Freitag, 17. Juli 2020

Besuch im Spirituosum mit Hamburg Whisky Tasting (Hamburger Speicherstadt)

Zu Weihnachten habe ich von meiner Frau einen Besuch im Spirituosum in der Hamburger Speicherstadt inklusive Tasting geschenkt bekommen. Nachdem es im Januar und Februar zunächst keinen passenden Termin gab, kam uns dann erst einmal Corona in die Quere, so dass der Gutschein mehrere Monate schlummern musste. Seit wenigen Wochen sind nun endlich wieder Besuche und Tastings im Spirituosum möglich. Also machten wir uns auf in die Speicherstadt, um in unmittelbarer Nähe zum Hamburg Dungeon und dem Miniatur Wunderland die Welt der Spirituosen zu erkunden. Kaum vor Ort angekommen, lief uns auf der Straße schon Ulrich Wetzel in die Arme, den wir von diversen Messen und Tastings kennen und der durch den Abend führen sollte. Dabei gab es neben dem Eintritt zum Spirituosum noch fünf verschiedene Hamburg Whiskys (vier Malts und einen Grain) ins Glas.

Das Spirituosum an sich ist tatsächlich eher unspektakulär. Ich fragte Ulli gleich zu Beginn, ob es eine Führung durch das Museum geben würde und ob es noch weitere Etagen gäbe, allerdings war eine Führung nicht wirklich notwendig. In wenigen Minuten hat man alles gesehen, denn alle Exponate befinden sich in zwei mit einem Durchbruch miteinander verbundenen Räumen. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich sehr geärgert hätte, wenn ich nur für diese Ausstellung Geld ausgegeben hätte. Hier muss dringend noch nachgelegt werden, um zu einer echten Sehenswürdigkeit in der Speicherstadt zu werden. So stand dann auch für die sechs Gäste an diesem Abend - Corona-bedingt müssen die Gruppen weiterhin kleingehalten werden - ganz klar das Tasting im Vordergrund.

Wir begannen mit der Speicherstadt Edition des Hamburg Malt Whiskys, der als New Make von einer nicht weiter genannten Speyside Destillerie eingekauft wurde und anschließend fünf Jahre lang in einem Ex-Bourbon Fass in der Hamburger Speicherstadt lagert. In der Nase bot der Whisky vor allem helle Früchte wie Mango, Honigmelone und Birne, aber auch Karamell und Vanille kamen nicht zu kurz. Am Gaumen bleiben die Elemente grundsätzlich erhalten, allerdings verschieben sich die Kräfteverhältnisse ganz klar in Richtung von Karamell und Vanille, während die fruchtigen Noten stärker in den Hintergrund treten. Es folgte mit dem Hamburg Malt Whisky E2 eine zweite reine Bourbonfasslagerung. Diesmal verbrachte der enthaltene Glentauchers allerdings drei der insgesamt sieben Jahre in Schottland, bevor auch er in der Speicherstadt weiterreifen durfte. Die Nase wird hier von den typischen Bourbon-Noten Karamell und Vanille bestimmt, während nur im Hintergrund einige karamellisierte Früchte zum Vorschein kommen. Am Gaumen tauchen dann zusätzlich noch Pfeffer, grasige Aromen, Kräuter und eine leichte Chilli-Schärfe auf.

Nach einem kurzen und sehr nett gemachten Film, der die Herstellung von Whisky in wenigen Minuten wirklich gut beschreibt, gab es den nächsten Whisky ins Glas. Auch der Hamburg Malt Whisky Sauternes Finish von Teaninich reifte insgesamt sieben Jahre, davon verbrachte er drei Jahre in Schottland und vier Jahre in der Speicherstadt in Ex-Bourbon Fässern, bevor er dann ein halbjähriges Finish im Sauternes Fass erhielt. Der süße Wein machte sich dabei durchaus bemerkbar, denn vor allem geschmacklich gab es viele süße, helle Früchte in Kombination mit leichten Zitrusaromen und etwas Ingwer. Schon in der Nase waren die hellen Früchte zu erkennen, dazu gesellen sich Kräuter, Maracuja und florale Noten. Der folgende Invergordon war dann mit seinen 20 Jahren Reifezeit der mit Abstand älteste Tropfen des Abends. Nach zehn Jahren in Schottland reifte er weitere zehn Jahre im Ex-Bourbon Fass in der Speicherstadt, bevor er ein zweimonatiges Finish im Rotspon Fass erhielt, was ihm zu seiner kräftigen Farbe verholfen hat. Rosinen, dunkle Kirschen und Karamell dominieren die Nase, bevor dann am Gaumen sehr viele dunkle Früchte ihren Auftritt haben. Karamell ist ebenfalls erkennbar, trotzdem bleibt der Whisky überraschend wenig süß. In jedem Falle merkt man, dass das Rotweinfass hier noch sehr viel Einfluss nehmen konnte.

Der letzte Schluck des Abends kam nicht aus der Flasche. Den letzten Whisky konnten wir im Ausstellungsraum direkt vom kleinen 30l-Fass abfüllen, das einen Islay-Malt ohne Altersangabe und ohne Nennung der Destillerie enthielt. Zuvor reiften in diesem Fass Sherry und anschließend Rotspon. Das Profil des Whiskys deutete für mich auf einen Caol Ila hin, sicher bin ich mir dabei aber natürlich nicht. In der Nase war der Rauch sehr dezent, dafür waren aber vor allem Rotwein und Leder zu erkennen. Am Gaumen wurde der Rauch etwas präsenter, vermischte sich dabei aber sehr angenehm mit roten Früchten, Zitronen und Orangen. Der Abend hat mir insgesamt sehr viel Spaß gemacht, vor allem auch deshalb, weil Ulli einfach ein angenehmer Gastgeber ist. Beim Whisky hat mir vor allem der Invergordon sehr zugesagt, aber auch die Speicherstadt Edition und der Whisky vom Fass haben meinen Geschmack getroffen. Insgesamt empfinde ich die Flaschenpreise jedoch als etwas zu hoch. Außerdem würde ich mir auch auf den Etiketten der Flaschen etwas mehr Input wünschen, denn diese geben tatsächlich eher wenig her. Ich würde mich sehr freuen, wenn das Spirituosum weiter ausgebaut werden würde. Gerne komme ich dann wieder, schließlich fehlt mir auch noch der Blick ins um die Ecke gelegene Fasslager.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Hamburg Malt Whisky Speicherstadt Edition (Unknown Speyside), Single Malt Whisky, 0,5l, 5yo, 40%, EUR 40,-
Hamburg Malt Whisky (Glentauchers), Single Malt Whisky, 0,7l, 7yo, 46%, EUR 80,-
Hamburg Malt Whisky Sauternes Finish (Teaninich), Single Malt Whisky, 0,7l, 7yo, 48%, EUR 100,-
Hamburg Grain Whisky (Invergordon), Single Grain Whisky, 0,7l, 20yo, 52,7%, EUR 160,-

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