Freitag, 1. Mai 2020

Blinder Tanz in den Mai: Grant´s Cask Editions Rum Cask Finish, Best Dram Invergordon 10yo und Balblair 9yo sowie Ardbeg Wee Beastie

Das öffentliche Leben steht leider noch immer mehr oder weniger still, aber ich möchte nicht darauf verzichten, mit Freunden gemeinsam einen spannenden Whisky zu verkosten. Was liegt da näher, als einen blinden Tanz in den Mai zu organisieren. Eingeladen dazu habe ich meine beiden Blogger-Kollegen Tobi von Barleymania und Malte von Malte Talks Malts. Im Vorwege habe ich den beiden vier Samples zukommen lassen, die wir dann im Chat gemeinsam verkostet haben. Zwei der vier Abfüllungen hatte ich vorher auch noch nicht probiert, so dass ich an die beiden mittleren Abfüllungen ebenfalls komplett unvoreingenommen gehen konnte. Die Nummer eins stammt dabei aus dem günstigeren Segment, die Nummer vier habe ich vor einigen Tagen schon an dieser Stelle vorgestellt. Das reicht aber als Spoiler, die offizielle Auflösung gibt es erst am Ende des Artikels. Oder in der Überschrift. Oder im Bild...

Für den Einstieg habe ich einen recht günstigen Whisky ausgewählt, den ich nach dem letzten Whisky Festival im Bordershop auf Puttgarden einfach mal blind mitgenommen habe. Bei EUR 22,- für einen Liter tut es auch nicht weh, wenn der Whisky nicht schmeckt und anschließend im Essen oder sogar in der Cola landet. Malte startet hier mit Bananen und Lösungsmittel in der Nase, während meine Frau, die beim ersten Dram noch dabei ist, eher auf Apfel und Mandarine geht. Tobi erkennt noch gezuckerte Beeren und kräftige Milchschokolade. Geschmacklich haben wir uns letztlich irgendwo bei abgelaufenen Multivitaminbonbons eingependelt, die schon etwas Fruchtigkeit verloren haben. Tobi ist ein echter Fan vom Zusammenspiel von Frucht und Schokolade geworden. Für den günstigen Preis bekommt man beim Grant´s mit Rum Cask Finish aber tatsächlich mehr geboten, als ich erwartet hätte. Für mich ein echter Geheimtipp für Einsteiger. Kein übermäßig komplexer Whisky, aber ein schöner Einstieg in den Abend.

Es folgen zwei Tropfen von unserem Lieblings-Druiden Michel Reick aus der Best Dram-Reihe. Beim Invergordon legt Malte los mit erdigen Noten, viel Karamell und Cold Brew Coffee und tippt zunächst auf ein Wermut-Finish, liegt damit aber nicht ganz richtig. Vor allem auf Karamell und Kaffee konnten wir uns alle einigen, Tobi hat außerdem Kokosraspel und rote Früchte. Dabei denkt er sofort an einen Grain vom Druiden und liegt damit ziemlich gut im Rennen. Bei Malte war auch noch von Hustensaft die Rede, was ich absolut nachvollziehen kann. Ich erkenne auch zahlreiche rote Früchte, dabei kommen aber auch Kaffee, Schokolade und vor allem viel Würze mit ins Spiel. Mir persönlich ist das fast schon ein wenig zu viel Würze vom PX, Malte und Tobi geben ein ähnliches Fazit ab. Sicherlich ein spannender Tropfen, der aber bestimmt viel Zeit im Glas verträgt, um sich etwas zu entwickeln.

Beim folgenden Balblair waren die beiden Teilnehmer, die blind unterwegs waren, wieder etwas weiter von der Wahrheit entfernt. Vor allem Skandinavien mit Mackmyra und High Coast standen hier ganz oben auf der Liste der Tipps, wobei auf ein sehr kleines und aktives Fass spekuliert wurde. Sollte es sich um einen Schotten handeln, so war vor allem Tobi von einem weitaus älteren Tropfen überzeugt als den tatsächlichen neun Jahren. Insgesamt zeigt sich der Whisky sehr wandelbar. Während in der ersten Minute noch Keksteig da ist, verschwindet er in der nächsten Sekunde gleich wieder. Bei Malte tauchen noch Haribo Pfirsichringe auf, bei Tobi kommt eher etwas Cayennepfeffer durch. Süße Paprika kann ich auch erkennen, dazu kommen vor allem viel Süße und Karamell. Ich fühle mich an Fudge mit Ingwerstückchen erinnert. Später kommt bei Tobi auch noch Liebstöckel hinzu und das Whisky-Chamäleon ist geboren. Dieser Whisky war mein persönlicher Favorit des Abends.

Zum Finale gibt es einen Whisky, den ich vor einigen Tagen schon hier auf Drams United vorgestellt habe und den Malte und Tobi beide zu ihrem Favoriten des Abends gekürt haben. Schon als Malte vor einigen Tagen die Samples ausgepackt hat, schickte er mir eine Nachricht, dass er sich sicher sei, dass das letzte Sample aufgrund der Farbe das Wee Beastie sein muss. Hätte ich doch bloß einen Tropfen Zuckerkulör mit in die Flasche getan... Malte hat hier in der Nase viel Vanillesüße, bei Tobi kommt Kaminholz dazu. Für mich gibt es eine gesunde Mischung aus Rauch, Süße und Kräutern, während Tobi seine Gedanken kurz zum Four von St. Kilian abschweifen lässt. Trotzdem sind Malte und Tobi am Ende ziemlich sicher, dass es sich um das Wee Beastie handelt und liegen damit natürlich richtig. Insgesamt hat mir der Abend richtig viel Spaß gemacht und der blinde Tanz wird bestimmt wiederholt. Vielen Dank an Malte und Tobi, dass Ihr dabei wart!

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Grant´s Cask Editions Rum Cask Finish, Blended Scotch Whisky, Rum Cask Finish, NAS, 40%, ca. EUR 22,- (1l)
Invergordon 10yo (Best Dram), Single Grain Scotch Whisky, First Fill PX Sherry Cask Finish, 10yo, 54%, ca. EUR 62,-
Balblair 9yo (Best Dram), Single Malt Scotch Whisky, First Fill PX Herry Hogshead Finish, 9yo, 58,3%, ca. EUR 82,-
Ardbeg Wee Beastie, Single Malt Scotch Whisky, 5yo, 47,4%, ca. EUR 38,-

Die beiden Abfüllungen von Best Dram wurden mir freundlicherweise von Kirsch Whisky - The House of Whiskies bzw. Michel Reick kostenlos zur Verfügung gestellt.

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