Sonntag, 7. März 2021

Fary Lochan - Evolution vom New Make bis zum 10yo aus dem Bourbon Cask

Am Wochenende habe ich eine ganz neue Erfahrung gesammelt. Ich habe nämlich zum ersten Mal an einem Tasting teilgenommen, in dem ich so gut wie kein Wort verstanden habe, weil es in dänischer Sprache stattfand. Zwar habe ich ein paar Schwedischkenntnisse, was geholfen hat, zumindest ab und zu ein paar Brocken aufzuschnappen, aber insgesamt muss ich leider gestehen, dass die sprachliche Begleitung des Tastings völlig an mir vorbeigegangen ist. Warum man sowas macht? Ganz einfach, weil ich neulich meinen ersten Fary Lochan im Glas hatte, den ich auch an dieser Stelle vorgestellt habe, und davon so begeistert war, dass ich gerne mehr von der Destillerie probieren wollte. Da passte es ganz gut, dass es im Onlineshop von Fary Lochan für 249 dänische Kronen (ca. EUR 33,-) gerade ein Tasting-Set gab, in dem die Reise vom New Make bis zum zehn Jahre alten Whisky aus dem Bourbon-Fass dargestellt wurde. In Zwei-Jahres-Schritten konnte man beobachten, wie viel Einfluss das Fass genommen hat, und wie sich die Grundaromen aus dem New Make entwickeln. Und da Nase, Gaumen und Zunge auch international schmecken können, war mir in diesem Fall die Sprache des Tastings egal.


Begrüßt wurden die fast 1.000 Teilnehmer des Tastings zunächst von Chairman Thomas Smidt-Kjaerby, der einen kleinen Rundgang über das Gelände der Brennerei unternahm, uns einen kleinen Einblick in den Stills Room erlaubte und schließlich im Fasslager ankam, wo bereits Thomas Korsgaard, Brand Ambassador der SMWS in Dänemark, die vor einiger Zeit den ersten Fary Lochan abgefüllt hat, CEO Morten Jörgensen und Ulrik Laursen warteten. Letzterer ist ein ehemaliger Fußballspieler, der unter anderem in Schottland für die Hibs und für Celtic aktiv war und so auch seine Liebe zum Whisky entdeckt hat. Dann kam natürlich auch gleich der erste Tropfen ins Glas, denn ich habe den Eindruck, dass die dänischen Teilnehmer recht schnell ungeduldig werden, wenn es nicht schnell genug geht. Mehr als einmal habe ich im Chat gesehen, dass mehrere Teilnehmer bereits zum jeweils nächsten Whisky übergegangen sind, wenn mal etwas mehr geredet wurde. Wir begannen mit dem New Make, der auffällig getreidig und leicht floral wirkte, gleichzeitig überraschend wenig Fruchtaromen bot. Dafür gibt es hier ein wenig Lakritz, das auch am Gaumen wieder auftaucht. Ergänzt werden die Noten dann noch durch Honig und Kräuter.

Die zweite Abfüllung des Abends darf sich ebenfalls noch nicht Whisky nennen, lag aber immerhin schon zwei Jahre im Bourbonfass, das ebenso wie bei Nummer 3 und 5 von Heaven Hill stammt, bei der Nummer 4 handelt es sich um ein Fass von Jim Beam und beim Abschluss ist nicht bekannt, woher das Fass stammt. Bei diesem Spirit hier zeigen sich in der Nase die Grundaromen des New Makes sehr schön wieder, wobei die malzige Note deutlich zurückgegangen ist. Karamellsüße und Vanille stehen jetzt klar im Vordergrund. Geschmacklich ist die Süße sogar noch stärker ausgeprägt, jetzt aber in Kombination mit Mandeln. Der Spirit wirkt deutlich schärfer als der New Make und bietet vor allem im Abgang viel Ingwer und Pfeffer. Danach gab es dann den ersten Whisky, der bereits vier Jahre im Fass verbracht hat. Malz und Lakritz treten hier noch weiter in den Hintergrund, dafür wird die Süße in Form von Karamell und Vanille noch präsenter, nun aber auch begleitet von Pfirsich und Bienenstich. Am Gaumen wird es etwas weniger süß, dafür dann aber nussiger mit einer ganz leichten Zitrusnote. Das Getreide für alle Abfüllungen stammt übrigens aus lokalem Anbau. Für die rauchigen Abfüllungen, die zwar in diesem Tasting nicht dabei waren, die es aber auch gibt, werden unter anderem auf dem Gelände wachsende Brennnesseln verwendet.

Weiter geht es mit dem nächsten Zeitsprung, wir sind jetzt schon bei einem Alter von sechs Jahren angekommen. Die Süße hat jetzt in der Nase absolut den Zenit erreicht, denn es gibt extrem viel Vanille, Zuckerwatte und Kandis. Im Glas wirkt der Whisky nun fast zuckrig. Am Gaumen ist der Whisky dann nicht ganz so süß, bietet stattdessen aber einige Kräuter, eine angebrannte Creme Brullee und gebrannte Mandeln. Beim folgenden acht Jahre alten Tropfen geht die Süße dann wieder deutlich zurück. Wieder tauchen in der Nase leicht nussige Noten auf, dazu kommen ganz frisch gebrannte Mandeln und ein leicht grasiges Aroma. Am Gaumen kommen dann die Pfirsiche wieder zurück, jetzt aber in gegrillter Form. Karamell, brauner Zucker und leichte Röstaromen tauchen ebenfalls wieder auf. Diese Abfüllung ist übrigens als einzige aus dem Tasting ab sofort auch im Onlineshop der Destillerie erhältlich. Ich kann mir aber vorstellen, dass die nur 253 Flaschen trotz des stolzen Preises von 995 dänischen Kronen (rund EUR 130,-) für einen halben Liter relativ schnell vergriffen sein werden.

Es folgte das große Finale mit dem zehn Jahre alten Whisky. Alle Abfüllungen des Abends gab es übrigens in Fassstärke, die beim New Make mit 63,5% startete und danach konsequent über der 60%-Marke blieb. Dieser älteste Whisky des Abends ist in Bezug auf die Alkoholstärke der schwächste mit "nur" 60,1%. In der Nase gibt es nun etwas überraschend Salzkaramell, dazu aber auch Mandeln, Rosinen, getrocknete Pfirsiche und Papaya. Außerdem kommt die getreidige Note wieder stärker zum Vorschein, gleichzeitig aber auch Vanillepudding sowie ein frisch gebackener Kopenhagener mit Puddingfüllung. Am Gaumen wirkt der Whisky sehr cremig, bietet gleichzeitig aber auch Karamell, Kellogs Frosties, Zuckerrübensirup, Rosinen und eine leichte Kräuternote. Da hat sich über die Zeit eine tolle Komplexität aufgebaut, die mir richtig gut gefällt.

Wie war nun also dieses erste Tasting, bei dem ich so gut wie nichts verstanden habe? Es hat mir richtig viel Spaß gemacht! Ich finde es wahnsinnig spannend, die Entwicklung vom New Make zum gereiften Whisky im Zeitraffer erkunden zu können. Natürlich sprechen wir hier ausschließlich von Einzelfässern und kein Fass reift wie das andere. Trotzdem bekommt man eine ganz gute Idee davon, dass irgendwo im Zeitrahmen von vier bis sechs Jahren das Fass langsam die Überhand gegenüber den jungen, malzigen Noten übernimmt. Dass außerdem die Süße einen solchen Bogen macht, hätte ich ebenfalls nicht erwartet. Ich würde mich jederzeit wieder für die Teilnahme an einem solchen Tasting entscheiden - auch ohne die Sprache zu verstehen. Mein Eindruck von Fary Lochan hat sich darüber hinaus bestätigt. Da wird richtig guter Whisky gemacht und sobald es wieder möglich ist, steht das dänische Farre ganz oben auf der Liste meiner Wunschreiseziele.

Die Samples wurden mir freundlicherweise von Fary Lochan kostenlos zur Verfügung gestellt.

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