Donnerstag, 6. Februar 2020

Hanse Spirit 2020 Tag 3 (Hamburg)

Vor einigen Tagen habe ich an dieser Stelle schon über die vielen Highlights der ersten beiden Tage auf der Hanse Spirit in der Hamburger Fischauktionshalle berichtet. Natürlich war ich auch am dritten Tag wieder am Start, denn viel zu viele spannende Tropfen warteten noch darauf, probiert zu werden. Inzwischen wusste ich ja bereits, welche Stände wo aufgebaut waren und konnte noch zielgerichteter meine schon vorab ausgeguckten Ziele ansteuern. Das hat mich aber natürlich nicht davon abgehalten, auf meinen Wegen immer mal wieder links und rechts zu schauen, ob ich nicht noch über andere interessante Tropfen stolpere. Dabei hat mich einmal mehr die Location absolut überzeugt. Mit dem tollen Ambiente der Fischauktionshalle können nur sehr wenige Whiskymessen in Deutschland mithalten.

Als meine Frau und ich kurz vor Messeöffnung ankamen, hatte ich bereits eine lange Schlange vor dem Eingang gebildet. So hatte man schon einmal einen Vorgeschmack darauf, dass der Samstag wieder der am stärksten frequentierte Tag sein würde. Trotzdem waren wir relativ zügig in der Fischauktionshalle und besuchten zunächst Norbert von der Whisky Experience in Hamburg, bei dem wir auch sehr regelmäßig an Tastings teilnehmen. Eigentlich wollte ich nicht mit einer Fassstärke starten, aber dann lächelte mich am Stand das diesjährige Special Release von Talisker an. 15 Jahre durfte dieser Tropfen im ausgebrannten American Hogshead verbringen. In der Nase wirkt der Whisky ungewöhnlich fruchtig und süß, bevor maritime Elemente hinzukommen. Am Gaumen startet der Whisky auch sehr spannend mit Frucht, Honig und Salz, je länger der Whisky jedoch im Glas bleibt, desto mehr gehen die Aromen zurück und machen den Tropfen für mich eher belanglos. Schade, das habe ich bei einem Whisky in dieser Form bisher noch nie erlebt.

Danach steuerten wir das Bremer Spirituosen Contor, wo an diesem Samstag Tobi von Barleymania ausnahmsweise hinter dem Stand unterwegs war. Dort waren natürlich wieder diverse Abfüllungen von Douglas Laing vorrätig, so dass ich mich für einen 22 Jahre alten Auchentoshan aus dem PX-Fass entschied, der mir mit seiner fruchtigen Süße sehr gut gefallen hat. Meine Frau musste natürlich nicht lange überlegen, was sie gerne ins Glas bekommen hätte, als sie einen Tropfen aus ihrem Jahrgang entdeckte. Ein 1979 gebrannter und vierzig Jahre später abgefüllter Cambus, also ein Single Grain, wusste mit viel Honig, Karamell und einer ausgeprägten Cremigkeit überzeugen. Schade, dass dieser Whisky mit knapp EUR 400,- nicht in meiner Preisklasse unterwegs ist.

Nach einer kurzen Mittagspause auf der Empore, wo es auch in diesem Jahr wieder ein ansprechendes Catering mit sehr fairen Preisen gab, machten wir uns auf den Weg zum Stand von Störtebeker. Diese Marke dürfte den meisten eher durch das Bier bekannt sein, das aus dem Norden Mecklenburg-Vorpommerns stammt. Dass von dort aber auch toller Whisky kommt, ist eher unbekannt, obwohl man auch in diesem Bereich schon über zehn Jahre Erfahrung mitbringt. Wer den Einsteiger, nämlich den drei Jahre alten Single Malt, probiert, hat einen guten Vorgeschmack, was Störtebeker auch im Spirituosenbereich zu leisten im Stande ist. Mit seiner ausgeprägten Malzigkeit, Honig und Vanille passt er meiner Meinung nach auch perfekt als Pairing zu einem leicht herben Bier. Darüber hinaus durfte ich verschiedene limitierte Editionen und Proben in Fassstärke probieren, dabei zog sich das Grundprofil mit Malz und Süße komplett durch, wurde aber immer wieder durch neue Aromen der verschiedenen Fässer wie Sherry, Rum, Brandy oder Laphroaig unterstützt. Am stärksten war meiner Meinung nach eine zehn Jahre alte Fassstärke aus dem Maulbeerbaum-Fass, der eine tolle Fruchtigkeit ins Glas zauberte. Sicherlich werde ich in Zukunft noch einmal ausführlicher über Störtebeker abseits vom Bier berichten.

Nachdem ich kurz vor der Hansespirit bereits eine Arran Master Class besuchen durfte, habe ich Global Brand Ambassador Mariella Romano am Stand von Kammer Kirsch wiedergetroffen. Spontan führte sie mich und einige andere aus der Gruppe, mit der ich unterwegs war, noch einmal durch eine Auswahl an Abfüllungen der Destillerie. Mit dem 18er und dem Sherry Cask The Bodega kannte ich zwei der vier Abfüllungen schon, aber beide haben mir wieder ausgesprochen gut gefallen. Der fassstarke Quarter Cask The Bothy reifte zunächst in Bourbon-Fässern, bevor er in die kleineren Quarter Casks umgefüllt wurde. Herausgekommen ist ein Whisky, der mit einer Mischung aus Zitrusfrüchten, Honig, Vanille und Würze spielt. Als ganz besonderes Highlight gab es abschließend noch ein exklusiv für Deutschland abgefülltes Pinot Noir Cask, Zu den üblichen Zitrusfrüchten kommt hier eine volle Ladung Kirschen, Johannisbeeren und Erdbeeren in Kombination mit einer tollen Würze. Ich ärgere mich noch immer ein wenig, dass ich mir davon keine Flasche mitgenommen habe.

Beim weiteren Schlendern über die Messe traf ich Bastian, der mich in der Vergangenheit schon oft am Stand von Schlumberger mit tollen Penderyns versorgt hat. Zwar hatte er diesmal keine neuen Abfüllungen dabei, dafür konnte er mich aber an seine Kollegin Silvia verweisen, die für Kavalan mit am Stand war. Über den Kavalan Rum Cask aus der German Selection by Schlumberger habe ich ja unmittelbar nach der Messe bereits ausführlich berichtet, ich durfte aber noch drei weitere Solisten probieren. Zuletzt hatte ich auf einer anderen Veranstaltung ein extrem dunkles Sherryfass von Kavalan im Glas, das sogar mir etwas zu sehr "drüber" war, das galt für die diesmal verkosteten Tropfen definitiv nicht. Der Vinho Barrique bot eine tolle Mischung aus Süße und dunkler Frucht, während der Fino Sherry Cask mit etwas helleren Früchten und mehr Trockenheit unterwegs war. Ein echtes Highlight war dann aber der extrem cremige Amontillado, der fast wie Sirup auf der Zunge lag mit seiner Mischung aus dunklen Früchten, Karamell und vielen Nüssen.

Als letzte Station der Messe steuerte ich dann Cley Whisky aus den Niederlanden an, wo Destillateur Paul Den Dulk persönlich die von ihm produzierten Tropfen ausschenkte. Vorgestellt wurden ein Single Malt und ein Malt & Rye jeweils in Trink- und Fassstärke. Darüber hinaus gab es zwei Gins, von denen einer noch eine kurze Zeit im Fass verbringen durfte. Der Single Malt gefiel mir mit seinen Vanille- und Fruchtaromen sehr gut, wobei natürlich die Fassstärke deutlich intensiver daherkam. Der Malt & Rye gefiel mir sogar noch etwas besser, weil durch die Mischung der Getreidearten noch mehr Vielschichtigkeit ins Spiel kam. Alle vier Tropfen werde ich in Kürze noch einmal ganz ausführlich hier auf Drams United vorstellen.

Mit vielen tollen Eindrücken und einer langen Wunschliste im Kopf verließen wir dann kurz vor dem Auskehren die Messe. Mir hat das Messewochenende mal wieder richtig gut gefallen, weil einfach alles passte. Die Location ist perfekt für eine Whiskymesse, es gab viele spannende Stände und ich habe viele bekannte Gesichter getroffen. Noch mehr Spaß macht so ein Wochenende natürlich, wenn man mit Freunden unterwegs ist, und auch das konnte meine "Heimspiel-Messe" bieten. Ich freue mich schon auf 2021, wenn ich definitiv wieder am Start sein werde. Mein ganz herzlicher Dank geht an alle Aussteller, vor allem aber natürlich auch an Chris und sein Team. Ihr habt alle hart gearbeitet, damit wir als Gäste ein tolles Wochenende hatten.

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