Mittwoch, 29. September 2021

Besuch bei der Scriptor Brennerei in Karlsruhe

Auch an unserem zweiten Tag in Karlsruhe stand ein Destilleriebesuch auf dem Plan. Nachdem wir uns Vormittags den Zoo angesehen hatten und später noch etwas Zeit im Park am Schloss verbrachten, ging es am Nachmittag dann zu Scriptor, wo uns Michael Schreiber und seine Tochter Judith erwarteten. Hier unternahmen wir eine kleine Reise durch das Sortiment der Brennerei und durften einen Blick auf die Brennanlage werfen. Hier ist sogar im Vergleich zu vielen anderen deutschen Brennereien alles eine Nummer kleiner, aber das macht letztlich auch den Charme aus. An der Straße steht ein Tisch mit Obst, das man gegen Zahlung in eine Vertrauenskasse mitnehmen kann. Kommt man auf den Hof, findet man mehrere Tonnen, in denen Obst für verschiedene Brände fermentiert und im Fenster hängt ein Schild, dass man auch außerhalb der eigentlichen Öffnungszeiten klingeln kann. Kommt innerhalb von drei Minuten niemand, dann ist offenbar niemand zu Hause. Da wir uns glücklicherweise angemeldet hatten, war jemand zu Hause, so dass wir eine unterhaltsame Stunde in der kleinen Destillerie verbringen durften.


Nach der freundlichen Begrüßung sahen wir uns zunächst etwas im Shop um. Aktuell bietet die Brennerei rund 100 Produkte an, darunter derzeit 14 verschiedene Whisky-Abfüllungen. Hierbei handelt es sich in aller Regel um Einzelfassabfüllungen, da die Produktionsmengen nach wie vor sehr gering sind. Nur in einigen wenigen Fällen wurden Fässer miteinander verblendet, zum Beispiel dann, wenn die Fässer zu klein waren oder zu wenig Inhalt zur Verfügung steht. Neben dem Whisky-Sortiment gibt es aber auch noch diverse fassgelagerte Brände, Liköre, Geiste und Gin. Tatsächlich dürfte hier für jeden Geschmack etwas dabei sein. Meine Frau und ich konzentrierten uns aber auf den Whisky, denn bei dieser Spirituose fühlen wir uns einfach mit Abstand am meisten zu Hause. 

Gebrannt wird bei Scriptor auf einer kleinen Blase von Ulrich Kothe mit einem Fassungsvermögen von 145 Litern. Diese befindet sich direkt neben dem Verkaufsraum und natürlich durften wir auch hier einen kurzen Blick riskieren. Nach dem Brennvorgang verbleiben ungefähr 15 Liter New Make, allerdings bereits nach dem Reduzieren auf einen Alkoholwert von 63%, denn damit kommt der New Make letztlich ins Fass. Verwendet werden hauptsächlich Fässer mit einem Fassungsvermögen zwischen 20 und 50 Litern, wobei diese ganz unterschiedliche Vorbelegungen hatten. Somit sind meist zwei bis drei Brennvorgänge für die Befüllung eines Fasses notwendig. Insgesamt lagern im Keller aktuell rund 60 Fässer, die auf ihre Abfüllung warten.

Natürlich durften wir aber auch das eine oder andere Produkt probieren. Los ging es mit dem Großherzogtum Baden, der seine komplette Reifezeit in einem Portfass verbrachte. Das hat dem Whisky natürlich seinen Stempel aufgedrückt, so dass süße Beeren, Kirschen und etwas Würze erkennbar sind. Der folgende Triple Wood hat dem Namen entsprechend drei verschiedene Fässer durchlaufen, nämlich Oloroso, Limousin-Eiche und schwäbische Eiche. Damit hat er eine andere Fasszusammensetzung als sein Vorgänger, der tendenziell eher süße Weinfässer von innen gesehen hat. Beim aktuellen Triple Wood ist daher aber logischerweise etwas mehr Holz im Spiel, was hier aber nicht störend wirkt. Vielmehr steht eine ausgeprägte Süße im Vordergrund, wenn man dem Whisky ausreichend Zeit im Glas lässt. Im Anschluss gab es für meine Frau noch das Islay Fass, das einen dezenten Rauch und viel Süße mitbringt. Ich bekam zeitgleich den Rhenus ins Glas, einen Whisky, für den die lokale Gerste über Buchen- und Eichenrauch getrocknet wurde, was für ein spannendes Schinkenaroma gesorgt hat. Außerdem bringen die Reifung in getoasteter Eiche und Dornfelder-Fass eine schöne Fruchtigkeit mit.

Zum Abschluss gab es dann noch den noch recht neuen und auf nur 204 Flaschen limitierten Five Casks, der dann tatsächlich auch mein Favorit des Tages war. Hier kamen Limousineiche, amerikanische Eiche, ein Oloroso-Fass, deutsche Eiche und ein Rum-Fass zum Einsatz. Das hat für eine spannende Komplexität gesorgt. Da ich eine Flasche mit nach Hause genommen habe, wird es in den nächsten Wochen hier noch eine ausführliche Vorstellung dieses Tropfens geben. Gleiches gilt für eine Abfüllung aus einem kleinen Rum-Fass, die es eigentlich exklusiv auf der Whisky Spring in Schwetzingen gab, von der ich aber noch eine 10cl-Flasche mit auf den Weg bekommen habe. Meiner Frau und mir hat der Besuch bei Scriptor viel Spaß gemacht und ich freue mich darauf, meine eingekauften Flaschen zu Hause aufzumachen. Abschließend möchte ich natürlich auch noch Danke dafür sagen, dass sich Judith und Michael so viel Zeit für uns genommen haben.

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