Samstag, 1. Februar 2020

Hanse Spirit 2020 Tag 1 und 2 (Hamburg)

In diesem Jahr feiert die Hanse Spirit Jubiläum, denn die Messe findet bereits zum zehnten Mal statt. Dabei wurden die zahlreichen Gäste nun schon zum dritten Mal im tollen Ambiente der Fischauktionshalle begrüßt. Wie in den letzten Jahren gab es bereits am Donnerstag einen vierstündigen Begrüßungsabend, der wie gewohnt etwas weniger stark frequentiert war als die übrigen zwei Tage, dafür aber für Besucher viel Zeit bot, sich mit den Ausstellern auszutauschen. Am zweiten Tag wurde es dann schon deutlich voller, allerdings konnte man sich noch immer auf der Ausstellungsfläche bewegen, die wieder neben dem Erdgeschoss auch mehrere Stände auf der Empore bereithielt. Wer an den ersten zwei Tagen noch nicht alle Highlights der Messe im Glas hatte, darf sich auf den noch ausstehenden Messe-Samstag freuen, über den ich an dieser Stelle in den nächsten Tagen natürlich auch noch berichten werde.

Zwar hatte ich mir vorgenommen, diesmal mit einer Abfüllung mit mäßigem Alkoholgehalt zu starten, trotzdem kam ich am Stand von Flickenschild bzw. Whizita aus Itzehoe nicht am Springbank 15 aus dem Rum-Fass in Fassstärke vorbei, von dem ich leider bei Erscheinen keine Flasche abbekommen habe. Die Mischung aus dem leicht dreckig-muffigen Springbank-Stil und den exotisch-fruchtigen Aromen aus dem Rum-Fass konnten mich absolut überzeugen und legten die Messlatte für die restliche Messe sehr hoch. Bei Anam na h-alba gönnte ich mir anschließend ein Bruichladdich Single Cask, das ursprünglich für die Just Whisky in Oberhausen abgefüllt wurde. Wieder einmal konnte Tom Skowronek damit sein gutes Händchen für die Fassauswahl bestätigen.

Im Anschluss ging es zu Kammer Kirsch, wo es mehr spannende Abfüllungen gab, als man in zwei oder sogar drei Tagen probieren kann. Ich testete mich zunächst gemeinsam mit Malte von Malte Talks Malts durch zwei 1999er Abfüllungen von Loch Lomond. Dabei sagte mir die Autograph Edition, die dem ersten schottischen The Open Sieger seit sehr langer Zeit - Paul Lawrie - gewidmet ist, etwas mehr zu als der Carnoustie. Mit dem hervorragenden Brodick Bay von Arran, den ich schon seit ganz langer Zeit probieren wollte, ging der Abend weiter, bevor mit einem fruchtig-würzigen BenRiach aus dem Rum-Fass aus dem Jahr 2005 ein weiteres Highlight folgte. Bevor der Donnerstag für mich endete schaute ich noch bei Thomas von Whisky Südholstein vorbei, der mir einen zwölf Jahre alten Ledaig aus dem PX Sherry Butt einschenkte. Ich fühlte mich dabei an einen Abend mit Erdnuss-Flips und frisch aufgeschnittenem Schinken erinnert.

Mir blieb dann noch etwas Zeit, so dass ich noch ein Ausflug zu den Eidgenossen unternahm. Bei Langatun durfte ich ein tolles Cardeira-Finish probieren, aber auch der aktuelle Winter Wedding wusste zu überzeugen. Mir persönlich sagte ersterer etwas mehr zu, weil er etwas mehr Süße transportierte. Nur zwei Stände weiter konnte man die Range von Seven Seals probieren. Dabei gibt es aktuell drei Abfüllungen aus dem Sherry-, Port- und Peated Port-Fass, die jeweils in Trinkstärke mit 46% oder in Fassstärke erhältlich sind. Ich war durchweg sehr angetan, so dass ich in Kürze noch einmal über die drei Trinkstärken im Detail berichten werde. Bei den Fassstärken hat mich besonders das Port-Fass überzeugt, das ein ganz leichtes Raucharoma zeigt, dabei aber die fruchtigen Noten nicht vernachlässigt. Dass mir die Abfüllungen so gut gefallen, kommt nicht von ungefähr, denn aktuell wird Seven Seals noch von Langatun beliefert, bevor in den nächsten zwölf bis achtzehn Monaten endlich die eigene Destillerie eröffnet wird.

Der Freitag startete für meine Frau, die nun auch hinzugestoßen war, und mich mit einem Redbreast 12. Wie schon häufiger an dieser Stelle erwähnt, gehört dieser Tropfen mit seiner Mischung aus Frucht und Würze nicht nur zu den All-Time-Favorites meiner Frau, sondern gefällt auch mir immer wieder richtig gut. Bei Kammer Kirsch überzeugten wir uns anschließend mal wieder von der Qualität der Abfüllungen von Finch. Die neue Private Edition aus dem Madeira-Fass konnte mit einer tollen Frucht-Süße punkten, ohne dabei die für Finch typischen Malz- und Gewürznoten zu vernachlässigen. Die zeitgleich verkostete Fino Sherry-Variante war etwas weniger süß, dabei aber trotzdem genauso spannend.

Zurück bei Flickenschild hatten wir dann die Möglichkeit, die drei aktuellen Abfüllungen der Laddie Crew zu probieren. Dabei hatten für mich das Rivesaltes- und das Cote Rotie-Fass im Vergleich zum Bourbon-Fass deutlich die Nase vorn, weil sie einfach naturgemäß viel mehr rote Frucht und Süße boten. Wenn ich mich für eine der drei richtig tollen Abfüllungen entscheiden müsste, wäre ich wahrscheinlich beim Rivesaltes-Fass, meine Frau hielt eher zum Cote Rotie. Schlussendlich macht man aber mit keinem der drei Tropfen etwas falsch. Bei der Whiskyburg Wittlich hatte ich später einen Kilchoman Single Cask 7yo im Glas, der ein Rum-Finish erhalten hat und exklusiv für Belgien abgefüllt wurde. Neben ein wenig Rauch kam hier die Exotik des Rums sogar noch etwas besser zum Vorschein als bei dem Springbank vom Vorabend.

Bevor meine Frau und ich uns auf den Weg nach Hause machten, schauten wir noch einmal bei Flickenschild vorbei, wo es einen tollen Bunnahabhain 2007/12yo aus der Cask Strength Collection von Signatory gab. Wer Whisky mit Milchschokolade und dunklen Früchten mag, wird diesen Whisky lieben. Meine persönliche Befürchtung ist, dass ich am letzten Messetag auch noch die fairen EUR 90,- in diese Flasche investieren werde. Zum Abschluss gab es für mich die beiden offiziellen Messeabfüllungen ins Glas. Ein Peated St.Kilian aus dem Rum-Fass und ein Baltach aus dem Sherry-Fass wurden dabei jeweils für 2,5 Monate in einem Tonka Gin-Fass gefinished. Dabei hatte für mich der St. Kilian etwas zu viel Rauch, der Baltach wiederum zu deutliche Gin-Aromen. Wer also eine Messe-Abfüllung haben möchte, ist nach meinem persönlichen Geschmack beim Box (heute High Coast) aus dem Olosoro Fass deutlich besser aufgehoben, der exklusiv bei Flickenschild erhältlich ist.


Wieder einmal hat mir die Messe extrem viel Spaß gemacht, wobei der Donnerstag ausgesprochen entspannt war, weil man einfach viel Zeit für Gespräche mit den Ausstellern hatte. Der Freitag gefiel mir noch immer so gut, dass ich auch am letzten Messetag, dem Samstag, noch einmal vorbeischauen muss. Ich freue mich auf weitere Drams am letzten Tag und natürlich auf weitere Gespräche, für die ich mich unter anderem bei Störtebeker angemeldet habe. Deren Bier mag ich einfach besonders gerne, so dass ich unbedingt testen muss, ob die Norddeutschen beim Whisky genauso weit vorne am Start sind. Darüber hinaus gibt es aber auch an den anderen Ständen noch deutlich mehr spannende Tropfen, als man an einem Wochenende probieren kann. Schon im Zwischenfazit muss ich natürlich auch noch ein großes Dankeschön an Chris und sein Team loswerden, die mal wieder eine richtig tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt haben.

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