Unter dem Thema "Whisky Giganten" lud die Scotch Malt Whisky Society (SMWS) ihre Hamburger Mitglieder zuletzt in eine ganz besondere Location ein. Auf dem Frachtschiff Cap San Diego, das unweit der Landungsbrücken liegt, begrüßte Brand Ambassador Thom Glas rund 30 Gäste in der gemütlichen Bar - und damit ein paar mehr, als eigentlich hineingepasst hätten, so dass kurzerhand der angrenzende Salon zum Teil mitgenutzt wurde. Insgesamt sechs Abfüllungen wurden an diesem Abend vorgestellt, unter denen mit einem zwanzig Jahre alten Ardmore auch die neue Exklusivabfüllung für Deutschland war.
Im Vordergrund sollte aber natürlich der Whisky stehen. Wir starteten mit einem 15 Jahre alten Inchmurrin aus der Destillerie Loch Lomond in den Abend, der den Namen Starfruit: The Next Disitillation erhalten hat. In der Nase ist der Whisky fruchtig-süß, wirkt dabei aber leicht künstlich. Neben Fruchtgummi kann man Ananas und Kokos erschnuppern. Am Gaumen kommen dann plötzlich Zitrus- und Ingwernoten mit ins Spiel, die mich an Fanta Lemon, kandierte Zitrusfrüchte und Ingwer-Zitrus-Gummis von Haribo erinnern. Damit war der Einstieg schon einmal sehr gelungen, so dass es der folgende achtjährige Glenburgie mit dem Namen Cracking - Crispy & Crunchy etwas schwer hatte. In der Nase hatte ich viel Zwieback, dazu aber auch Toast, Karamell und etwas Kokos. Geschmacklich ist der Whisky leicht bitter und floral. Es kommt zwar sehr selten vor, aber hier gab es tatsächlich einmal einen Whisky ins Glas, der mir so gar nicht zugesagt hat.
Das änderte sich dann aber mit dem Spicy and Fruity, Sweet and Sour, einem zwölf Jahre alten Craigellachie sehr schnell wieder. In der Nase ist der Whisky relativ schwer greifbar, weil er mal in die fruchtige Richtung tendiert, dann eher Vanille und Karamell zeigt und letztlich sogar ein leicht fleischiges Aroma bietet. Am Gaumen stehen dann aber saure und süße Aromen in Form von Äpfeln und sauren Johannisbeeren im Vordergrund, wobei die Säure klar die Oberhand hat. Den schönsten Namen des Abends hatte meiner Meinung nach der folgende Cedar Bigger Picture, ein 15 Jahre alter Glen Grant. Seit meinem Besuch in der Destillerie im vergangenen Sommer gehört sie zu meinen absoluten Favoriten, wenn man sich bei den Einzelfässern umsieht. Auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht, denn nach der malzigen Nase mit Waldboden und Kräuterbonbons kommen am Gaumen erdige Noten, Ingwer, Grapefruit und Zitronen zum Vorschein. Dieses Profil ist zwar recht speziell, aber auch ungemein spannend.
Der folgende Tropfen war auch gleichzeitig der älteste des Abends, denn der A Journey from Light to Dark von Glenlossie verbrachte ganze 26 Jahre im Fass. In der Nase gab es hier süße und nussige Noten, Wassermelone, Haselnussjoghurt und rote Früchte. Am Gaumen hatte ich eine starke Eichennote befürchtet, diese taucht aber nur im Abgang auf und ist dort sehr gut eingebunden. Dafür kommen sehr intensive Fruchtnoten mit Erdbeeren und Kirschen zum Vorschein, die von Kirschlollies aus den 80ern und einigen Kräutern begleitet werden. Das Finale des Abends bildete dann die neue Exklusivabfüllung für Deutschland, nämlich ein zwanzig Jahre alter Ardmore namens Someone Left a Cigar in the Boudoir. Nun ist Ardmore noch nie meine liebste Destillerie gewesen, diese Abfüllung erschien mir aber gerade als Exklusivität für Deutschland besonders uninteressant. Am Gaumen gab es Rauch und viel Süße in Form von Vanillekipferl mit Rauchsalz, am Gaumen gibt es dann Vanille, Karamell, Speck und etwas Asche. Sicherlich ein qualitativ sehr guter Whisky, mir persönlich jedoch deutlich zu langweilig.
Der Abend auf der Cap San Diego hat sehr viel Spaß gemacht. Ich finde, dass diese Location wie die Faust aufs Auge zur SMWS passt. Trotzdem gab es zwei Wermutstropfen. Zum einen gab es leider kein kostenloses Wasser auf den Tischen, was ich bei einem Tasting eigentlich für selbstverständlich halte. Hier habe ich aber bereits die Auskunft von der SMWS bekommen, dass für die zukünftigen Termine Abhilfe geschaffen wird. Außerdem wurde das Tasting so angekündigt, dass SMWS-Gründer Pip Hills persönlich die Fässer für den Abend ausgewählt hätte. Tatsächlich handelte es sich um ein "normales" Outturn-Tasting, bei dem Pip Hills einfach drei Fässer als besonders gut hervorgehoben hat. Auch hierzu habe ich ein Statement von der SMWS erhalten, denn ursprünglich war es tatsächlich wie angekündigt geplant. Die Information, dass sich dieses Vorgehen geändert hat, ist leider in Deutschland nicht angekommen. Am Ende ist es im Prinzip auch egal, denn die SMWS hat wirklich unzählige tolle Fässer. Im Jahr 2020 könnte übrigens sogar erstmals ein deutscher Whisky von der SMWS abgefüllt werden. Aus welcher deutschen Destillerie ein Fass auf seine Abfüllung wartet, konnten wir Thom jedoch leider nicht entlocken. Ich freue mich jedenfalls auf zukünftige Termine in Hamburg!
Übersicht der verkosteten Whiskys:
112.43 Starfruit: The Next Distillation (Inchmurrin/Loch Lomond), Single Malt Scotch Whisky, 15yo, 53,4%, GBP 67,-
71.65 Cracking - Crispy & Crunchy (Glenburgie), Single Malt Scotch Whisky, 8yo, 56,4%, GBP 44,-
44.111 Spicy and Fruity, Sweet and Sour (Craigellachie), Single Malt Scotch Whisky, 12yo, 60,2%, GBP 56,-
9.168 Cedar Bigger Picture (Glen Grant), Single Malt Scotch Whisky, 15yo, 57,1%, GBP 67,-
46.82 A Journey from Light to Dark (Glenlossie), Single Malt Scotch Whisky, 26yo, 53,5%, GBP 144,-
66.158 Someone Left a Cigar in the Boudoir (Ardmore), Single Malt Scotch Whisky, 20yo, 51,1%, GBP 95,-
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