Sonntag, 28. März 2021

Dingle Single Malt Batch 5 Deconstruction Tasting mit Master Distiller Graham Coull (Getränkewelt Weiser)

Die Dingle Distillery liegt etwas abgelegen im County Kerry auf einer Landzunge in unmittelbarer Nähe zum Atlantik. Die junge Destillerie hat sich dabei mit einem schottischen Master Distiller in Form von Graham Coull verstärkt, der auch durch das von Getränkewelt Weiser organisierte Online-Tasting führte, in dem das Batch 5 von Dingle in seine Bestandteile zerlegt wurde. Jeweils auf die Trinkstärke des Batches in Höhe von 46,5% reduzierte Elemente aus dem Bourbon-, Madeira- und PX-Fass gipfelten schließlich in einer Probe des neuesten Single Malts der Brennerei. Bevor das Tasting richtig durchstartete, führte uns Graham kurz durch die Destillerie und zeigte uns die Mash Tuns, die noch mit dem zweiten Mash des Tages belegt waren sowie die gerade geleerte Intermediate Still. Damit war auch klar, dass bei Dingle in der Regel dreifach gebrannt wird. Die leichten technischen Probleme aufgrund des nicht überall in der Destillerie verfügbaren WLANs begründete er damit, dass Dingle nicht für seine gute technische Ausrüstung bekannt sei, sondern für guten Spirit. Es stellte sich heraus, dass er damit zumindest bezogen auf den Whisky Recht behalten sollte.


Das erste Element stellte die Bourbonfassreifung dar, die in etwa 45% vom Batch 5 ausmacht. Diese Komponente zeichnet sich durch seine fruchtige Note aus, die sich in Form von Apfel und Zitrusnoten in der Nase bemerkbar macht. Dazu kommt eine gute Portion Karamell, die auch am Gaumen wieder auftaucht. Außerdem gibt es hier viel Fudge in Kombination mit einer leichten Pfefferschärfe im Abgang. Außerdem lernten wir, dass der Großteil der verwendeten Fässer ca. sechs Jahre alt ist, was für eine seit 2012 produzierende Destillerie absolut verständlich ist. Das erstbefüllte Bourbonfass zeigt dabei laut Graham am besten den Grundcharakter der Destillerie, weil nichts in anderen Fassreifungen versteckt werden kann. Aktuell werden trotzdem rund 40% des New Makes in Sherry-Fässern gereift, was dazu führen wird, dass wir in Zukunft viele verschiedene Abfüllungen der Destillerie ins Glas bekommen werden. Was dabei nicht verraten wird, ist, woher die Bourbonfässer stammen. Das liegt aber ganz einfach daran, dass es verschiedene Bezugsquellen gibt und somit nur klar ist, dass die Fässer mit Charr-Level 3 ausgebrannt werden, um würzige Karamellnoten in den Whiskey zu zaubern.

Danach folgte die Komponente aus dem Madeira-Fass, die mit 10% den geringsten Anteil ausmacht. Das liegt daran, dass Madeira-Fässer sehr schwer zu bekommen sind und man einfach immer zuschlagen muss, wenn ein gutes Fass auf dem Markt ist. Geschmacklich bewegt sich Madeira irgendwo zwischen Oloroso und PX und ist vorrangig für längere Reifezeiten geeignet, weswegen aktuell viel aus diesem Fasstyp zurückgehalten wird. In der Nase wirkt dieser Anteil sehr nussig mit überreifem Pfirisch, getrockneter Aprikose und Karamell. Man merkt hier, dass dieser Anteil deutlich mehr Zeit im Glas braucht, um sich zu entfalten. Am Gaumen sorgt das letztlich für eine Mischung aus würzigen Aromen und Trockenfrüchten. Der Whisky ist leicht herb, wirkt aber trotzdem sehr weich. Pro Jahr wird derzeit das Potenzial für rund 450.000 Flaschen erzeugt, abgefüllt werden aber nur rund 50.000 Flaschen. Damit aber das Ziel einer dauerhaften Verfügbarkeit der Abfüllungen erreicht werden kann, muss in Zukunft die Kapazität noch weiter erhöht werden. Dabei steht der Geschmack allerdings deutlich über dem Age Statement, schließlich setzt sich zumindest in Irland inzwischen auch jüngerer Whisky durch, der sogar ein Age Statement von nur sieben Jahren oder weniger tragen darf.

Die Hälfte der bei Dingle befüllten Sherry-Fässer enthielt zuvor PX-Sherry. So verwundert es nicht, dass auch diese Sherry-Art rund 45% des Anteils am Batch 5 ausmacht. Alle aktuell bei Dingle verwendeten Fässer sind im Übrigen First Fill Fässer, für Second Fill will man sich mindestens zwölf Jahre Zeit geben. Das PX-Fass hat jedenfalls sehr viel Einfluss auf den Whisky genommen und bringt in der Nase Rosinen, süße Himbeeren, Erdbeeren und viele fruchtige Aromen mit sich. Genau diese Elemente will Dingle dem Batch 5 mit dem PX-Anteil auch verleihen. Am Gaumen gibt es neben den fruchtigen Aromen dann auch eine ausgeprägte würzige Note sowie einen sehr trockenen Abgang. Wenn man in die Zukunft schaut, dann wird es aber auch noch einige Abfüllungen aus besonderen Fässern geben. Derzeit reifen auch noch Tropfen aus Moscatel-, Palo Cortado-, Port- (Tawny, Ruby und White), Champagne- sowie Rum-Fässern im Warehouse. In Kürze werden auch noch Mezcal- und Tequila-Fässer hinzukommen. Da Dingle auch mit einer Brauerei verbunden ist, hat man bereits Fässer zur Nachreifung von Stout abgegeben. Diese Fässer sind inzwischen wieder mit New Make befüllt worden. Da aber Bierfässer in der Regel wenig Süße abgeben, möchte Dingle hier vorrangig mit New Make arbeiten, um den Grundcharakter der Destillerie und die damit verbundene Süße zu transportieren.

Nun sollte es aber endlich soweit sein, dass wir auch das fertige Produkt probieren konnten. Das Batch 5 bietet in der Nase einen spannenden Mix aus allen Komponenten. Hier gibt es viel Vanille, Karamell, Aprikosen und einen dezenten Anflug roter Trockenfrüchte. Am Gaumen übernimmt Karamell die Oberhand, wird aber schön von karamellisierten Aprikosen und Pfirsichen sowie einer leichten Würze und etwas Kakao begleitet. Erst im Abgang mischt sich etwas Pfeffer ins Profil. Ziel war es, mit den Bourbonfässern einen Rahmen um die Abfüllung zu bilden, damit aber nicht die anderen Fässer zu überdecken und vor allem die Würze des Madeira-Fasses mit ins Spiel zu bringen. Das ist aus meiner Sicht sehr gut gelungen.

Graham selbst ist nicht der größte Fan von Reifungen im Sherry-Fass, ihm ist aber bewusst, dass diese am Markt besonders gefragt sind. Dementsprechend wird man auch in Zukunft den Sherry-Anteil im hohen Niveau halten. Natürlich sind in der aktuellen Corona-Lage Gäste in der Destillerie kaum möglich, er lädt aber ausdrücklich jeden ein, Dingle zu besuchen, sobald es wieder möglich ist. Selbst wenn man keine Tour gebucht hat, freut er sich über jeden Besucher, mit dem er einen Dram trinken kann. Wichtig ist außerdem, dass die Single Malts immer dreifach destilliert sind. Graham ist zwar der Meinung, dass man ein ähnliches Ergebnis auch mit zweifacher Destillation erzeugen könnte, dafür wären aber andere Brennblasen erforderlich. Im vergangenen Jahr wurde außerdem erstmals Peated Spirit erzeugt, so dass in Zukunft auch noch für Irland untypischer Heavily Peated Single Malt in den Startlöchern steht.

Ich fand diesen Ritt durch das Batch 5 und die zusätzlichen Informationen zur Dingle Distillery extrem spannend. Bleibt noch zu erwähnen, dass Dingle grundsätzlich nichts an die Blendindustrie oder unabhängige Abfüller abgibt, weil einfach der Eigenbedarf zu hoch ist. Gleichzeitig wurde anders als bei anderen jungen irischen Destillerien nie New Make oder Young Spirit hinzugekauft, weil man immer auf den eigenen Charakter setzen wollte. Dass dann bei eigenen Abfüllungen nie gefärbt wird, ist ein weiterer Pluspunkt für viele Whisky-Nerds. An dieser Stelle möchte ich noch ein großes Dankeschön an Graham für den tollen Abend platzieren! Außerdem danke ich der Getränkewelt Weiser für die Organisation und Kirsch Import für die Einladung. Ich bin mir sicher, dass Dingle in Zukunft eine wichtige Rolle auf dem Irish Whiskey Markt einnehmen wird. Und das ist auch absolut berechtigt!

Der Dingle Single Malt Batch 5:

Dingle Single Malt Batch 5, Single Malt Irish Whiskey, Bourbon-, PX- und Madeira-Fässer, NAS (ca. 6yo), 46,5%, ca. EUR 60,-

Ich wurde freundlicherweise zu diesem Tasting kostenlos von Kirsch Import - House of Spirits eingeladen.

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