Sonntag, 26. März 2023

Union Distillery 5yo (Cadenhead´s)

Erst einmal vorab: Die Entscheidung, dass die europäischen Cadenhead´s Shops schließen bzw. sich mindestens in der Ausrichtung umorientieren müssen, finde ich nach wie vor sehr schade. Das gilt für uns als Konsumenten genauso wie für die Inhaber der verschiedenen Shops. Ich war im Februar im Shop in Dänemark und die Inhaberin war schon sehr wehmütig, weil sie sich über viele Jahre sehr verbunden mit Cadenhead´s gefühlt hat. Sie wird den Laden nun an neue Besitzer weitergeben, damit zumindest weiterhin guter Whisky in der Stadt verkauft wird. Auch für die Inhaber vom Berliner Shop finde ich es sehr schade. Ich habe es immer genossen, an den Tastings im Laden teilzunehmen oder auf Messen viel Zeit am Stand zu verbringen. Aber man muss nach vorne sehen, auch der Berliner Laden wird mit einer Neuausrichtung weitermachen. Und dass Cadenhead´s tolle Whiskys abfüllt, bleibt unabhängig von der Entscheidung, die europäischen Shops nicht mehr zu beliefern, definitiv bestehen. Bei meiner letzten Bestellung in Berlin zumindest war ein Blindkauf aus Brasilien dabei, mit dem ich mich heute ausführlich beschäftigen möchte. Single Malt aus Brasilien? Ja, das gibt es. Nämlich von der Union Distillery aus der brasilianischen Kleinstadt Veranopolis. Die Flasche habe ich schon vor einigen Wochen geöffnet, heute will ich aber ins Detail einsteigen.








Auf einen Blick

DestillerieUnion Distillery

AbfüllerCadenhead´s

AbfüllungUnion 5yo

ArtSingle Malt Brazilian Whisky

RegionBrasilien

Alter5yo

Alkoholgehalt58,4%

FassBourbon Barrel

Inhalt0,7l

PreisklasseEUR 50,-




Nase:

Sehr süß und nussig geht es in der Nase los. Dabei erkenne ich Marzipan genauso wie Mürbeteigkekse, Waldhonig und erdige Aromen. Dahinter verbirgt sich eine medizinische Note, die mich an Laphroaig erinnert, aber hier sind die torfigen Noten gänzlich ausgespart. Mit der Zeit kommen Tannenzapfen und eine dezente Eichennote zum Vorschein, die sich gut mit den süßen Noten verbinden. Dazu kommt später noch die Schale einer frisch geknackten Walnuss in Verbindung mit etwas Salz.

Mund:

Auch am Gaumen geht es nussig-süß los, wobei das Marzipan nun einer Mischung aus Hasel- und Walnüssen weichen muss, die aber leicht karamellisiert wurden. Erstmals entdecke ich hier nun einen leichten Rauchanteil, der aber sehr gut zu den nussigen Aromen passt. Tatsächlich kommt mir auch hier wieder die medizinische Note vom Laphroaig in den Sinn, die mir aber beim Union deutlich besser gefällt als beim schottischen Pendant. Etwas Salz, ein Apfel und eine leichte Zitrusnote runden das Geschmacksprofil ab.

Abgang:

Der Abgang fällt lang aus und startet mit Pfeffer und Nüssen, danach kommt die medizinische Note wieder dezent zum Vorschein. Am Ende bleibt eine Mischung aus Eiche und Grapefruit hängen, was zu einem sehr trockenen Mundgefühl führt.


Fazit:

Wer mich kennt, der weiß, dass ich mit Laphroaig nicht so richtig viel anfangen kann. Deshalb ist es ein großes Lob, wenn ich sage, dass dieser Union für mich die schmackhafte Variante eines Laphroaigs ist. Die Nase startet erdig und süß in Kombination mit nussigen Aromen. Was sich aber komplett durchzieht ist die leichte medizinisch-salzige Note, die ich grundsätzlich eher Islay-Whiskys zuordnen würde. Offenbar hat der Whisky einen gewissen Rauchanteil, der am Gaumen und zum Teil auch im Abgang spürbar ist, der zum Ende hin durch die Eichen- und Grapefruitaromen sehr trocken wird. Blind hätte ich darauf getippt, dass ich hier einen ungetorften oder maximal leicht getorften Islay-Whisky im Glas habe, aber der Union ist für mich definitiv die bessere Alternative eines Laphroaigs, bei dem sogar die medizinischen Noten, die eigentlich gar nicht mein Fall sind, Spaß machen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen