Freitag, 22. Oktober 2021

Online-Tasting Dolleruper Destille (mit Simple Sample)

Die Jungs von Simple Sample haben mal wieder zum Tasting geladen und sich dafür wieder einen spannenden Gast mit ins Boot geholt. Da es diesmal um die Abfüllungen der Dolleruper Destille aus der Nähe von Flensburg gehen sollte, war Paul Hahlbohm dabei, der nicht nur als unabhängiger Abfüller für Paul´s Prime verantwortlich ist, sondern seit einem guten halben Jahr auch für die Dolleruper Destille u.a. im Bereich Vertrieb und Marketing tätig ist. Im Sommer hatte ich der Brennerei ja gemeinsam mit meiner Frau einen Besuch abgestattet, daher waren nicht alle Abfüllungen des Tastings neu für mich, was aber überhaupt nicht schlimm ist, weil ich gerne ursprüngliche und aktuelle Gedanken zu den Abfüllungen vergleiche. Zu drei Whiskys gesellten sich in diesem Tasting aber auch zwei Rum-Abfüllungen aus dem hohen Norden. Die kannte ich tatsächlich noch nicht und auf die war ich besonders gespannt.


Den Anfang macht zunächst einmal der Neptuns Rhum, der in zwei Varianten vertreten ist und mit einem Alkoholgehalt von jeweils 42% einen guten Start in den Tasting-Abend bietet. Der Name leitet sich dabei vom Segelschiff Neptunus ab, welches das erste Segelschiff war, das eine Lieferung Rum nach Flensburg brachte. Da außerdem der Rum aus Zuckerrohrsaft hergestellt wird, also nach dem Produktionsprinzip des Rhum Agricole, hat das Wort Rum auch noch ein "h" spendiert bekommen. Der Rum wird in Dollerup gebrannt und rund vier Jahre im Warehouse an der Schlei gelagert. Den Abfüllungen wird kein Farbstoff und vor allem auch kein Zucker zugesetzt. Der Neptuns Rhum wirkt in der Nase frisch und grasig, gleichzeitig tauchen aber unreife Bananen und Birnen auf. Auch am Gaumen wirkt der Rum zunächst recht mild, dann kommen aber sehr schnell Zitrusaromen und Vanille zum Vorschein, dahinter verbergen sich eine leichte Schärfe sowie ein leichtes Kräuteraroma. Der folgende Neptuns Dark Rhum stammt aus deutlich stärker getoasteten Fässern und wirkt erneut sehr vanillig, gleichzeitig aber auch etwas süßer. Anstelle der grünen Banane gibt es nun eine überreife, dazu kommt außerdem flambierte Ananas. Am Gaumen wirkt der Dark Rhum cremiger und vanilliger, erst am Ende kommt etwas Eiche ins Spiel. Tatsächlich gefällt mir der Dark etwas besser als die helle Variante.

Der Übergang in die Whisky-Welt soll nun mit dem Corn Whisky gelingen, der ca. 3,5 Jahre alt ist und aus einem frischen Kirschweinfass stammt. Diesen Whisky hatte ich ja schon bei meinem Besuch vor Ort probiert und nach wie vor finde ich ihn speziell, mir gefällt er aber sehr gut. Ich erkenne Kirschlollis und Marzipan, am Gaumen dann noch ergänzt durch Kaffee. Auch im Tasting ist das Feedback zu dieser Abfüllung gemischt, aber neben einigen kritischen Stimmen gibt es hier auch sehr viel Zuspruch. Danach folgten die für Simple Sample obligatorischen sieben Minuten Pause in der Mitte des Tastings, bevor die beiden Malt Whiskys ins Glas kommen sollten. Beide SPX haben zwei Jahre in Heavily Toasted Fresh French Oak verbracht und sind anschließend in PX-Fässer umgezogen. Die ungetorfte Variante bietet vor allem viel Vanille, gleichzeitig aber auch eine gute Portion Eiche. Etwas Kirsche und Beeren mischen sich außerdem mit einer leichten Nussigkeit. Die Assoziation einiger Teilnehmer in Richtung Kinderknete kann ich gut nachvollziehen, was ich gar nicht negativ meine. Am Gaumen wird es dann deutlich süßer und es kommt ein sehr ausgeprägtes Kirscharoma zum Vorschein. Außerdem erkenne ich eine schöne Cremigkeit mit Fruchtaromen wie auf einem frischen Kopenhagener. Da Paul einen Schuss Wasser empfiehlt, versuche ich das natürlich auch, allerdings wird er mir dann deutlich zu herb und die Eiche viel zu prägnant.

Das Finale bildet dann der rauchige SPX, also das Schwesterfass zur vorherigen Abfüllung mit grundsätzlich identischen Rahmenbedingungen. Auf mich wirkt der Whisky heute tatsächlich etwas rauchiger als bei meinem Besuch in der Destillerie vor einigen Monaten. Erst nach einigen Minuten kommen die Früchte zum Vorschein, dazu taucht eine gute Portion Schokolade auf, die mit Rauchsalz bestreut wurde. Am Gaumen startet es dann fruchtig mit verschiedenen Beeren und Kirschen, bevor der Rauch wieder zum Vorschein kommt. Im Hintergrund schwingen eine leichte Kräuternote sowie die Sherry-Würze mit. Für mich auf jeden Fall der stärkste Whisky des Abends, obwohl meine heutige Tagesform die Raucharomen etwas mehr in den Vordergrund bringt als im Sommer, als ich den Whisky zuletzt im Glas hatte. Mir hat es heute viel Spaß gemacht, einige neue Abfüllungen der Dolleruper Destille kennenzulernen und gleichzeitig meine Erinnerungen an andere Abfüllungen aufzufrischen. Und wenn man hört, dass die Destille vor Kurzem unter anderem ein paar Ahornsirup-Fässer aus Kanada ergattern und inzwischen befüllen konnte, dann hat man einen guten Eindruck davon, dass uns sicherlich noch spannende Tropfen aus Dollerup erwarten werden.

Übersicht der verkosteten Abfüllungen:

Neptuns Rhum, Rhum Agricole, 4yo, 42%, EUR 49,-
Neptuns Dark Rhum, Rhum Agricole, 4yo, 42%, EUR 49,-
Dolleruper Corn Whisky, Corn Whisky, Kirschweinfass, 3yo, 46%, EUR 39,- (0,5l)
Dolleruper Molt Whisky Typ SPX, Single Malt Whisky, französische Eiche und Finish im PX Fass, 4yo, 57,6%, EUR 79,- (0,5l)
Dolleruper Molt Whisky Typ SPX rauchig, Single Malt Whisky, französische Eiche und Finish im PX Fass, 4yo, 52,4%, EUR 79,- (0,5l)

Ich wurde freundlicherweise von Simple Sample kostenlos zum Online-Tasting eingeladen.

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