Der Hamburger Stadtteil St. Pauli ist bunt. Er ist sogar so bunt, dass dort auch in der Kirche einiges anders läuft, als dies in anderen Gemeinden üblich ist. So gibt es hier mit Sieghard Wilms einen Pastor, der bereits seit 25 Jahren mit einem Mann zusammenlebt und ganz offen damit umgeht. Das ist zwar etwas, das meiner Meinung nach keine Rolle spielen sollte, aber selbst für die evangelische Kirche ist es auch heute noch zumindest ungewöhnlich. Gleichzeitig setzt sich Sieghard Wilms enorm für die Menschen auf St. Pauli ein. Dazu gehört eben eine sehr bunte Gesellschaft vom Künstler über die Dame aus der Herbertstraße bis hin zu Obdachlosen, Drogendealern und Flüchtlingen. Da sammeln sich in 18 Jahren als Pastor auf St. Pauli einige Geschichten an, die er ebenfalls in einem ungewöhnlichen Rahmen zu erzählen wusste. Gemeinsam mit Uwe Christiansen, der gleich um die Ecke seine Kultkneipe Christiansen´s betreibt, und Markenbotschafter für Glenfiddich und Balvenie Markus Heinze lud er über 30 Whisky-Fans in seine Kirche ein, um Geschichten aus der Gemeinde mit spannenden Tropfen zu verbinden.
Treffpunkt für den Abend war dann auch Uwes Kneipe, wo es eine kurze Begrüßung und natürlich auch einen ersten Whisky gab. Zunächst blind ausgeschenkt rätselten viele, was denn da im Glas sein könnte. Mir persönlich gefiel der Dram, nur hatte er etwas zu wenig Kraft. So war die Überraschung nicht sonderlich groß, als Markus auflöste, dass es sich um den Glenfiddich 15yo Solera Reserve handelte, da mir die Standard-Range von Glenfiddich mit dem 12er, dem 15er und dem 18er trotz des Supermarkt-Images sehr gut gefällt, obwohl der Alkoholgehalt mit jeweils 40% für meinen persönlichen Geschmack zu niedrig gewählt wurde. Trotzdem findet sich der 15er regelmäßig in den Top Ten der meistverkauften Whiskys, so dass man hier eine echte Cash Cow hat. Für Markus ist der 15er das Fundament der gesamten Range, weil durch seinen Erfolg erst die vielen anderen, zum Teil sehr experimentellen Abfüllungen möglich gemacht werden. Das Solera-Verfahren hat man sich übrigens in Spanien abgeguckt. In einem 38.000l-Fass werden verschiedene Whiskys mit unterschiedlichen Altersstufen vermählt, wobei seit 1998 nie mehr als 50% des Fassinhaltes entnommen wurde.
Nachdem wir dann anschließend in die nahegelegene St. Pauli Kirche umzogen, wurden wir von Pastor Sieghard Wilms begrüßt, der über den Abend hinweg viele interessante Geschichten zu erzählen wusste. So berichtete er beispielsweise von Brautpaaren aus der Gastro-Szene, die schon stark alkoholisiert zur Trauung erschienen, so dass man Angst haben musste, dass sie überhaupt bis zum Ende der Zeremonie auf den Beinen bleiben. Eine andere Braut ist mit ihren High Heels im Gitter vor dem Kircheneingang hängengeblieben und konnte sich zunächst nicht befreien. War das ein Zeichen von oben? Auch dass die falsche Kirche im Stadtteil angesteuert wurde, soll vorgekommen sein. Alles in allem sind aber die Trauungen immer gut zu Ende gebracht worden. Ob die daraus resultierenden Ehen dann aber auch immer gehalten haben, ist leider nicht überliefert.
Zwischendurch erhielten wir noch zwei weitere Abfüllungen von Glenfiddich ins Glas, die beide aus der Experimental Series stammen. Für den IPA hat man sich eine kleine Brauerei aus dem Nachbarort gesucht, die ein Bier entwickelt hat, das auf die DNA von Glenfiddich zugeschnitten ist. Geleerte Glenfiddich-Fässer aus amerikanischer Eiche werden an die Brauerei geliefert, dort mit dem Bier befüllt und anschließend wieder an Glenfiddich zurückgegeben. Hier kommt der ursprüngliche Whisky noch einmal für zwölf Wochen in die Fässer. Dieser Zeitraum erscheint recht kurz, aber nur so kann man vorrangig die Hopfenaromen aus dem Holz ziehen, während die Bitternoten nicht mit auf den Whisky übertragen werden. Danach folgte der Fire & Cane, einer rauchigen Variante, die ein Finish im Rumfass erhalten hat. Da man jedoch nur eine dezente Torfnote im Whisky haben wollte, wurden Whisky aus mit 30 bis 35ppm getorfter Gerste und ungetorfter Whisky in gleichen Mengenverhältnissen miteinander vermählt.
Während wir unseren Whisky tranken, erfuhren wir auch, warum es in der Kirche keine Bänke gibt. Das hat den einfachen Grund, dass man mit Stuhlreihen einfach deutlich flexibler sein kann. Als 2013 besonders viele Flüchtlinge, die in Italien nicht bleiben durften, nach Hamburg kamen, hat Pastor Wilms diesen kurzerhand in der Kirche eine Übergangsheimat geschaffen. Das sorgte zwar für reichlich Sprengstoff im Zusammenspiel mit Senat, Polizei und linken Demonstranten, letztlich hat er es aber geschafft, viele der Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren. In dieser Zeit ist auch der Fußballverein FC Lampedusa entstanden, den es auch heute noch gibt und an den in der Kirche mit einem Fanschal und den ersten gewonnenen Pokalen erinnert wird. Darüber hinaus ist die Kirche aber auch offen für andere Veranstaltungen, so dass man beispielsweise Folk Dance anbietet und beim Reeperbahn Festival ebenfalls seine Tore öffnet. Außerdem gibt es jährlich eine große Weihnachtsfeier mit mehreren Tischen, an denen Originale vom Kiez Platz nehmen.
Natürlich hatte aber auch Markus noch weiteren Nachschub für uns, denn er repräsentiert neben Glenfiddich auch die Destillerie Balvenie, die er uns ebenfalls vorstellen wollte. Wie bei Glenfiddich wurden bei Balvenie direkt nach der Gründung zunächst Brennblasen aus zweiter Hand verwendet. Während man das Equipment bei Glenfiddich zunächst bei Cardhu für knapp GBP 120,- einkaufte, bediente man sich bei Balvenie bei Lagavulin und Glen Albyn. Ziel war, dass sich die beiden Whiskys deutlich voneinander unterscheiden sollten, um auch ausreichend Möglichkeiten für Blends zu haben. Inzwischen wurde in den Lowlands übrigens mit Girvan auch noch eine Grain Destillerie eröffnet, um weiterhin flexibel zu bleiben. Ins Glas gab es dann aber zunächst den Balvenie 14 Caribbean Cask, der ähnlich wie der Fire & Cane ein Rumfinish erhalten hat, das in diesem Fall aber nur wenige Monate lang ausgefallen ist. Danach gab es einen Balvenie Double Wood 17yo. Der Double Wood, der zunächst als 12yo-Version erhältlich war und immer noch ist, feierte im letzten Jahr sein 25jähriges Jubiläum. Balvenie gehörte somit zu den ersten Destillerien, die überhaupt bewusst mit zwei unterschiedlichen Fassarten bei einer Abfüllung gearbeitet haben. Im vergangenen Jahr gab es dann auch eine 25yo-Variante, die aber inzwischen schon wieder vergriffen ist. Abschließend folgte noch der Balvenie Port Wood 21yo, der zwar schöne Fruchtaromen zu bieten hatte, mir persönlich aber im Laufe der Jahre etwas zu viel Eiche aufgenommen hat.
Zwischendurch wurden wir vom Fischmarkthändler Hartmut mit ausgesprochen leckeren Stullen versorgt, bei denen für jeden Geschmack etwas dabei war. Mir hat besonders der Graved Lachs sehr gut gefallen, es gab aber auch Räucherlachs, grobe und feine Leberwurst und Käse. So hatte der viele Whisky im Bauch auf jeden Fall sehr gute Gesellschaft. Pastor Wilms erzählte uns währenddessen vom Wandel auf dem Kiez. So machte er kein Geheimnis daraus, dass man auch heute noch jede Droge, die man sich vorstellen kann, innerhalb kürzester Zeit bekommen kann. Stolz ist er aber darauf, dass seine Kirche inzwischen so respektiert ist, dass in Kirchennähe grundsätzlich nicht mehr gedealt wird. Auch gab er uns den Tipp, dass man zwischen 02:00 Uhr und 06:00 Uhr durchaus Gefahr läuft, ausgeraubt zu werden, zu allen anderen Zeiten ist es aufgrund der inzwischen erhöhten Polizeipräsenz eher unwahrscheinlich, dass dies passiert. Aber auch anhand von Taufen kann man den Wandel erkennen. Während früher die Anmeldung von Kindern zur Taufe Frauensache war und nicht selten der Mann mit laufendem Motor, heruntergelassener Scheibe und Kippe im Mundwinkel schimpfend vor der Kirche wartete, kommen die Eltern heute eher gemeinsam und haben sich im Vorwege schon ausreichend Gedanken gemacht. Das liegt vor allem daran, dass der Stadtteil Künstler, Kreative und Hipster gleichermaßen anzieht. Der Wandel bringt aber auch Probleme mit sich, denn viele Wohnungen sind inzwischen so teuer, dass man sie sich mit einem mittleren Einkommen nicht mehr leisten kann. Gleichzeitig gibt es aber auch noch viele soziale Wohnungen, so dass die Schere zwischen arm und reich hier besonders auseinandergeht. Das bekommt auch die Kirche zu spüren, denn immer mehr Reiche treten aus der Kirche aus, während die Armen ein so geringes Einkommen haben, dass sie keine Kirchensteuer zahlen.
Zum Ende der Veranstaltung sollten aber auch die Gläser noch einmal befüllt werden. Als Abschiedsdrink in der Kirche gab es das dritte Experiment von Glenfiddich, nämlich den Project XX, bei dem weltweit 20 Markenbotschafter, zu denen 2015 auch schon Markus gehörte, Fässer in unterschiedlichen Altersstufen für diesen Whisky ausgewählt haben. Herausgekommen sind 17 Bourbonfässer, zwei Sherry-Fässer und ein Port-Fass. Der Project XX wird auch weiterhin in neuen Batches in gleicher Zusammensetzung und mit gleichem Geschmacksprofil zu haben sein. Wieder zurück im Christiansen´s erwartete uns dann noch ein Balvenie TUN 1509 Batch 5, somit also die erste und einzige Fassstärke des Abends. Als Beilage zur Flasche gibt es hierzu übrigens eine genaue Auflistung, welche Fässer für den Whisky verwendet wurden. Auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist jedoch, wie alt die jeweiligen Fässer waren. Trotzdem war der TUN 1509 ein würdiger Abschluss für einen spannenden Abend.
Pastor Wilms hatte natürlich noch viele Geschichten mehr zu erzählen, die diesen Artikel jedoch noch mehr sprengen würden, als dies ohnehin schon geschehen ist. Ich gebe zu, dass ich kein regelmäßiger Kirchgänger bin, aber es war trotzdem spannend und unterhaltsam, ihm zuzuhören. Wer wissen möchte, warum es auf St. Pauli auch immer wieder Trauerfeiern ohne Leichnam gibt oder warum nur noch wenige der ursprünglich mal 26 Portraits der bisherigen Pastoren in der Kirche hängen, dem empfehle ich einfach auf ein Gespräch bei Pastor Wilms vorbeizuschauen. Es lohnt sich! Mein Dank geht aber nicht nur an Pastor Wilms, sondern auch an Uwe, der das Event auf die Beine gestellt hat, Hartmut für die leckeren Stullen und Markus, der uns tolle Whiskys mitgebracht hat, von denen ich zwar einen Großteil bereits kannte, aber für mich stand an diesem Abend auch eher das Event an sich im Vordergrund. EUR 10,- des gezahlten Eintrittspreises gingen übrigens als Spende direkt an die Kirche, um die Sanierung des Kirchturms voranzutreiben. So hatten die Teilnehmer nicht nur einen tollen Abend, sondern haben auch noch einen kleinen Beitrag für den guten Zweck geliefert.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Glenfiddich 15 Solera Reserve, Single Malt Scotch Whisky, 15yo, 40%, EUR 40,-
Glenfiddich IPA Experiment, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 43%, EUR 45,-
Glenfiddich Fire & Cane, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 43%, EUR 45,-
Balvenie Caribbean Cask 14yo, Single Malt Scotch Whisky, 14yo, 43%, EUR 55,-
Balvenie Double Wood 17yo, Single Malt Scotch Whisky, 17yo, 43%, EUR 100,-
Balvenie Port Wood 21yo, Single Malt Scotch Whisky, 21yo, 40%, EUR 160,-
Glenfiddich Project XX, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 47%, EUR 45,-
Balvenie TUN 1509 Batch 5, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 52,6%, EUR 300,-
Nachdem wir dann anschließend in die nahegelegene St. Pauli Kirche umzogen, wurden wir von Pastor Sieghard Wilms begrüßt, der über den Abend hinweg viele interessante Geschichten zu erzählen wusste. So berichtete er beispielsweise von Brautpaaren aus der Gastro-Szene, die schon stark alkoholisiert zur Trauung erschienen, so dass man Angst haben musste, dass sie überhaupt bis zum Ende der Zeremonie auf den Beinen bleiben. Eine andere Braut ist mit ihren High Heels im Gitter vor dem Kircheneingang hängengeblieben und konnte sich zunächst nicht befreien. War das ein Zeichen von oben? Auch dass die falsche Kirche im Stadtteil angesteuert wurde, soll vorgekommen sein. Alles in allem sind aber die Trauungen immer gut zu Ende gebracht worden. Ob die daraus resultierenden Ehen dann aber auch immer gehalten haben, ist leider nicht überliefert.
Zwischendurch erhielten wir noch zwei weitere Abfüllungen von Glenfiddich ins Glas, die beide aus der Experimental Series stammen. Für den IPA hat man sich eine kleine Brauerei aus dem Nachbarort gesucht, die ein Bier entwickelt hat, das auf die DNA von Glenfiddich zugeschnitten ist. Geleerte Glenfiddich-Fässer aus amerikanischer Eiche werden an die Brauerei geliefert, dort mit dem Bier befüllt und anschließend wieder an Glenfiddich zurückgegeben. Hier kommt der ursprüngliche Whisky noch einmal für zwölf Wochen in die Fässer. Dieser Zeitraum erscheint recht kurz, aber nur so kann man vorrangig die Hopfenaromen aus dem Holz ziehen, während die Bitternoten nicht mit auf den Whisky übertragen werden. Danach folgte der Fire & Cane, einer rauchigen Variante, die ein Finish im Rumfass erhalten hat. Da man jedoch nur eine dezente Torfnote im Whisky haben wollte, wurden Whisky aus mit 30 bis 35ppm getorfter Gerste und ungetorfter Whisky in gleichen Mengenverhältnissen miteinander vermählt.
Während wir unseren Whisky tranken, erfuhren wir auch, warum es in der Kirche keine Bänke gibt. Das hat den einfachen Grund, dass man mit Stuhlreihen einfach deutlich flexibler sein kann. Als 2013 besonders viele Flüchtlinge, die in Italien nicht bleiben durften, nach Hamburg kamen, hat Pastor Wilms diesen kurzerhand in der Kirche eine Übergangsheimat geschaffen. Das sorgte zwar für reichlich Sprengstoff im Zusammenspiel mit Senat, Polizei und linken Demonstranten, letztlich hat er es aber geschafft, viele der Flüchtlinge in die Gesellschaft zu integrieren. In dieser Zeit ist auch der Fußballverein FC Lampedusa entstanden, den es auch heute noch gibt und an den in der Kirche mit einem Fanschal und den ersten gewonnenen Pokalen erinnert wird. Darüber hinaus ist die Kirche aber auch offen für andere Veranstaltungen, so dass man beispielsweise Folk Dance anbietet und beim Reeperbahn Festival ebenfalls seine Tore öffnet. Außerdem gibt es jährlich eine große Weihnachtsfeier mit mehreren Tischen, an denen Originale vom Kiez Platz nehmen.
Natürlich hatte aber auch Markus noch weiteren Nachschub für uns, denn er repräsentiert neben Glenfiddich auch die Destillerie Balvenie, die er uns ebenfalls vorstellen wollte. Wie bei Glenfiddich wurden bei Balvenie direkt nach der Gründung zunächst Brennblasen aus zweiter Hand verwendet. Während man das Equipment bei Glenfiddich zunächst bei Cardhu für knapp GBP 120,- einkaufte, bediente man sich bei Balvenie bei Lagavulin und Glen Albyn. Ziel war, dass sich die beiden Whiskys deutlich voneinander unterscheiden sollten, um auch ausreichend Möglichkeiten für Blends zu haben. Inzwischen wurde in den Lowlands übrigens mit Girvan auch noch eine Grain Destillerie eröffnet, um weiterhin flexibel zu bleiben. Ins Glas gab es dann aber zunächst den Balvenie 14 Caribbean Cask, der ähnlich wie der Fire & Cane ein Rumfinish erhalten hat, das in diesem Fall aber nur wenige Monate lang ausgefallen ist. Danach gab es einen Balvenie Double Wood 17yo. Der Double Wood, der zunächst als 12yo-Version erhältlich war und immer noch ist, feierte im letzten Jahr sein 25jähriges Jubiläum. Balvenie gehörte somit zu den ersten Destillerien, die überhaupt bewusst mit zwei unterschiedlichen Fassarten bei einer Abfüllung gearbeitet haben. Im vergangenen Jahr gab es dann auch eine 25yo-Variante, die aber inzwischen schon wieder vergriffen ist. Abschließend folgte noch der Balvenie Port Wood 21yo, der zwar schöne Fruchtaromen zu bieten hatte, mir persönlich aber im Laufe der Jahre etwas zu viel Eiche aufgenommen hat.
Zwischendurch wurden wir vom Fischmarkthändler Hartmut mit ausgesprochen leckeren Stullen versorgt, bei denen für jeden Geschmack etwas dabei war. Mir hat besonders der Graved Lachs sehr gut gefallen, es gab aber auch Räucherlachs, grobe und feine Leberwurst und Käse. So hatte der viele Whisky im Bauch auf jeden Fall sehr gute Gesellschaft. Pastor Wilms erzählte uns währenddessen vom Wandel auf dem Kiez. So machte er kein Geheimnis daraus, dass man auch heute noch jede Droge, die man sich vorstellen kann, innerhalb kürzester Zeit bekommen kann. Stolz ist er aber darauf, dass seine Kirche inzwischen so respektiert ist, dass in Kirchennähe grundsätzlich nicht mehr gedealt wird. Auch gab er uns den Tipp, dass man zwischen 02:00 Uhr und 06:00 Uhr durchaus Gefahr läuft, ausgeraubt zu werden, zu allen anderen Zeiten ist es aufgrund der inzwischen erhöhten Polizeipräsenz eher unwahrscheinlich, dass dies passiert. Aber auch anhand von Taufen kann man den Wandel erkennen. Während früher die Anmeldung von Kindern zur Taufe Frauensache war und nicht selten der Mann mit laufendem Motor, heruntergelassener Scheibe und Kippe im Mundwinkel schimpfend vor der Kirche wartete, kommen die Eltern heute eher gemeinsam und haben sich im Vorwege schon ausreichend Gedanken gemacht. Das liegt vor allem daran, dass der Stadtteil Künstler, Kreative und Hipster gleichermaßen anzieht. Der Wandel bringt aber auch Probleme mit sich, denn viele Wohnungen sind inzwischen so teuer, dass man sie sich mit einem mittleren Einkommen nicht mehr leisten kann. Gleichzeitig gibt es aber auch noch viele soziale Wohnungen, so dass die Schere zwischen arm und reich hier besonders auseinandergeht. Das bekommt auch die Kirche zu spüren, denn immer mehr Reiche treten aus der Kirche aus, während die Armen ein so geringes Einkommen haben, dass sie keine Kirchensteuer zahlen.
Zum Ende der Veranstaltung sollten aber auch die Gläser noch einmal befüllt werden. Als Abschiedsdrink in der Kirche gab es das dritte Experiment von Glenfiddich, nämlich den Project XX, bei dem weltweit 20 Markenbotschafter, zu denen 2015 auch schon Markus gehörte, Fässer in unterschiedlichen Altersstufen für diesen Whisky ausgewählt haben. Herausgekommen sind 17 Bourbonfässer, zwei Sherry-Fässer und ein Port-Fass. Der Project XX wird auch weiterhin in neuen Batches in gleicher Zusammensetzung und mit gleichem Geschmacksprofil zu haben sein. Wieder zurück im Christiansen´s erwartete uns dann noch ein Balvenie TUN 1509 Batch 5, somit also die erste und einzige Fassstärke des Abends. Als Beilage zur Flasche gibt es hierzu übrigens eine genaue Auflistung, welche Fässer für den Whisky verwendet wurden. Auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist jedoch, wie alt die jeweiligen Fässer waren. Trotzdem war der TUN 1509 ein würdiger Abschluss für einen spannenden Abend.
Pastor Wilms hatte natürlich noch viele Geschichten mehr zu erzählen, die diesen Artikel jedoch noch mehr sprengen würden, als dies ohnehin schon geschehen ist. Ich gebe zu, dass ich kein regelmäßiger Kirchgänger bin, aber es war trotzdem spannend und unterhaltsam, ihm zuzuhören. Wer wissen möchte, warum es auf St. Pauli auch immer wieder Trauerfeiern ohne Leichnam gibt oder warum nur noch wenige der ursprünglich mal 26 Portraits der bisherigen Pastoren in der Kirche hängen, dem empfehle ich einfach auf ein Gespräch bei Pastor Wilms vorbeizuschauen. Es lohnt sich! Mein Dank geht aber nicht nur an Pastor Wilms, sondern auch an Uwe, der das Event auf die Beine gestellt hat, Hartmut für die leckeren Stullen und Markus, der uns tolle Whiskys mitgebracht hat, von denen ich zwar einen Großteil bereits kannte, aber für mich stand an diesem Abend auch eher das Event an sich im Vordergrund. EUR 10,- des gezahlten Eintrittspreises gingen übrigens als Spende direkt an die Kirche, um die Sanierung des Kirchturms voranzutreiben. So hatten die Teilnehmer nicht nur einen tollen Abend, sondern haben auch noch einen kleinen Beitrag für den guten Zweck geliefert.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Glenfiddich 15 Solera Reserve, Single Malt Scotch Whisky, 15yo, 40%, EUR 40,-
Glenfiddich IPA Experiment, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 43%, EUR 45,-
Glenfiddich Fire & Cane, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 43%, EUR 45,-
Balvenie Caribbean Cask 14yo, Single Malt Scotch Whisky, 14yo, 43%, EUR 55,-
Balvenie Double Wood 17yo, Single Malt Scotch Whisky, 17yo, 43%, EUR 100,-
Balvenie Port Wood 21yo, Single Malt Scotch Whisky, 21yo, 40%, EUR 160,-
Glenfiddich Project XX, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 47%, EUR 45,-
Balvenie TUN 1509 Batch 5, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 52,6%, EUR 300,-
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