Dienstag, 9. März 2021

Online Tasting Glina Destillerie (Single Malt Classic, Single Malt Knupperkirsch, Rye Ex-Sherry, Triple Cask 8yo, Triple Cask 10yo)

Dass ich deutschen Whisky mag, dürfte inzwischen kein Geheimnis mehr sein. Da war es also keine Frage, dass ich auch der Einladung der Glina Destillerie aus Werder an der Havel in Brandenburg gefolgt bin, als sie ihr erstes Online-Tasting angeboten hat. Fünf verschiedene Abfüllungen und eine Überraschung standen auf dem Programm. In der Info zum Tasting wurde außerdem darum gebeten, dass man sich mit Salami, Schinken, dunkler Schokolade, Roggenbrot, Bergkäse und salziger Butter eindeckt, dabei stellte sich allerdings heraus, dass es kein echtes Pairing geben würde, sondern jeder nach seinem Geschmack die kleinen Snacks zwischendurch genießen sollte. Das hatte den Sinn, die Geschmacksknospen immer wieder zu erden (und vielleicht auch den Hunger des Gastgebers und Kopfes der Destillerie Michael Schultz zu stillen). Trotzdem hat das vor allem im Falle des Triple Cask 8yo sehr gut mit der Schokolade harmoniert, ansonsten waren die kleinen Häppchen zwischendurch einfach lecker. Vor allem meine Frau konnte sich für den Bergkäse begeistern. Da hier aber vor allem der Whisky im Vordergrund stehen soll, stelle ich die Abfüllungen hier im Detail vor.


Nach einem virtuellen Rundgang durch den Shop und die gläserne Destillerie, die ich auf jeden Fall in Zukunft einmal besuchen möchte, gab es zum Start den Classic Single Malt ins Glas, der in der Nase vor allem malzig und getreidig wirkte, dabei aber auch süße Honignoten verströmte. Geschmacklich geht es hier ganz ähnlich zu, so dass man einen unkomplizierten Whisky ins Glas bekommt, der gut gefallen möchte, aber nicht besonders herausfordernd ist. Zum Einsatz kamen für diesen Whisky Sherry-, Port- und Eichenfässer, letztere nicht weiter spezifiziert, allerdings handelt es sich hier in der Regel um eine Zweit- oder andere Mehrfachbelegung. Dieser Whisky ist gut trinkbar, reißt mich persönlich aber nicht vom Hocker. Ein ähnliches Fazit kann man zum folgenden fünfjährigen Whisky aus dem Knupperkirschweinfass ziehen. In der Nase sind die Noten nämlich recht ähnlich, wobei hier eine sehr dezente Kirsche hinzukommt, die von einem leichten Maggi-Aroma begleitet wird. Am Gaumen kommen dann Kirsche und Süße besser durch, trotzdem bleibt der Grundcharakter eher malzig und würzig. Der nebenher verkostete Knupperkirschwein konnte allerdings vor allem meine Frau begeistern, denn dieser fruchtig-süße Wein ist einfach nur lecker!

Danach gab es einen deutlichen Aromenwechsel, denn es folgte der Single Rye Whisky aus Champagner Roggen, der im PX-Fass reifen durfte. Trotz der sehr getreidigen Noten bot diese Abfüllung in der Nase viel Süße in Form von Honig und Vollmilchschokolade, gleichzeitig kamen aber auch Thymian und ein Waldboden am frühen Morgen zum Vorschein. Das spiegelt sich letztlich auch am Gaumen wider, wobei dann auch noch eine leichte Orangensäure und dunkles Karamell hinzukommen. Um eine leichte Rauchigkeit hinzuzubekommen, ist ein ganz geringer Anteil an Rauchmalz mit im Spiel. Damit das PX-Fass außerdem nicht zu viel Süße abgibt, darf der Whisky ganz absichtlich nicht länger als knappe sechs Jahre im Fass verbringen. Darüber hinaus erfolgt die Gärung bei allen Whiskys in der Regel mit rund vierzehn Tagen überdurchschnittlich lange, dafür aber bei geringer Temperatur, um der Hefe Zeit zu geben, möglichst langsam zu arbeiten und so für viel Aroma im finalen Produkt zu sorgen.

Damit gingen wir dann zu den Fassstärken über, wo der Triple Cask 8yo den Anfang machte. Dieser durfte in Marsala-, Bordeaux- und Portweinfässern reifen und bot in der Nase dunkle Beeren, Schokolade, Karamell, Haselnüsse und kalten Kaffee. Das spiegelt sich auch im Geschmack wider, wo aber auch eine deutliche Eichenwürze hinzukommt. Spannend ist, dass für die Einzelfassabfüllungen immer ausschließlich First Fill Fässer zum Einsatz kommen. Das gilt dann natürlich auch für das Finale des Tastings mit dem Triple Cask 10yo. Dieser verbrachte zunächst vier Jahre im Bordeaux-Fass, weitere vier Jahre im Portweinfass und dann zwei Jahre im Knupperkirscheinweinfass. In der Nase gibt es hier vor allem Kirschen, dunkle Beeren, rote Trockenfrüchte, Schokolade und Kaffee, dabei ist dieser Whisky aber deutlich fruchtiger als der 8yo. Am Gaumen startet der Whisky mit einer sirupartigen Süße, bevor wieder rote Früchte und Kirschlollis das Kommando übernehmen. Dazu kommen dann zum Abschluss auch noch leichte Kräuteraromen.

Das Tasting hat mir insgesamt viel Spaß gemacht, obwohl ich mir in Summe noch etwas mehr Informationen zu den einzelnen Abfüllungen gewünscht hätte. Trotzdem war die Veranstaltung natürlich ein voller Erfolg. Angepeilt waren um die 50 verkaufte Tasting-Sets, am Ende waren es die maximal vorgesehenen 150 Sets, so dass inzwischen für Ende März ein zweites Online-Tasting terminiert wurde. Wer jetzt also Lust auf Glina bekommen hat, der bekommt in wenigen Wochen die Chance, noch einmal in den Genuss einer Veranstaltung mit Michael Schultz zu kommen. In Summe ist das absolut lohnend!

Übersicht der verkosteten Whiskys:
Glina Single Malt Classic, German Single Malt Whisky, u.a. Sherry- und Port-Fässer, NAS, 0,7l, 40%, EUR 30,-
Glina Single Malt Knupperkirschwein-Fass Single Cask, German Single Malt Whisky, Knupperkirschwein-Fass, 5yo, 43%, 0,7l, EUR 40,-
Glina Rye Whisky Ex-Sherry, German Single Rye Whisky, PX Sherry Cask, 5yo, 46,1%, 0,7l, EUR 50,-
Glina Single Malt Triple Wood Cask 8yo, German Single Malt Whisky, Marsala-, Bordeaux- und Portwein-Fass, 8yo, 58,1%, 0,7l, EUR 80,-
Glina Single Malt Triple Wood Cask 10yo, German Single Malt Whisky, Bordeaux-, Portwein- und Knupperkirschwein-Fass, 10yo, 0,7l, EUR 99,-

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