Donnerstag, 25. März 2021

Filey Bay Flagship, Moscatel Finish und STR Finish (Spirit of Yorkshire Distillery)

Obwohl inzwischen immer mehr englische Destillerien auf dem Markt auftauchen, gelten die dortigen Whiskys noch immer als Exoten. Gerade im Norden Englands gibt es natürlich die klare Nähe zu Schottland, trotzdem wirkte die Grenze zwischen den beiden Ländern in der Vergangenheit oftmals auch wie eine Grenze zwischen Whisky und Gin. Dass sich das inzwischen deutlich vermischt hat, dürfte die Mehrheit der Spirituosen-Liebhaber bemerkt haben. Ein spannendes Beispiel für englischen Whisky gibt es bei der Spirit of Yorkshire Distillery, die ihren Filey Bay nach dem Motto "From Field to Bottle" produziert, denn das verwendete Getreide stammt ausschließlich aus eigenem Anbau und bis zum Weg in die Flasche werden alle Schritte direkt vor Ort vorgenommen. Dabei kommen seit Eröffnung im Jahr 2016 zwei der größten Forsyth Pot Stills außerhalb Schottlands zum Einsatz, die Spirit Still wird mit einer Column Still mit vier Böden kombiniert. Diese Besonderheit zeigt ganz gut, wofür die Destillerie stehen möchte, nämlich die Kombination aus Traditionen mit neuen Ideen. Das macht mich neugierig!


Zum Start schenke ich mir den Flagship ein, der ausschließlich im First Fill Bourbon Cask reifen durfte. In der Nase finden sich natürlich die Bourbon-typischen Vanille- und Karamellnoten wieder, gleichzeitig kommt aber auch ein sehr stark ausgeprägtes Zitrusaroma zum Vorschein, das vor allem an Grapefruit erinnert. Diese wird aber nicht zu bitter, da auch sehr viel Honig mit im Spiel ist. Auch am Gaumen geht es fruchtig-sauer los mit Karamell und Zitrusnoten, dazu kommen nun aber auch eingelegte Pfirsiche, viel Karamell und etwas Marzipan. Die leicht saure Komponente zieht sich zusammen mit dem Karamell in den mittellangen Abgang durch. Danach folgt dann das Moscatel Finish, wobei auch dieser Whisky zunächst in First Fill Bourbon Barrels reifen durfte. Die Grundnoten in Form von Zitrus und Karamell, die auch beim Flagship vorhanden waren, sind auch hier wieder sehr schön erkennbar. Das Zitruselement wird jetzt durch Orange vertreten, die mit der Zeit immer intensiver wird. Außerdem sind nussige Noten, ganz helle Milchschokolade und süßes Marzipan erkennbar. Ähnlich geht es auch am Gaumen zu, wobei hier nach und nach immer mehr fruchtige Aromen auftauchen, die sich dann auch in Form von reifer Ananas und Pfirisch bemerkbar machen. Im Abgang sind zudem noch etwas Ingwer und süße Pfirsiche zu erkennen.

Zum Abschluss kommt das STR-Fass, das man ja auch bei vielen anderen von Dr. Jim Swan beratenen Destillerien findet und das gerade jungen Whiskys oftmals richtig gutgetan hat. Wieder ist die Grundlage das First Fill Bourbon Barrel, das STR-Fass enthielt zuvor Rioja. Obwohl ich mich auf diese Abfüllung eigentlich am meisten gefreut habe, kommt es mir so vor, als wären die Jugendlichkeit des Whiskys und auch die Eichennote aus dem Fass hier am stärksten ausgeprägt, das scheint aber nur der erste Eindruck direkt nach dem Einschenken zu sein. Mit der Zeit kommt nämlich auch hier wieder die Orange zum Vorschein, die nun von Heidelbeeren, Vanille und Sahne begleitet wird. Je mehr Zeit man dem Whisky gönnt, desto mehr Süße entwickelt sich. Am Gaumen ist die Süße etwas weniger stark ausgeprägt, allerdings sind auch weiterhin rote Früchte und Vanille erkennbar. Die Süße wird nun durch Kakao, Pfeffer und etwas Eiche ersetzt, wobei sich letztere bis in den Abgang hinein durchzieht. In Summe wirkt der Whisky deutlich herber als seine beiden Kollegen.

Insgesamt haben mir alle drei Whiskys sehr gut gefallen. Natürlich sind sie noch nicht besonders alt, aber ich bin ohnehin der Meinung, dass Geschmack über dem Alter stehen sollte. Und bei diesem Punkt können alle drei Abfüllungen sehr gut punkten. Die klassische Reifung im First Fill Bourbon Barrel wird sicherlich viele Fans finden, denn hier gibt es wirklich ein ganz typisches Geschmacksprofil mit viel Vanille, Karamell und Honig, das Ganze allerdings in Kombination mit etwas Marzipan und Zitrusfrüchten. Letztere ziehen sich übrigens durch die gesamte Range, denn auch bei den beiden anderen tauchen sie wieder auf, dann allerdings eher in Form von Orangen. Mein Favorit ist dabei das Moscatel Finish mit fruchtig-süßen Elementen und einer eleganten Nussigkeit. Das STR-Fass braucht deutlich mehr Zeit im Glas, hat dann aber Heidelbeeren, Kakao, Pfeffer und Eiche zu bieten, ohne dabei die Süße der beiden anderen Abfüllungen zu erreichen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir auch in Zukunft noch tolle Abfüllungen aus Yorkshire erwarten dürfen.

Übersicht der verkosteten Whiskeys:

Filey Bay Flagship, Single Malt Whisky, First Fill Bourbon Casks, NAS, 46%, EUR 58,-
Filey Bay Moscatel Finish, Single Malt Whisky, Bourbon Casks / Finish in Moscatel Barrels, NAS, 46%, EUR 68,-
Filey Bay STR Finish, Single Malt Whisky, Bourbon Casks / STR Red Wine Casks, NAS, 46%, EUR 68,-

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