Sonntag, 23. Juni 2019

Schottland-Rundreise mit der Villa Konthor (Teil 1/3)

Am Dienstag nach Pfingsten trafen sich in Limburg 35 Whisky-Verrückte mit einem genauso Whisky-verrückten Reiseleiter und einem Whisky-verrückten Busfahrer, um sich auf eine zehntägige Rundreise durch Schottland zu machen. Robin Pitz betreibt in Limburg mit der Villa Konthor eine der besten Whisky Bars Deutschlands, bringt eigene und in aller Regel sehr spannende Abfüllungen auf den Markt und organisierte inzwischen mit tatkräftiger Unterstützung durch unsere Mitreisende Andrea schon zum 16. Mal eine Schottland-Reise, bei der natürlich auch zahlreiche Destillerie-Besuche auf dem Programm standen. Meine Frau und ich haben Robin vor einiger Zeit auf dem Köpenicker Whiskyfest kennengelernt und haben uns sehr darüber gefreut, dass wir nun zum ersten Mal an einer der Rundreisen teilnehmen konnten. Unsere Erwartungen wurden dabei mehr als übertroffen. Zu den Destillerie-Besuchen, bei denen wir auch an Führungen teilgenommen haben, wird es nach und nach auch gesonderte Berichte geben, die anderen Highlights fasse ich hier zusammen.

Unsere Reise führte uns zunächst nach Amsterdam, wo uns die DFDS Princess Seaways erwartete, um uns sicher, aber dank des intensiven Seegangs auch gut durchgeschüttelt nach Newcastle zu bringen. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich tatsächlich seekrank. Zurück im Bus ging es aber allen gleich wieder schlagartig besser, denn nun waren es nur noch wenige Meilen, bis die schottische Grenze erreicht werden sollte. Der Stopp am Grenzstein fiel jedoch eher kurz aus, denn bei schottischem Regen (kommt nicht nur von oben, sondern auch aus allen anderen Richtungen) und nur neun Grad hatte keiner das Bedürfnis, sich besonders lange außerhalb des Busses aufzuhalten. Als dann kurz vor uns noch ein Unfall passierte, bei dem sich ein Auto aufs Dach drehte, fürchteten wir nicht nur um die Gesundheit des Fahrers dieses Autos, sondern auch um die Einhaltung unseres weiteren Zeitplans. In beiden Fällen war die Sorge glücklicherweise unbegründet.

Wir erreichten also mehr oder weniger pünktlich die noch sehr neue Borders Distillery. Von dort ging es direkt in die schottische Hauptstadt, genauer gesagt zunächst einmal in den Hafen-Stadtteil Leith, wo wir die königliche Yacht Royal Britannia besichtigten, die von 1953 bis zu seiner Außerdienststellung im Jahr 1997 der königlichen Familie zur Verfügung stand. Obwohl ich das Schiff vor einigen Jahren bereits besichtigt habe, fand ich es auch diesmal wieder faszinierend, einen Einblick in das private Leben der Royals zu bekommen. Anschließend ging es mitten ins Herz der Stadt, wo wir unser Hotel für diese Nacht bezogen. Abends besuchten wir noch gemeinsam die Scotch Malt Whisky Society in der Queens Street, wo wir neben einem wirklich herausragenden Drei-Gänge-Menü auch viele tolle Einzelfassabfüllungen genießen durften. Der harte Kern traf sich noch im exklusiven Bereich für Mitglieder der SMWS und wurde weit nach der eigentlichen Last Order in den strömenden Regen Edinburghs entlassen.


Nach einem guten Frühstück im Motel One, wo allerdings aufgrund technischer Probleme an der Kaffeemaschine der längste Stau unserer Reise entstand, führte uns unser Weg weiter in Richtung Norden mit dem nächsten Halt St. Andrews. Leider wollte der Regen auch am zweiten Tag in Schottland noch nicht nachlassen, so dass nicht alle die Ruinen von St. Andrews Castle und St. Andrews Cathedral erreicht haben. Auf dem Weg dorthin waren die trockenen Cafés einfach zu verlockend. Bei unserer nächsten Station waren jedoch alle wieder versammelt, denn mit der Kingsbarns Distillery stand die zweite und erneut eine sehr junge Destillerie unserer Reise auf dem Programm. Und da eine Destillerie pro Tag ja keine Herausforderung ist, ging es anschließend weiter zu Fettercairn. Dort hat mir persönlich zwar der Whisky nicht besonders gefallen, dafür war die Führung sehr gut. Im Anschluss präsentierte uns Robin auch noch seine auf nur 30 Flaschen limitierte Sonderabfüllung zur Reise. Diese hat besonders gut gezeigt, dass zum einen Robin ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Abfüllungen hat, zum anderen ein paar Volumenprozente mehr dem Fettercairn durchaus gut zu Gesicht stehen.


Die anschließende Nacht verbrachten wir im etwas in die Jahre gekommenen Hilton in Aberdeen. Hier war spürbar, dass das Hotel auf eher große Gruppen ausgerichtet ist, denn das Abendessen war mit Abstand das liebloseste der Reise. Gut geschlafen haben wir trotzdem. Am nächsten Morgen stand zunächst ein Besuch in Pitmedden Garden auf dem Programm, der auch mit einem Farming Museum kombiniert wurde. Ab und zu muss schließlich auch Kultur auf dem Programm stehen und ich muss gestehen, dass der Garten wirklich schön war. Trotzdem freute ich mich natürlich darauf, dass es anschließend endlich Richtung Speyside ging. Dort gibt es bekannterweise alle paar Meilen eine Destillerie, so dass wir unser Programm spontan um Kurzbesuche bei Glendronach und Glenfiddich erweiterten. Bei Glendronach war man etwas überrumpelt von 37 Wilden aus Deutschland, schenkte aber bereitwillig kostenlose Probe-Drams aus. Unter anderem durfte ich einen Schluck des aktuellen Handfilled für GBP 275,- probieren (ich meine, es war Jahrgang 1992 aus dem Oloroso-Fass, bin aber unsicher). Leckeres Zeug, das aber leider außerhalb meines Budgets lag.

Bei Glenfiddich verbrachten wir unsere Mittagspause, die viele von uns natürlich für einen Besuch des Cafés der Destillerie nutzten. Meine Frau und ich sahen uns lieber auf dem Gelände und im Shop um. Definitiv muss ich hierher noch einmal für eine Führung zurückkehren. Viele sehen Glenfiddich ja eher als Supermarkt-Whisky, ich bin jedoch bekennender Fan. Schon auf dem Gelände gab es sehr viel zu sehen, ich freue mich heute schon auf einen Blick hinter die Kulissen. Den aktuellen Handfilled, einen 15 Jahre alten Whisky aus dem Bourbonfass für GBP 120,-, habe ich letztlich aber nicht mitgenommen, weil er zwar eine tolle Süße bot, mir persönlich aber schon zu viel Eiche im Profil hatte. Nächster Halt war dann Glen Grant, wo wir wieder in den Genuss einer tollen Führung kamen. Bevor es ins wirklich in jeder Hinsicht - Zimmer, Essen und Whisky-Karte - überzeugende The Mansefield Hotel in Elgin ging, stoppten wir noch kurz bei der beeindruckenden Elgin Cathedral und beim Gordon & MacPhail Shop, der neben einer überragenden Whisky-Auswahl auch zahlreiche Craft Biere und schottische Spezialitäten im Regal stehen hatte. Hier wurden kurzerhand die Öffnungszeiten etwas erweitert, damit wir in aller Ruhe unsere Einkäufe abschließen konnten.


Die vielen Eindrücke haben dafür gesorgt, dass die ersten Tage wie im Flug vergangen sind. Schon jetzt fällt es mir schwer, das Highlight des ersten Abschnitts zu benennen, und ich kann schon jetzt sagen, dass es auch in den noch folgenden Tagen nicht einfacher wurde. Von mir selbst überrascht war ich darüber, dass ich mich an Haggis herangetraut habe - wenn auch nur in der entschärften Form als frittierte Haggis-Balls. Solange man sich keine Gedanken darüber macht, was man da isst, schmeckt es eigentlich nicht schlecht. Es geht klar in die Richtung von Hackfleisch, hat aber eine cremigere Konsistenz. Wahnsinnig schnell muss ich es aber nicht unbedingt wieder essen. Das gilt auch für den Black Pudding, der standardmäßig Bestandteils eines jeden schottischen Frühstücks ist. Natürlich soll es aber auch in den kommenden Tagen vorrangig um Whisky gehen, schließlich warten noch Highlights wie Macallan und die Insel Islay auf uns.


2 Kommentare:

  1. Die Führung in der Glenfiddich-Destille hat mir letztes Jahr sehr gut gefallen. Zwar schon sehr professionell, aber da wir glücklicherweise komplett allein auf der Führung waren, war es doch sehr privat und zum Ende hin mit dem Guide auch etwas entspannter. Die Führung selbst hat mir sehr gut gefallen, tolle Warehouses und tolle Geschichten. Am Ende gab es zwar eher die Standards (12, 15er, Projekt XX und IPA) zum Probieren, wir hatten aber auch die mit 10 Pfund günstigste Tour. Die anderen Touren sollen auch sehr gut sein, habe ich gehört!

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  2. Vielen Dank für die Eindrücke. Glenfiddich steht auf jeden Fall sehr weit oben bei mir, wenn ich das nächste Mal in Schottland unterwegs bin. Ich habe bisher von allen, die da waren, nur Gutes gehört. Ich hoffe, dass das bei mir irgendwann im nächsten Jahr klappt.

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