen Dank für Dein Feedback! Den White Walker hatte ich noch nicht im Glas, habe aber schon oft gehört, dass er in Richtung Red Lable in schickerer Verpackung geht. Auf die zweite Reihe mit den übrigen Abfüllungen bin ich auch sehr gespannt.
    Beste Grüße
    Aaron

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