Donnerstag, 3. Oktober 2019

Besuch bei der Auchentoshan Distillery (im Rahmen der Schottland-Rundreise mit Villa Konthor)

Bevor unsere Rundreise durch Schottland mit der Villa Konthor ein Ende fand, haben wir noch eine letzte Destillerie besucht. Da wir unsere letzte Nacht im Speckgürtel von Glasgow verbracht haben, bot sich natürlich ein Besuch bei Auchentoshan an. Nach nicht einmal zehn Minuten Fahrtzeit erreichten wir das Gelände der Destillerie schon morgens gegen 09:00 Uhr. Eigentlich öffnet das Visitor Center erst eine volle Stunde später, für unsere Gruppe wurden die Tore aber etwas früher geöffnet, damit wir später rechtzeitig unsere Fähre von Newcastle nach Amsterdam erreichen konnten. Das hatte den Vorteil, dass auf dem Gelände noch viele Türen, von denen ich glaube, dass sie zu normalen Besuchszeiten geschlossen sind, offen standen. So gelang auch der Blick in Warehouses, die sonst der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.

Unser Guide Mary, die übrigens zur Hälfte Portugiesin ist, so dass sie das deutlichste Englisch auf unserer gesamten Reise sprach, führte uns zunächst zur Mashtun. Dort zeigte sie uns eine Karte und wies für meinen Geschmack vielleicht ein- oder zweimal zu häufig - auf die "Sister Distilleries", die auch zu Beam Suntory gehören, hin. Hierbei handelt es sich um Bowmore und Laphroaig auf Islay sowie Ardmore und Glen Garioch in den Highlands. Besonders Bowmore schien es Mary dabei besonders angetan zu haben, denn sie wies immer wieder darauf hin, dass sie Bowmore besonders gern trinkt. Nach einem Blick in die Mashtun gab es auch direkt den Frühstücks-Whisky, denn das Tasting war zum Teil direkt in die Tour eingebunden. Der American Oak trägt zwar keine Altersangabe, reifte aber für rund acht Jahre in Bourbonfässern. Abgefüllt mit 40% war er mir persönlich - sogar am frühen Morgen - etwas zu dünn. Neben Karamell und leichten Fruchtaromen bot er meiner Meinung nach auch etwas zu viel Eiche.


Weiter ging es in den Raum, in dem vier der insgesamt sieben Washbacks zu sehen waren. Für den Bau wurde Pinie aus Oregon in den USA verwendet. Auffällig ist, dass ein Washback deutlich heller ist als die anderen. Das liegt daran, dass alle verwendeten Washbacks 19 Jahre alt sind, eine jedoch im Jahr 2015 ausgetauscht werden musste, weil sie undicht geworden war und nicht repariert werden konnte. Im Normalfall sollte man davon ausgehen, dass die Washbacks etwas 30 Jahre halten. Auch hier gab es wieder einen begleitenden Dram, nämlich den Three Wood, der in Bourbon-, Oloroso- und PX-Fässern reifen durfte. Abgefüllt mit 43% bietet er deutlich mehr Frucht und Süße als der American Oak und gefällt mir dadurch auch deutlich besser, wirkt mir aber immer noch etwas zu rund. Laut Mary hat der Three Wood in der Regel ein Alter von ca. zwölf bis sechszehn Jahren.


Im Still Room sahen wir dann den großen Unterschied zwischen Auchentoshan und anderen schottischen Destillerien. Neben einer Wash und einer Spirit Still gibt es eine Intermediate Still, denn bei Auchentoshan wird dreifach destilliert. Hier hatten wir auch die Möglichkeit an Low Wine, Foreshot und New Make zu riechen. Letzterer kommt mit 81-82% aus den Brennblasen und hat somit den höchsten Alkoholgehalt in ganz Schottland. Als Wasserquelle wird übrigens - wie auch bei der Clydeside Distillery - der Loch Katrine verwendet. Neben der Dreifachdestillation ist außerdem noch besonders, dass Auchentoshan einen eigenen Hefestamm für die Whiskyproduktion verwendet, der bereits seit über 50 Jahren genutzt wird.


Die beiden letzten Drams sollten wir im Tastingraum einnehmen, davor statteten wir aber auch einem der Warehouses noch einen Besuch ab. Dort erfuhren wir auch, dass nur ein Teil der Fässer auf dem Destilleriegelände lagert. Der allergrößte Teil der Fässer liegt auf dem Geländer der rund 30 Meilen entfernten Zentrale. Dort befindet sich auch die Bottling Hall, also der Ort, an dem die Flaschen befüllt werden. Der in der Destillerie produzierte New Make wird in großen Tanks ebenfalls zur Zentrale gebracht und dort in Fässer gefüllt.

Im absolut stilsicher eingerichteten Tastingraum angekommen präsentierte uns Mary den Auchentoshan 18yo, den sie als weitergeführte Variante des American Oak bezeichnete, denn auch der 18yo reifte ausschließlich in Bourbonfässern. Mit etwas Nussigkeit und dezenten Fruchtaromen, die die Vanille und das Karamell unterstützen, wirkt der 18er aber deutlich komplexer als sein kleiner Bruder. Mein persönliches Highlight war jedoch das aktuelle Distillery Only Bottling, das gerade zwei Tage zuvor erst aus dem Fass geholt wurde. Von November 2009 bis zum 17. Juni 2019 reifte der Whisky in einem First Fill Oloroso-Fass und erhielt so u.a. Aromen von Nüssen, Rosinen, Beeren, Äpfeln und Karamell. Tatsächlich ist das mal ein Auchentoshan, der mir wirklich extrem gut gefallen hat.


Als kleines Abschiedsgeschenk erhielten wir noch einen Mini Mug, also einen Kaffeebecher im Miniaturformat. Dieser war natürlich nicht leer, sondern Mary befüllte ihn für uns mit einem Auchie & Ale. Hierfür wird der American Oak mit Lemon Juice und Honigsirup gemischt, anschließend wird die Mischung mit Pale Ale aufgefüllt. Ein sehr leckerer Cocktail, den ich mir sicherlich in den heißen Tagen in diesem Sommer auch zu Hause einmal zubereiten werde. Insgesamt war ich sehr positiv von Auchentoshan überrascht. Ich habe mich zu jedem Zeitpunkt sehr wohl gefühlt. Okay, außer in der einen Situation, in der ich quer über das gesamte Gelände von einem Mitarbeiter angeschrien wurde, weil ich den aufgezeichneten Fußweg verlassen hatte, aber da war ich wohl selbst schuld... Die Standards von Auchentoshan sind mir nach wie vor etwas zu dünn und eindimensional, aber ich werde in Zukunft verstärkt nach fassstarken Abfüllungen Ausschau halten.


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