Es folgt eine Destillerie, von der ich bislang noch rein gar nichts im Glas hatte, nämlich Millstone aus der Zuidam Destillerie in den Niederlanden. Mit nur sechs Jahren ist der Whisky noch recht jung, trotzdem ist die Nase recht angenehm mit ausgeprägter Karamellsüße, Vanille und Schwarzbrot. Auch etwas Eiche und würzige Noten sind zu erkennen, wobei die Würze mit der Zeit immer stärker in den Vordergrund tritt. Am Gaumen werde ich von sehr ausgeprägter Lakritze überrascht, die von Kräuternoten begleitet wird. Die würzigen Aromen werden hiervon völlig überdeckt, nur etwas Eiche scheint noch durch. Vor allem die Lakritz- und Salmiaknoten ziehen sich bis in den Abgang hinein. Ein vorrangig am Gaumen sehr ungewöhnlicher Whisky, der meinen Geschmack nicht vollends trifft.
Ziehen wir also etwas weiter Richtung Süden und gucken bei Langatun in der Schweiz vorbei, von wo der mit nur fünf Jahren jüngste Vertreter des Abends stammt. In der Nase ist der Whisky sehr angenehm mit getrockneten Früchten, Haselnüssen und einer ausgeprägten Würze. Mit der Zeit entwickelt der Whisky eine leichte Säure, so dass ich mich an Haselnuss-Joghurt erinnert fühle. Diese Assoziation habe ich auch am Gaumen wieder, allerdings ist die Würze deutlich stärker ausgeprägt. Dazu gesellt sich eine angenehme Süße, die sich aus Karamell und getrockneten Beeren zusammensetzt. Im langen Abgang spiegeln sich die genannten Aromen erneut wider, wobei die Nuss gemeinsam mit dunklem Karamell den längsten Atem hat.
Zum Finale geht es zurück nach Schottland, genauer gesagt auf die Insel Islay. Von dort stammt ein 15 Jahre alte Bruichladdich, bei dem ich zunächst eine Mischung aus Frucht und leichtem Rauch wahrnehme. Der Rauch scheint aber entweder sehr dezent oder Einbildung zu sein, denn je länger das Glas steht, desto weniger nehme ich ihn wahr. Dafür drängt sich eine nussige, sirup-artige Note immer stärker in den Vordergrund, die von einer frischen Meeresbrise und geröstetem Getreide begleitet wird. Am Gaumen wird es etwas süßer als in der Nase, aber auch hier kommt wieder die Rauchigkeit zum Vorschein, die sich mit einer ausgeprägten Würze mischt. Im langen Abgang kommen etwas Eiche und herbes Stout mit ins Profil.
Mein Favorit des Abends war der Langatun, dem sich der Cambus aber nur ganz knapp geschlagen geben muss. Die Kombination aus Haselnuss, Süße und Trockenfrüchten beim Langatun gefällt mir ausgesprochen gut. Der Cambus ist völlig anders, aber genauso spannend mit der salzigen Butter und dem Maiskolben, also einem eher ungewöhnlichen Geschmacksprofil. Noch ungewöhnlicher war der Millstone, der mir aber deutlich zu stark in Richtung Lakritz und Salmiak tendiert, was mir leider nicht besonders gut gefällt. Wer Lakritz-Fan ist, sollte diesen Whisky aber unbedingt probieren. Im Vorwege hätte ich bei der Frage nach dem Favoriten auf den Laddie getippt, der mir aber etwas zu herb war. Trotzdem bekommt man bei allen vier Abfüllungen eine hohe Qualität ins Glas und jeder sollte bei diesen sehr unterschiedlichen Tropfen einen Whisky nach seinem Geschmack finden können.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Cambus 24yo (That Boutique-y Whisky Company), Single Grain Scotch Whisky, 24yo, 49,7%, EUR 92,-
Millstone 6yo (That Boutique-y Whisky Company), Single Malt Dutch Whisky, 6yo, 48,9%, EUR 70,-
Langatun 5yo (That Boutique-y Whisky Company), Single Malt Swiss Whisky, 5yo, 49,7%, EUR 74,-
Bruichladdich 15yo (That Boutique-y Whisky Company), Single Malt Scotch Whisky, 15yo, 52,2%, EUR 90,-
Die Samples wurden mir freundlicherweise kostenlos von Kirsch Whisky - The House of Whiskies zur Verfügung gestellt.
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