Dienstag, 4. Februar 2020

Arran Master Class mit Global Brand Ambassador Mariella Romano (Rabbithole Hamburg)

Unmittelbar vor der diesjährigen Hansespirit in Hamburg lud Florian Weiß von Kammer Kirsch 30 Gäste ins Rabbithole ein. Diese gemütliche Location in unmittelbarer Nähe zur Reeperbahn öffnete an diesem Tag extra für uns etwas früher, damit Global Brand Ambassador Mariella Romano uns die neue Standard-Range von Arran vorstellen konnte und dabei auch die eine oder andere zusätzliche Überraschung einfließen ließ. Mariella hat ihre Wurzeln an der italienischen Amalfi-Küste, lebt aber schon einige Zeit in Großbritannien. Nachdem sie zunächst vorrangig auf Islay tätig war, wollte sie unbedingt für eine unabhängige Destillerie arbeiten. So kam schnell der Kontakt zu Arran zustande, obwohl sie bisher eher in torfigen Gefilden unterwegs war. An diesem tollen Spätnachmittag, durch den Mariella und viel italienischem Charme und Humor führte, lernten wir aber auch noch, dass auch die Insel Arran mittelfristig die Fans torfiger Tropfen glücklich machen kann.

Schon beim Betreten des Rabbitholes fühlte es sich ein wenig wie ein Klassentreffen an, denn mehrere bekannte Gesichter waren bereits anwesend. Schon vor einigen Tagen konnte man zum Beispiel bei Malte von Malte Talks Malts über die Veranstaltung lesen, Tobi von Barleymania wird bestimmt bald nachlegen. Um die zugegebenermaßen für mich sehr kurze Zeit bis zum Beginn zu überbrücken gab es zunächst einen Arran 10 mit Ginger Ale ins Glas. Bisher habe ich Ginger Ale eher mit milden Tropfen aus Irland kombiniert, aber auch mit dem Arran kann man sich das Warten mit diesem Drink in der Hand gefallen lassen. Danach gab es die erste Überraschung des Abends, denn wir durften vom Arran New Make mit 63,5% naschen. Das Destillat ist etwas weniger süß, dafür aber etwas würziger als ich es von anderen Destillerien kenne. In jedem Falle konnte man aber schon hier die hohe Qualität erkennen.

Der erste Whisky des Abends war dann schon ein echtes Highlights. Seit 1995 wird bei Arran destilliert, mit dem Single Cask 197 durften wir eines der ersten überhaupt befüllten Fässer der Destillerie probieren. Nach 23 Jahren im Barrel (mehr Informationen gab es leider nicht, ich tippe aber ganz stark auf Sherry) gab es viel Zitrus, tropische Früchte und eine schöne Würze, ohne dass das Fass dabei zu viel Holz abgegeben hätte. Nach diesem etwas ungewöhnlichen und leicht dekadenten Start ins Tasting folgte der aktuelle 10yo, der sich deutlich von seinem Vorgänger unterscheidet. Während der alte 10er eher Bourbon-lastig war, ist der Refill Sherry-Anteil nun bei 30% und nach der Vermählung folgen sechs Monate im First Fill Oloroso-Fass. Auch hier gab es wieder ausgeprägte Zitrusaromen, diesmal kombiniert mit etwas frischem Shortbread, einer leichten Nussigkeit und etwas Würze. Für rund EUR 30,- bekommt man hier wirklich einiges geboten. Mir persönlich hat der Whisky sogar etwas besser gefallen als das Single Cask.

Die nächste Altersstufe wird bei Arran mit dem 18er erreicht, der eine identische Zusammensetzung wie der 10er hat. Man merkt dem Whisky an, dass er etwas älter ist, denn er wirkt gesetzter und würziger, außerdem kommen deutlich mehr dunkle Früchte mit ins Spiel. Die Verwandschaft mit dem 10er kann er aber keinesfalls verbergen, denn das Grundprofil kann man schnell wiedererkennen. Der nächste Entwicklungsschritt folgt dann mit dem 21yo. Wieder sind die Zitrusfrüchte gut zu erkennen, aber auch die dunklen Früchte tauchen erneut auf. Dabei sind nun allerdings Würze und Nussigkeit noch etwas stärker ausgeprägt. Wenn ich diese drei Standards mit Altersangabe miteinander vergleiche, kann man die Weiterentwicklung über die Jahre im Fass sehr schön nachvollziehen. Mir persönlich hat trotzdem der 10er knapp vor dem 18er am besten gefallen. Der 21er ist zweifelsohne ebenfalls ein toller Whisky, kommt aber unter Berücksichtigung des Preises an die anderen beiden nach meinem Geschmack nicht heran.

Nach diesen drei Trinkstärken sollte es im Anschluss ein richtiges Brett geben. Mit dem Sherry Cask The Bodega möchte man die Fans von fassstarken Vollreifungen im Sherryfass für sich gewinnen. Gerade in Deutschland sind solche Abfüllungen besonders gefragt, was man unter anderem am Aberlour A´Bunadh erkennt. Dass der Whisky dabei etwas "drüber" ist, ist den Machern bewusst. Trotzdem kann man meiner Meinung nach - anders als bei einigen anderen Sherrybomben - den Brennereicharakter noch sehr gut erkennen. Dazu kommen dann aber natürlich die typischen Sherry-Aromen wie getrocknete Früchte, Würze und etwas Schokolade. Mir gefällt dieser Tropfen sehr gut. Bevor wir am Ende wieder in den Hamburger Regen entlassen wurde, gab es noch ein weiteres Highlight. Aus der vor einem Jahr neu eröffneten Lagg Distillery, die auf der anderen Seite der Insel liegt und für die torfigen Destillate zuständig sein wird, gab es einen New Make. Das sehr torfige Aroma vermischt sich mit einer deutlichen Fruchtigkeit, was schon erahnen lässt, dass in Zukunft auch tolle torfige Tropfen von der Insel auf uns warten wären.

Im Zuge der Neueröffnung der Lagg Distillery wurde übrigens die bestehende Brennerei in Lochranza Distillery umbenannt. Am Namen des Whiskys wird dies aber natürlich nichts ändern. Was aber anders geworden ist, ist neben der Zusammensetzung der Standards natürlich auch das Flaschendesign. Mir gefällt das klassisch-klare Design richtig gut, das im direkten Vergleich noch einmal zeigt, wie antiquiert das alte Design inzwischen wirkte. Besonders schön ist auch, dass nach und nach alle Flaschenbestandteile so konzipiert werden, dass Flasche und Korken vollständig recyclebar sind. Fans der alten Cask Finish Serie, die unter anderem Port-, Sherry- und Weinreifungen bot, müssen zukünftig übrigens auf diese zukünftig nicht verzichten, denn die Serie wird nicht verschwinden. Diese Sorge wurde mir an diesem Abend ebenfalls genommen, denn ab März werden die Cask Finishes ebenfalls im neuen Design wieder auf den Markt kommen.

Mein ganz herzlicher Dank geht an Mariella für das sehr unterhaltsame und informative Tasting. Gleichzeitig bedanke ich mich noch einmal bei Flo für die Einladung und natürlich beim Team des Rabbitsholes. Zwischendurch dachte ich, ich hätte beim Whisky Popcorn in der Nase, aber dieser Duft strömte vom Tresen in meine Nase, denn im Rabbithole werden die Gäste immer mit frisch zubereitetem Popcorn versorgt. Ein weiterer Grund, auch mal wieder außerhalb eines Tastings vorbeizuschauen. Mir hat das Tasting auf jeden Fall wieder einmal gezeigt, warum ich auch in der Vergangenheit schon immer gerne zu einem Arran gegriffen habe.






Übersicht der verkosteten Whiskys:

Arran 23yo 1995/2019 Single Cask #197, Single Malt Scotch Whisky, 23yo, 49,1%, ca. EUR 220,-
Arran 10yo, Single Malt Scotch Whisky, 10yo, 46%, ca. EUR 30,-
Arran 18yo, Single Malt Scotch Whisky, 18yo, 46%, ca. EUR 85,-
Arran 21yo, Single Malt Scotch Whisky, 21yo, 46%, ca. EUR 130,-
Arran Sherry Cask The Bodega, Single Malt Scotch Whisky, NAS, ca. EUR 45,-


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