Sonntag, 6. Oktober 2019

Scotch Universe Tasting mit Michel Reick (Whisky Druid) beim Getränke-Paradies Wolf in Hamburg

Endlich war der Whisky Druide mal wieder in der Hansestadt und da sind meine Frau und ich natürlich nicht weit. Beim Getränke-Paradies Wolf auf der Schanze präsentierte Michel Reick neben zwei älteren Abfüllungen auch das brandneue Bottling, das erst einige Tage später überhaupt erst für die Händler bestellbar sein sollte. Wie gewohnt sind wieder einige sehr spannende Tropfen dabei, schließlich ist Scotch Universe für eine hervorragende und vor allem sehr abwechslungsreiche Fassauswahl bekannt. So durften die insgesamt sieben Whiskys aus den Highlands, der Speyside und von Islay nicht nur im Bourbonfass reifen, es gab auch Finishes im PX-, Ruby Port- oder Madeira-Fass ins Glas. 

Bevor ich zum Whisky komme, möchte ich zunächst zwei Kritikpunkte loswerden. Zum einen finde ich es sehr schade, dass dieses Scotch Universe-Tasting - wie schon das Mackmyra-Tasting im Sommer - nur sehr dünn besucht war. Ich denke, das Getränke-Paradies Wolf könnnte die sozialen Medien noch deutlich besser nutzen, um Werbung für die eigenen Veranstaltungen zu machen. Das Potenzial, solche Veranstaltungen in Hamburg auszuverkaufen, ist zweifellos gegeben. Außerdem sollte man darauf achten, dass auch tatsächlich immer 2cl ausgeschenkt werden. Meine Frau und ich hatten diesmal jeweils zwei Drams, bei denen die Füllmenge sehr deutlich unter dem 2cl-Eichstrich lag, in einem Fall dürfte es sogar nur knapp 1cl gewesen sein. Da es insgesamt sieben Fassstärken ins Glas gab, habe ich es nicht direkt angesprochen, einen faden Nachgeschmack lässt es aber trotzdem.

Das alles hat aber natürlich nichts mit Michel zu tun, denn weder hat er die Gläser befüllt, noch kann es seine Aufgabe sein, Werbung für das Event eines Händlers zu machen. Dafür hat er in der Vergangenheit aber sehr mit seinen Abfüllungen überzeugt, so dass ich vor allem auf das neue Bottling extrem gespannt war. Bis dahin musste ich mich aber noch etwas gedulden, denn zunächst gab es als Welcome Drink einen 15 Jahre alten Glentauchers aus dem Bourbonfass mit 49,8%. Dieser Alpha Centauri II bietet extrem fruchtige Noten, die sich vorrangig in Form von Apfel zeigen. Dies ist übrigens eines von nur zwei Bottlings bei Scotch Universe, die Michel nicht in einem eigenen Fass hat nachreifen lassen. Das gilt ansonsten nur noch für den 22 Jahre alten Tormore mit dem Namen Titania I.

Auch für den offiziellen Start ins heutige Tasting hat Michel eine Bourbonfassreifung ausgesucht, genau genommen sogar eine Reifung in einem Jack Daniel´s-Fass. Der Tau Ceti I ist ein elf Jahre alter Fettercairn, der mit einer typischen Karamell- und Vanille-Mischung in Kombination mit Brotteig in der Nase startete, dann am Gaumen zusätzlich noch Honig, Stachelbeeren und eine angenehme Würze lieferte. Danach folgten nur noch Abfüllungen aus dem neuen Bottling, wobei hier ein Whisky den Start machte, der besonders meiner Frau sehr zugesagt hat. Der zehn Jahre alte Aultmore mit einem 2,5 Jahre andauernden PX-Finish und dem Namen Antares II bot in der Nase extrem viel Sherry kombiniert mit Rosinen, Mandeln, Marzipan und einer schönen Würze. Am Gaumen kommen dann noch Trauben, Honig und sehr viel Süße hinzu.

Es folgte mein persönliches Highlight, denn nun kam ein Glenfarclas ins Spiel mit einem Finish, dass für diese ohnehin schon tolle Destillerie nicht alltäglich ist. Der elf Jahre alte Gliese II erhielt ein Finish im First Fill Madeira-Fass und wurde mit kräftigen 58,3% abgefüllt. In der Nase gab es Trauben, Honig, Pfirsich und eine schöne Würze, am Gaumen ging es in eine ähnliche Richtung, wobei die Würze gegen eine ausgeprägte Süße den Kürzeren zieht. Dabei lernten wir auch, dass Michel oftmals die zusätzlich Kosten in Höhe von rund EUR 100,- in Kauf nimmt, um 250l-Fässer auf eine Größe von 200l zurückzubauen, um bei Finishes nicht zu viel Luft im Fass zu haben. Dass sich diese Mühe und zusätzliche Investition lohnt, zeigen seine Abfüllungen regelmäßig. Damit gingen wir dann auch schon in die Pause, um danach mit den rauchigen Abfüllungen in die zweite Halbzeit zu starten.

Bevor nun jedoch die Islay-Abfüllungen auf den Tisch kamen, sollte zunächst ein rauchiger Highlander verkostet werden. Der sieben Jahre alte Hydra II stammt von Glenturret und war mit 63,2% die stärkste Abfüllung des Abends. Das Finish im First Fill Ruby Port-Fass sorgte für viel Speck, Schinken, Leder, Paprika und rote Früchte in der Nase, am Gaumen gab es dann Erdbeeren, Kirschen, kalten Rauch und eine sehr würzige Schärfe. Beim folgenden Ganymed II handelt es sich um einen fünf Jahre alten getorften Bunnahabhain aus dem First Fill Bourbon-Fass. In der Nase gibt es Vanille, Karamell und sehr viel Torf, wobei sich mit der Zeit immer mehr Süße entwickelt. Am Gaumen geht es in eine ähnliche Richtung, wobei Müsli und Getreide hinzukommen. Michel war es sehr wichtig, bei dieser Abfüllung die Charakteristik der Destillerie einzufangen, so dass er eben diesmal kein Süßwein-Finish gewählt hat.

Das Finale war dann mit dem Calisto VIII ein echtes Brett. Sein Vorgänger Calisto VII war auch aufgrund seiner dunklen Farbe innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Seitdem wurde ein Händler von Michel übrigens nicht mehr beliefert, weil ihm nicht gefiel, dass die Stammkunden des Händlers nicht bedient wurden, die Flaschen dafür aber für ein Vielfaches des eigentlichen Preises bei ebay angeboten wurden. Der nun abgefüllte zwölf Jahre alte Caol Ila erhielt ein Finish im First Fill Ruby Port-Fass, fällt also naturgemäß nicht ganz so dunkel aus. In der Nase geht es mit Erdbeeren, Kirschen, viel Karamell, Mandeln und eher dezentem Rauch los, am Gaumen wird die Süße noch stärker, dazu kommt eine getorfte Erdbeerbowle und etwas Zitrusfrucht. Insgesamt gab es heute sehr tolle Abfüllungen ins Glas und ich freue mich auf zukünftige Bottlings, die dann übrigens über Kirsch Whisky an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Dort wird Michel ab Januar als Markenbotschafter tätig sein, dabei aber trotzdem den Hut für seine Marken aufbehalten. Tastings mit Michel in Hamburg wird es aber sicher auch in Zukunft geben. Zwei Plätze für mich und meine Frau würde ich gerne schon einmal vorab reservieren. Mein Dank geht trotz der anfangs erwähnten Kritik an das Getränke-Paradies Wolf und vor allem an Michel Reick für dieses extrem spannende Tasting. Ich bin und bleibe Fan von Scotch Universe.

Übersicht der verkosteten Whisky:

Alpha Centauri II (Glentauchers), Single Malt Scotch Whisky, Bourbon-Fass, 15yo, 49,8%, EUR 90,-
Tau Ceti I (Fettercairn), Single Malt Scotch Whisky, Jack Daniel´s Bourbon-Fass, 11yo, 53,5%, EUR 65,-
Antares II (Aultmore), Single Malt Scotch Whisky, PX Sherry-Finish, 10yo, 55,4%, EUR 80,-
Gliese II (Glenfarclas), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Madeira-Finish, 11yo, 58,3%, EUR 80,-
Hydra II (Glenturret/Ruadh Mor), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Ruby Port-Finish, 63,2%, EUR 70,-
Ganymed II (Bunnahabhain), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Bourbon-Fass, 58,1%, EUR 60,-
Callisto VIII (Caol Ila), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Ruby Port-Finish, 57,4%, EUR 95,-

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