Wer die deutsche Blogger- und Vlogger-Szene ein wenig verfolgt, wird zwei Dinge festgestellt haben. Einerseits gab es vor Kurzem ein Wochenende, an dem ein Großteil der Blogger und Vlogger sehr still in den sozialen Medien war, andererseits berichten in diesen Tagen alle über einen wirklich tollen Tag auf Burg Scharfenstein im Norden Thüringens. Das hat natürlich seine Gründe, denn auf Einladung von Bernd Ehbrecht von The Nine Springs fand genau dort ein großes Blogger- und Vlogger-Treffen mit gut 30 Whisky-Nerds statt, die gemeinsam eine ganze Menge Spaß hatten, dabei über deutschen Whisky und andere Themen philosophiert haben und tollen Whisky und leckeres Bier ins Glas bekamen. Meine Frau und ich haben uns dafür bereits am frühen Morgen auf die rund 330km lange Reise nach Leinefelde-Worbis gemacht, um auch ja rechtzeitig vor Ort zu sein.
Anschließend wurden wir per Shuttle Bus zur wenige Kilometer entfernten Whiskywelt auf Burg Scharfenstein gebracht, wo wir mit frischem Fassbier, Wasser und Cola - natürlich allesamt von Neunspringe - versorgt wurden. Sowohl das süffige Bier wie auch die recht zitruslastige Cola haben mir übrigens sehr gut geschmeckt. Schade, dass es weder das eine noch das andere bei uns im Hamburger Raum zu kaufen gibt. Gut erfrischt erkundeten wir dann unter Anleitung von Bernd die renovierte Burg, die seit dem letzten Jahr neben der Whiskywelt auch eine Brennanlage und ausreichend Raum für die Reifung von insgesamt 30.000 Litern Whisky beherbergt. An der einen oder anderen Stelle gilt es noch bürokratische Hürden zu nehmen, von denen es schon vor der Eröffnung mehr als genug gab, keine davon scheint aber unüberwindbar.
Ein Besuch der Whiskywelt lohnt sich definitiv sowohl für Whisky-Neulinge wie für Nerds, denn es werden mit den einzelnen Produktionsschritten die Basics erklärt, gleichzeitig bekommt man aber auch tiefere Einblicke. Je nach eigenem Wissensstand kann also jeder die normalerweise selbstgeführte Tour durch die Burg ganz nach seinem Geschmack gestalten. Gut gefallen hat mir dabei, dass es auch Stationen gibt, bei denen man aktiv mitmachen und zum Beispiel verschiedene Aromen erschnüffeln kann. Das Fasslager auf der Burg bietet übrigens deutlich andere Bedingungen als das in der Brauerei, da die Temperatur hier deutlich geringer und vor allem konstanter ist. Ich bin sehr gespannt, ob sich dadurch der Charakter des Whiskys von The Nine Springs zukünftig merklich verändern wird.
Als nächstes ging es zurück in den Raum, in dem wir auch den Abend verbringen sollten, um endlich auch die Produkte der Destillerie probieren zu können. Los ging es mit dem 1867, der zum 150jährigen Jubiläum der Brauerei abgefüllt wurde. Der Whisky reifte im Virgin American Oak Fass und erhielt anschließend ein Finish im Marsala-Fass. Abgefüllt wurde in Fassstärke mit 52,9%. In der Nase bietet der Whisky Eiche, Vanille, Karamell, Pfirsich, Ananas und etwas Zimt, am Gaumen war mir persönlich die Eiche etwas zu dominant. Anschließend gab es einen getorften Whisky, der zunächst in deutscher Eiche und anschließend noch sechs Monate im Oloroso-Fass reifte. Auch hier ist die Eiche recht stark wahrnehmbar, durch die leichte Torfigkeit gefällt mir diese Note hier aber deutlich besser. Durch eine schöne Karamell- und Malzsüße wird das Gesamtprofil schön abgerundet.
Extra für unser Treffen war auch eine sechs Jahre alte und auf 25 Flaschen limitierte Sonderabfüllung aus dem Bordeaux-Fass erhältlich, die ich in Kürze noch einmal ausführlich an dieser Stelle vorstellen werde. Das Schwesterfass mit 52,5% ist aktuell auf der Burg als Distillery Only-Abfüllung erhältlich. Dieses bietet tolle Fruchtaromen in der Nase mit frischen Beeren, Erdbeer- und Kirschmarmelade und roter Grütze kombiniert mit etwas Würze und Rotwein. Auch am Gaumen gibt es frische Beeren, die jetzt aber auch von der getrockneten Variante begleitet werden. Dazu kommen viel Süße, Vanille und Würze, der Abgang ist recht trocken. Mir hat dieser Whisky ausgesprochen gut gefallen und ich freue mich schon auf meine Flasche der Sonderabfüllung.
Im weiteren Verlauf des Abends konnte man sich jederzeit auch an der Bar mit weiteren Abfüllungen der Destillerie versorgen, die zum größten Teil gar nicht mehr erhältlich sind. Ich habe mir noch zwei weitere Varianten einfüllen lassen, hierzu aber keine ausführlichen Notes mehr aufgeschrieben. Genossen habe ich aber beide sehr und ich werde The Nine Springs auf jeden Fall weiter im Auge behalten. Im Shop durfte ich auch noch die beiden in Deutschland im Whisky- bzw. Portfass nachgereiften Rum-Varianten aus Trinidad und Belize probieren, die erfreulich wenig süß waren. Am besten hat mir neben dem Whisky jedoch die Haselnuss-Spirituose gefallen, von der nicht nur ich eine Flasche mit nach Hause genommen habe.
Natürlich entstanden im Laufe des Tages und Abends zahlreiche Videos - haltet die Augen offen, auch ich werde in Kürze zum ersten Mal in einem Video auftauchen - in unterschiedlichen Allianzen, die sonst in dieser Form aufgrund der räumlichen Entfernungen nicht möglich wären. Zur Stärkung wurden wir außerdem mit einem sehr leckeren Büffet versorgt, bei dem es u.a. Rinderrouladen, Hähnchenbrust, Rosmarinkartoffeln, Klöße, Gemüse und Soße gab. Mir persönlich hätten dabei übrigens die Klöße mit viel Soße völlig ausgereicht, denn ich liebe eine gut gemachte Bratensoße und brauche nur etwas, um sie in möglichst großen Mengen aufzunehmen...
Diskutiert wurde selbstverständlich auch. Zunächst im offiziellen Rahmen zum Thema deutscher Whisky, später dann natürlich auch in kleineren Gruppen zu allen möglichen Themen. An dieser Stelle möchte ich nur noch einmal darauf eingehen, dass es meiner Meinung nach völlig egal ist, woher ein Whisky kommt und welche Zahl auf der Flasche steht bzw. ob es überhaupt eine Altersangabe gibt. Wichtig ist einzig und allein, dass demjenigen, der sich einen Whisky kauft, dieser auch schmeckt. Natürlich bin ich auch dafür, dass die Transparenz dabei möglichst groß ist, letztlich zählt aber allein der Geschmack. Wer einen jungen deutschen Whisky mag, soll ihn trinken, wer lieber einen zwanzig Jahre alten Schotten möchte, soll sich für diesen entscheiden. Mir gehen aber Pauschalaussagen, dass deutscher Whisky grundsätzlich nichts taugt, dass er immer nach Obstler schmeckt und Whisky nur gut sein kann, wenn er mindestens zwölf Jahre alt ist, wahnsinnig auf die Nerven. Man sollte einen Whisky immer erst einmal probieren und dann entscheiden, ob er einem gefällt. Nur vom Angucken des Labels habe ich zumindest in der Vergangenheit noch nie verlässlich erfahren, ob mir ein Tropfen gefällt.
Zum Abschluss meines schon wieder viel zu langen Textes geht mein ganz herzlicher Dank an Bernd Ehbrecht für die Einladung und die wirklich mehr als gelungene Veranstaltung sowie an Whisky Jason für die Organisation. Es war mir eine große Freude, viele der Blogger und Vlogger, die ich bisher nur virtuell kannte, auch einmal persönlich zu treffen. Ich hoffe, dass ich den einen oder anderen von Euch bald mal wieder auf einer Veranstaltung treffe. Ansonsten sehen wir uns hoffentlich alle im nächsten Jahr in einem ähnlichen Rahmen wieder. Darauf freue ich mich sehr!
SUPER DANKE!
AntwortenLöschenVielen Dank, Jason!
LöschenPerfekt! Toller Text.
AntwortenLöschenVielen Dank fürs Feedback!
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