Sonntag, 16. Oktober 2022

Besuch bei der Birkenhof Brennerei mit Fading Hill (Nistertal/Westerwald)

Beim diesjährigen Festival des deutschen Whiskys haben meine Frau und ich Stefanie Klöckner von der Birkenhof Brennerei im Westerwald kennengelernt. Nach einem Tasting sind wir ins Gespräch gekommen und waren uns auf Anhieb sehr sympathisch, so dass auch im Anschluss der Kontakt nicht abgebrochen ist. Im August waren wir dann beim Online-Tasting für die Blogger und Vlogger dabei, worüber ich an dieser Stelle bereits ausführlich berichtet habe. Wir hatten aber bereits vereinbart, dass wir bei unserer nächsten Tour durch Deutschland unbedingt auch einmal persönlich vor Ort auf dem Birkenhof vorbeischauen müssen. In diesem Herbst war es nun so weit und wir verbrachten zwei Tage im kleinen Ort Nistertal im Westerwald. Unser Hotel hatten wir so ausgewählt, dass wir in gut zehn Minuten zu Fuß die Brennerei erreichen konnten. Zwar hat es das Wetter an diesem Tag nicht immer ganz gut mit uns gemeint, so dass der Regenschirm sowohl auf dem Hin- wie auch auf dem Rückweg im Dauereinsatz war, aber die tolle Zeit auf dem Birkenhof hat das schlechte Wetter ganz schnell vergessen gemacht.


Kurz vor der verabredeten Zeit kamen wir also auf dem Birkenhof an und sahen uns zunächst einmal ganz ausführlich im Shop um. Dieser erstreckt sich über zwei Etagen und bietet neben den eigenen Produkten der Brennerei auch noch eine Auswahl an Weinen, Whiskys sowie verschiedenen Leckereien wie Schokolade, Marmeladen oder Senf. Schon hier merkt man, mit wie viel Liebe zum Detail alles eingerichtet ist. Kurz darauf traf dann auch Steffi ein und nach einer kurzen Erfrischung machten wir uns auf den Weg zu einem Rundgang durch die Brennerei. Leider konnten wir weder Jonas noch Lukas, also die beiden Söhne von Steffi und damit die achte Generation auf dem Birkenhof, persönlich kennenlernen. Jonas hätte an diesem Tag auch noch Geburtstag gehabt, war jedoch mit seinem Großvater in Ungarn unterwegs. Da wir den Birkenhof aber ziemlich sicher erneut besuchen werden, ergibt sich bestimmt später noch einmal die Gelegenheit zu einem persönlichen Kennenlernen.

Unser Rundgang startete direkt neben dem Shop, wo sich Möglichkeiten bieten, in kleiner und gemütlicher Runde oder mit einer großen Gruppe Tastings und Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Besonders auffällig waren dabei die beiden in den Boden eingearbeiteten Glasplatten, durch die man in eines der beiden Fasslager schauen kann. Anschließend sahen wir uns die verschiedenen Brennanlagen an, die von der historischen Pot Still-Anlage über Obst- und Kornbrandanlagen bis zur großen und modernen Whiskybrennblase reichen. Das zeigt schon, dass man hier für jeden Stil die richtige Anlage zur Verfügung hat und auch genau weiß, welches Produkt auf welcher Blase am besten gelingt. Auf der hauptsächlich für Whisky vorgesehenen Brennblase werden inzwischen immer wieder auch andere Produkte hergestellt, weil sie einfach nicht nur beim Whisky hervorragende Ergebnisse liefert. Durch die Steuerung per Computer muss außerdem nicht immer jemand vor Ort sein, so dass auch mehr gebrannt werden kann, als dies zuvor der Fall war. Bei unserem Besuch roch es herrlich nach Birne, denn es wurde gerade ein Birnenbrand auf den Weg gebracht.

Danach gingen wir ins erste von zwei Warehouses, die sich ebenfalls auf dem Gelände befinden. Bewaffnet mit einem gläsernen Valinch, diversen Gläsern und einem Stift entnahmen wir mehreren spannenden Fässern kleine Proben, die wir später verkosten sollten. Dieses erste und kleinere Lager enthält neben Whisky auch noch einige andere Spirituosen wie Rum, Gin und verschiedene Obstbrände, die eine Fassreifung erhalten. Tatsächlich machen die Whiskyfässer aber einen sehr großen Anteil am Lagerbestand aus. Anschließend ging es weiter in das neue Fasslager, in dem die Regalreihen maschinell verschoben werden können, so dass man leichter an jedes Fass herankommt. Das hat außerdem den Vorteil, dass die Fässer regelmäßig in Bewegung gebracht werden. Auch hier zogen wir noch einmal einige Fassproben, bevor wir dann in den Tastingbereich zurückkehrten, um unsere Beute zu prüfen.

Nachdem die gezogenen Samples dann jeweils auf uns drei aufgeteilt waren, saßen wir alle gespannt vor einer großen Menge an Gläsern. Für Steffi war es spannend, weil sie einen aktuellen Stand zu den jeweiligen Reifegraden der Fässer bekommen konnte, für meine Frau und mich war es spannend, weil wir einfach aus tollen Fässern, die wir mit auswählen durften, Tropfen ins Glas bekommen haben, die vermutlich in dieser Form niemals auf den Markt kommen werden. So eine Chance bietet sich nicht ganz so häufig und wir sind Steffi sehr dankbar, dass wir diese tolle Erfahrung auf dem Birkenhof machen durften. Um ein zwischendurch eventuell aufkommendes Hungergefühl zu bekämpfen oder von Zeit zu Zeit den Gaumen wieder etwas zu neutralisieren, hatte Steffi leckeres Brot und eine Auswahl an Käse und Dips besorgt.

Wir starteten mit einem spannenden Single Grain aus einem Bourbon Fass, das ich im ersten Moment nicht unbedingt als Grain erkannt hätte, weil es einfach so cremig war und tolle Noten bot, die in Richtung Vanille, Karamell, Honig und Kakao tendierten. Erst als ich am Ende nach den Single Malts noch einmal zu diesem Glas zurückkehrte, wurde der Unterschied deutlicher. Außerdem probierten wir einen Whisky aus Ur-Gerste, die im Ganzkorn-Verfahren gebrannt wurde. Dieser Whisky hat in über zehn Jahren im Fass auffällig exotische Noten entwickelt. Danach probierten wir uns durch einige Fässer mit ungetorftem Single Malt, darunter ein grandioses Moscatel-Fass, das mit Kaffee, französischem Nougat, Nüssen und Rosinen punkten konnte. Ich habe mir die Fassnummer natürlich notiert und sollte dieser Whisky als Einzelfass auf den Markt kommen, schlage ich definitiv zu. Gleichzeitig gab es aber natürlich auch Fässer, denen man anmerkte, dass beispielsweise nach einem Fasswechsel noch etwas Zeit erforderlich ist, bis sie rund werden.

Unter den ausgewählten Fässern waren auch zwei, die getorften Whisky enthielten. Einer davon stammte aus einem Rotweinfass, der andere hat eine klassische Reifung im Bourbon Fass erhalten. Der erstgenannte Tropfen hat tolle Fruchtaromen mit dezentem Rauch mit auf den Weg bekommen, das Bourbonfass hat für klassische Aromen wie Vanille, angebranntes Karamell und leichte Kräuter gesorgt. Zumindest beim Rotweinfass kam noch getorfte Gerste aus Belgien zum Einsatz, inzwischen wird das Torfmalz aus Schottland bezogen, um mehr rauchige Aromen in den Whisky zu zaubern. Probieren durften wir auch noch einen sehr spannenden Brandy aus einem Gewürztraminer-Fass, der tolle helle Fruchtnoten mit trocken-würzigen Aromen kombiniert. Ich bin sicherlich kein großer Brandy-Experte, aber diese Abfüllung schmeckt mir durchaus sehr gut.

So fiel dann der Besuch auf dem Birkenhof insgesamt doch etwas länger aus, als wir es angenommen hatten. Mehrere Stunden nahm sich Steffi Zeit für uns, wofür wir auch an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich Dankeschön sagen möchten. Es hat uns wirklich ganz großen Spaß gemacht, dass wir uns mal wieder persönlich getroffen haben und so tolle Fässer gemeinsam probieren konnten. Außerdem freuen wir uns nun noch mehr auf die bald anstehende Adventszeit, denn meine Frau und ich sind nun stolze Besitzer eines Birkenhof-Adventskalenders, der uns in der Vorweihnachtszeit noch einmal viele spannende Probierschlücke liefern wird. Denn es gibt auf dem Birkenhof einfach viel zu viele spannende Produkte, um sie alle an einem Tag probieren zu können.

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