Sonntag, 2. Oktober 2022

Besuch in der Feinbrandmanufaktur Brabant in Striegistal (Rose Valley)

Von der Feinbrandmanufaktur Brabant im sächsischen Striegistal, die nur rund 40 Kilometer von Dresden entfernt liegt, hatte ich bisher vier der bis zum heutigen Zeitpunkt sieben erschienenen Rose Valley Single Malt Whiskys im Glas. Da mir diese durchweg sehr gut gefallen haben, stand für mich fest, dass ich unbedingt irgendwann einmal die Gelegenheit nutzen muss, Inhaber Eric Brabant und seine Brennerei zu besuchen. Auf der diesjährigen Tour durch Deutschland hat es nun geklappt und meine Frau und ich konnten uns vor Ort einmal einen genauen Eindruck verschaffen. Nun ist Striegistal keine Weltstadt und bietet dementsprechend eher wenige Übernachtungsmöglichkeiten. Eher zufällig bin ich deshalb über die ganz neue Ferienwohnung Förster Frohgemut von Familie Ranft gestolpert, die rund 600 Meter von der Brennerei entfernt am Ortsausgang liegt und die uns ausgesprochen gut gefallen hat. Nach dementsprechend kurzem Spaziergang durchs Dorf waren wir pünktlich vor Ort bei der Feinbrandmanufaktur, wo wir von einer der zahlreichen Distillery Cats begrüßt wurden.


Die Brennerei liegt in einem Wohngebiet und befindet sich mehr oder weniger in einem Gebäude auf dem Hinterhof, hat aber trotzdem sehr viel Charme. Als wir ankamen, hatte Eric, der bis vor einigen Jahren noch einen Tischlerbetrieb hatte, gerade seinen ersten zehnjährigen Whisky aus dem Fass geholt. Dieser ist aber nicht vergleichbar mit den aktuellen Abfüllungen, da hier noch seine Startversuche auf einer kleinen Brennanlage enthalten waren, die einen völlig anderen Charakter haben. Tatsächlich war der sehr hohe Alkoholgehalt hier deutlich erkennbar, trotzdem hat das Sherry-Fass dem Destillat sehr gutgetan. Anders als sonst üblich wird dieser Whisky aber nicht in voller Fassstärke auf den Markt kommen, was ich auch für richtig halte. Das frisch entleerte Fass hat aber für ein tolles Aroma in der Luft gesorgt, das gleich Lust auf mehr gemacht hat.

Eine Brennereiführung ist hier schnell gemacht, denn die kleine Brennanlage von Müller in Baden-Württemberg steht direkt am Eingang und weist dabei eine Besonderheit auf. Oftmals gibt es direkt in der Brennblase einen Korb, den man zum Beispiel für die Aromatisierung von Gins einhängen kann. Damit die Aromen aber besser transportiert werden können, wollte Eric diesen Korb gerne oberhalb der kleinen Kolonne haben, was es bisher nicht gab. Deshalb wurde dieser Wunsch von Müller umgesetzt, aber dann anschließend auch in die Serie aufgenommen. Eric war aber der Erste, der diese Innovation nutzen konnte, die aber natürlich für den Whisky nicht zum Einsatz kommt. Der Sud für den Whisky wird inzwischen bei der BAB Brauerei am Bahnhof im Nachbarort angesetzt, weil Eric hier die Temperatur deutlich besser regulieren kann und damit viel mehr Kontinuität in seine Produkte bekommen kann. Der alte Kessel für den Sud steht aber auch noch immer in der Brennerei und kann jederzeit reaktiviert werden.

Wichtig in Bezug auf die Single Malts ist auch noch, dass bis vor einigen Jahren Aromamalze zum Einsatz kamen. Durch die bessere Steuerung des Prozesses in der Brauerei hat sich Eric inzwischen davon verabschiedet und nutzt nun ein Pale Ale Malz. Das sorgt dafür, dass die ersten sieben Abfüllungen sich im Grundcharakter von den zukünftigen Abfüllungen unterscheiden werden, denn mit dem neuen Grundmalz werden die Destillate etwas mehr Kakao und Würze erhalten. Der mandelige Grundcharakter scheint aber, wie ich anhand zweier probierter Fassproben feststellen konnte, erhalten zu bleiben. Die Fässer stehen nämlich auch direkt in der Brennerei, was vor allem in der Vergangenheit durch den Brennbetrieb und das Ansetzen des Sudes für enorm viel Bewegung im Fass gesorgt hat. Trotzdem liegt der Angels Share bei vergleichsweise überschaubaren 6%. Eric setzt dabei auf eine Direktversteuerung, was natürlich einerseits dazu führt, dass er auch den Anteil der Engel versteuert, gleichzeitig aber auch jederzeit den Inhalt seiner Fässer probieren kann.

Tatsächlich wurden gerade in diesem Jahr auch wieder sehr spannende Fässer befüllt. Kleine Fassproben konnten wir von einem Amarone-Fass und einem Maple Syrup-Fass probieren, wobei vor allem letzteres mit seiner ausgeprägten Ahorn-Note zu überzeugen wusste, ohne dabei zu süß zu sein. Obwohl dieser Spirit noch lange kein Whisky ist, hätte ich hiervon sofort eine Flasche gekauft. Das ist ein Fass, auf das wir uns so richtig freuen können. Überzeugen können aber definitiv auch die beiden aktuell noch verfügbaren Abfüllungen. Beim Fass Nr. 6 handelt es sich um eine Vollreifung im Marsala-Fass, was die Grundnote der Brennerei mit dem Mandelaroma noch einmal verstärkt hat. Dazu kamen aber auch verschiedene Gewürze und eine schöne, trockene Fruchtnote. Sowohl meiner Frau wie auch mir (und ehrlicherweise auch Eric) hat jedoch Fass Nr. 7, ein Whisky aus einem kubanischen Rumfass, der mit reifer Cantaloupe-Melone, Bananen und Karamell startet, später aber auch noch tolle Würzaromen zu bieten hat, etwas besser gefallen. Da konnte ich nicht anders und musste unbedingt eine Flasche mit nach Hause nehmen.

Probieren konnten wir aber auch noch einen Single Grain Whisky, der seine Basis bei Emmer und Hafer hat. Hier fühlte ich mich tatsächlich ein wenig an den Emmer-Whisky von finch erinnert, durch die Reifung im PX-Fass werden die würzigen Aromen aber von viel Karamell und süßen Fruchtnoten begleitet. Nicht ganz so sehr zugesagt hat mir ein Buchweizenbrand aus einem Cabernet Sauvignon Fass, das zwar Aromen vom Wein und etwas dunklen Kakao mitbringt, mir aber deutlich zu viel Würze bietet. Wesentlich spannender fand ich da einen fassgelagerten Honigbrand, der weniger süß war, sondern schon fast an einen Whisky erinnert. Die aktuelle Abfüllung lag in den entleerten Single Malt Single Casks Nr. 1 und 2, noch besser wird aber vermutlich die zweite Abfüllung sein, denn hierfür wurde ein Anteil des bereits abgefüllten Brands noch einmal in eines der frisch entleerten Single Malt Fässer gefüllt, was für noch mehr Tiefe und deutlichere Fruchtnoten gesorgt hat. Auch hier würde ich tatsächlich zuschlagen, wenn der Brand auf den Markt kommt.

Auch einige kuriosere Abfüllungen stehen im ersten Stock direkt über der Brennerei im Verkaufsregal. Dazu gehört auch ein Spargelgeist, der mit Spargel aus der Region hergestellt wurde, der dafür bekannt ist, besonders nussig zu sein. Genauso präsentierte sich der Geist dann auch in der Nase, war aber letztlich doch etwas gewöhnungsbedürftig. Für ein Foodpairing mit Schinken, Cordon Bleu oder neuen Kartoffeln mit salziger Butter kann ich mir diese Spirituose aber sehr gut vorstellen. Außerdem fanden sich ein Kakaogeist und ein Kakaolikör, die mit Kakaonibs, die nachhaltig mit dem Segelschiff Aventour nach Deutschland kamen, hergestellt wurden. Von beiden habe ich mir kleine 10cl-Fläschchen mit nach Hause gekommen, denn irgendwann streiken bei so vielen Aromen an einem Spätnachmittag Nase und Gaumen. Als "Rausschmeißer" probierten wir aber noch einen tollen Amaretto-Likör, der mit dem Amaretto, den man aus dem Supermarkt kennt, nichts zu tun hatte. Zu eher dezenten Mandelaromen gesellten sich hier intensive Kirschnoten und die für einen Likör übliche Süße. Auch hierbei handelt es sich wieder um ein wirklich tolles Produkt.

Meiner Frau und mir hat der Besuch bei Eric Brabant in seiner kleinen, feinen Feinbrandmanufaktur ausgesprochen viel Spaß gemacht. Von den Single Malts hatte ich ja im Vorwege schon einige im Glas und war absolut überzeugt, dieses Bild hat sich nun noch einmal verstärkt. Sowohl die aktuellen Abfüllungen wie auch die noch im Fass schlummernden Spirits haben mir durchweg sehr zugesagt, gleichzeitig können auch die anderen Produkte, die wir probieren konnten, qualitativ absolut überzeugen. Eric lebt hier seinen Traum und hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Viel größer möchte er zukünftig gar nicht werden, denn für ihn steht im Vordergrund, dass er hochwertige Produkte herstellen kann, gleichzeitig ausreichend Geld verdient, um mit seiner Familie vom Geschäft leben zu können, daneben aber eben auch noch genügend Zeit für das Familienleben zu haben. Nicht nur dieser Grundgedanke macht Eric enorm sympathisch. Vielen Dank auch an dieser Stelle noch einmal, lieber Eric, für die Zeit, die Du Dir für uns genommen hast!

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