Normalerweise berichte ich an dieser Stelle von Veranstaltungen und verschiedene Abfüllungen im Whisky-Bereich. Ab und zu muss aber auch der Blick über den Tellerrand sein, so dass ich natürlich am Start war, als Chris Rickert, der u.a. auch die Hansespirit in Hamburg ausrichtet, zum ersten Hamburger Rum-Festival ins Museum der Arbeit einlud. Bei gut zehn Ausstellern konnte man dort über 350 verschiedene Sorten Rum probieren. Alle habe ich verständlicherweise nicht geschafft, aber ein paar spannende Tropfen, die für mich auch eine echte Alternative zum Whisky darstellen, haben es dann doch in mein Glas geschafft. Dabei konnten mich vor allem einige der tollen Einzelfassabfüllungen sehr überzeugen.
Nach einer kurzen Stärkung mit leckeren Kringel-Pommes beim Holsteiner, der mit seinem Foodtruck vor der Tür stand, ging es dann zum nächsten Stand. Bei Perola probierten wir uns durch das Sortiment der Einzelfassabfüllungen von Compagnie des Indes. Besonders gut haben mir dabei die acht bzw. neun Jahre alten Fassstärken aus Barbados und Cuba gefallen, wobei ich bei letzterem die Orangenaromen im Abgang sehr spannend fand. Der Vertreter aus Barbados hatte zwar ebenfalls eine schöne Fruchtaromatik, allerdings stand hier die Würze noch etwas mehr im Vordergrund. Beide sind jedoch mit jeweils rund EUR 80,- schon in einem Preisbereich, in dem ich wahrscheinlich einen Whisky finden würde, der mir noch besser gefällt.
Anschließend ließ sich meine Frau einen Dark´n´Stormy mixen, also einen Cocktail mit 3 Island Rum Black und Ginger Beer. Ich wurde währenddessen einmal durch das Sortiment von Damoiseau geführt. Es ging los mit dem VSOP, der zwar recht mild wirkte, dann im Abgang aber doch eine ausgeprägte Würze an den Tag legte. Danach folgten der sehr runde und gefällige XO und der aufgrund des etwas höheren Alkoholgehalts (47% statt 42%) kräftiger wirkende 2008/2015. Zum Abschluss folgte die fassstarke Version mit 66,9%, die sehr kräftige, erdige Noten zeigte. Alle vier Abfüllungen haben mir grundsätzlich gut gefallen, gleichzeitig gab es aber auch genügend andere Tropfen, die meinen Geschmack noch etwas mehr getroffen haben.
Danach folgte mit Ratu Spiced ein Rum von den Fiji-Inseln, dem Zimt und Orange zugesetzt wurden, womit er sehr schön in die Vorweihnachtszeit passen dürfte. Mir persönlich war der Rum aber etwas zu süß. Am Stand von Avontuur gab es dann Rum, der per Segelschiff nach Hamburg gebracht wurde, und dabei an Bord weiterreifte. Neben verschiedensten Fassarten wurden auch fünf Rotweinfässer genutzt, die mit Rum Agricole von Madeira befüllt wurden und von denen vier unter Deck und eines an Deck transportiert wurden. Während unter Deck eine fruchtig-würzige Note entstanden ist, hat das Fass an Deck tolle maritime Noten aufgenommen, wobei eine ausgeprägte Salzigkeit im Vordergrund stand, die mir hervorragend gefiel. Es ist also nicht nur sehr löblich, dass die Abfüllungen ausschließlich per Windkraft nach Hamburg kommen, sondern die verschiedenen Fassexperimente sind auch noch im höchsten Maße spannend.
Am längsten hielt ich mich schließlich am Stand von Rum Artesanal auf, deren Abfüllungen so gut ankamen, dass schon am Samstag Nachmittag viele Sorten ausverkauft waren. Auch hier war es letztlich ein gute drei Jahre alter Rum Agricole von Madeira, der in einem Madeira-Fass reifen durfte, der mich besonders überzeugen konnte. Bei fassstarken 50,4% bietet der Rum neben kräftigen Noten auch sehr viele rote Früchte. Dabei ist die Flasche mit EUR 30,- auch noch recht günstig zu haben. Sehr gut gefiel mir außerdem auch ein zwanzig Jahre alter Caroni von Trinidad, der durch die lange Reifezeit etwas runder wirkte, mit seinen 64,3% aber trotzdem sehr viel Kraft hatte. Sehr spannend fand ich außerdem den Savanna Herr 57, wobei Herr für High Ester Rum Reunion steht. Dieser klare Tropfen versetzte mich zurück an einen Kaugummiautomaten in den 80ern, denn neben fruchtigen Noten strömte auch der Geruch von Kaugummikugeln aus dem Glas.
Mir hat der Nachmittag auf dieser kleinen, feinen Messe sehr gut gefallen. Zwar bin ich eigentlich beim Whisky zu Hause, trotzdem fand diesen Ausflug in die Welt des Rums sehr interessant und spannend. Wenn man sich abseits vom Supermarkt-Mainstream umschaut, dann findet man auch hier richtige Schätze, die teilweise zu sehr fairen Preisen zu haben sind. Offenbar sagt mir dabei Rum von der Insel Madeira besonders zu, denn beide Flaschen, die ich mit nach Hause genommen habe, stammen von dort. Ich bedanke mich bei allen Ausstellern, die mir als Einsteiger beim Rum sehr geduldig verschiedene Hintergründe erläutert haben. Selbstverständlich geht auch ein Dank an Chris Rickert und sein Team. Ich hoffe sehr, dass sich die Sugarcane Days in Hamburg etablieren. Meine Teilnahme für die zweite Ausgabe kündige ich hiermit schon einmal an!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen