Wenn man an den unabhängigen Abfüller Cooper´s Choice denkt, dann erscheint zumindest mir unmittelbar das Gesicht von Andy McNeill vor meinem geistigen Auge. Kennengelernt habe ich Andy 2018 beim Whisky Harz, als wir gemeinsam das WM-Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Schweden geschaut haben. Erst als ich am zweiten Messetag wieder bei Andy am Stand war, habe ich herausgefunden, dass Andy auch Deutsch spricht. Auf jeden Fall ist mir der Abend als sehr unterhaltsam in Erinnerung geblieben. Danach habe ich Andy und seine Abfüllungen immer wieder auf verschiedenen Messen angetroffen, zuletzt bei einem Tasting auf der Just Whisky in Hamburg. Andy McNeill ist aber auch der Kopf hinter Celtic Events, dem deutschen Importeur von Lady of the Glen und eben auch Cooper´s Choice. Von diesem Abfüller darf ich heute gleich vier verschiedene Tropfen probieren, wobei die Bandbreite von Blair Athol über Glen Elgin und Glenglassaugh bis zu Caol Ila reicht. Quasi als Nachtisch gibt es dann noch den Oak´N Tar von McNeills Choice, also aus der eigenen Linie von Celtic Events.
Sonntag, 6. November 2022
Neuheiten von Cooper´s Choice (Blair Athol, Glen Elgin, Glenglassaugh, Caol Ila) und McNeills Choice Oak´N Tar (Celtic Events)
Ich starte mit dem Blair Athol aus dem Pineau de Charentes Fass, eine Fassart, über die man vergleichsweise selten stolpert. Tatsächlich sind die sehr süßen Weinaromen vom Fass zu Beginn ausgesprochen präsent in der Nase, gleichzeitig sind aber diverse Früchte wie süße Weintrauben, Birnen aus der Dose und überreife gelbe Pflaumen zu erkennen. Mindestens genauso deutlich lässt sich eine frisch geöffnete Tüte Haribo Tropifrutti identifizieren, während es im Hintergrund leicht florale Aromen gibt. Die fruchtigen Noten sind auch am Gaumen wieder erkennbar, nun aber ergänzt um etwas Orange. Dazu kommt aber auch ein süßer Honig, der mit der Zeit immer mehr Raum für herbere Eichennoten macht. Diese dominieren dann letztlich auch den Abgang, werden hier aber noch von etwas Vanille und einem letzten Aufblitzen der floralen Noten ergänzt. Weiter geht es mit einem ebenfalls zwölf Jahre alten Glen Elgin mit Madeira Finish. In der Nase geht es im ersten Moment mit Karamell und Honig los, relativ schnell macht die Süße aber dann auch Platz für Rosinen, Mandeln und Haselnüsse. Je mehr Zeit man dem Whisky im Glas gibt, desto mehr Röstaromen entwickeln die Nüsse. Am Gaumen geht es ganz ähnlich weiter, wobei sich zu Karamell und Nüssen nun noch etwas Orange gesellt. Im Abgang entwickeln sich die gerösteten Nüsse immer mehr in Richtung eines süßen Kaffees.
Weiter geht es mit Glenglassaugh aus dem Port Fass, eine Kombination, die bei mir schon für Vorfreude sorgt. Hier gibt es zunächst eine volle Fruchtladung, wobei vor allem frische Erdbeeren im Vordergrund stehen. Ich fühle mich in die Küche meiner Oma zurückversetzt, in der regelmäßig leckere Erdbeermarmelade entstanden ist. Dazu kommen aber auch noch weitere Beeren und dunkle Pflaumen in Kombination mit überraschend salzigen Noten und etwas Heu. Die Früchte sind am Gaumen weiterhin vorhanden, allerdings treten nun Brombeeren deutlich stärker in den Vordergrund. Der Süßeregler wurde nun etwas zurückgedreht, dafür steht das Fruchtaroma noch mehr im Mittelpunkt. Im Abgang verwandelt sich die fruchtige Note in etwas herbere Kakao- und Kaffeenoten. Danach wird es dann rauchig mit einem Caol Ila ohne Altersangabe, der ebenfalls ein Finish im Port Fass erhalten hat. Beim ersten Schnuppern hätte ich hier jedoch eher auf eine Bourbonfassreifung getippt, denn neben dem typischen Lagerfeuerrauch und Zitrusnoten gibt es noch Karamell und maritime Noten. Nur ganz entfernt gibt es dunkle Beeren. Am Gaumen geht es dann vergleichsweise mild zu, wobei die salzig-maritimen Noten mehr in den Vordergrund treten, der Rauch gleichzeitig etwas dezenter wird. Dahinter verbirgt sich auch hier wieder eine sehr angenehme Süße, die sich aus Karamell und Früchten zusammensetzt. Im Abgang bleiben salzige Raucharomen hängen.
Das Finale bildet dann ein Whisky, der mir als besonders dreckig und rauchig angekündigt wurde, so dass ich ihn definitiv ans Ende meines kleinen Tastings stellen sollte. Tatsächlich strömen hier zunächst einmal Straßenbauarbeiten aus dem Glas, gleich danach kommen aber süße Aromen hinzu, die das Gesamtbild deutlich abmildern. Die Buttercreme von einem Frankfurter Kranz mischt sich sehr schön mit Haselnusskrokant. Ganz ähnlich geht es am Gaumen zu, denn auch hier gibt es natürlich eine volle Ladung Teer und Rauch, aber genauso gibt es wieder die süßen Elemente, die sich dem entgegenstellen. So sind auch hier wieder Karamell, Nussaromen und etwas Kaffee zu erkennen, wobei sich vor allem letzteres Aroma lange in den Abgang hineinschiebt. Insgesamt hatte ich hier fünf spannende Whiskys im Glas, die allesamt ihren Reiz hatten. Mir persönlich hat letztlich der Glen Elgin am besten gefallen, weil mir der Mix aus Karamell, Honig und Nüssen sehr zugesagt hat. Der Blair Athol hatte mir persönlich am Ende zu viel Eicheneinfluss, während mir beim Glenglassaugh die Erdbeere besonders gut gefallen hat. Der Caol Ila wiederum ist für mich ein toller Einsteiger in den rauchigen Bereich, weil er einfach die maritimen Noten mehr in den Vordergrund stellt als den Rauch. Diesen gibt es dann dafür beim Oak´N Tar, der einzigen Abfüllung, die nicht von Cooper´s Choice stammt, sondern von Celtic Events ausgewählt und abgefüllt wurde, umso mehr. Mit seinen fast 60% ist das ein Tropfen, der eher den Islay-Nerds gefallen dürfte. Das ist definitiv ein Rausschmeißer, aber einer, der mir sehr gut gefällt!
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Blair Athol 2009/2022 (Cooper´s Choice), Single Malt Scotch Whisky, 12yo, Pineau de Charentes Cask Finish, 48,5%, EUR 90,-
Glen Elgin 2010/2022 (Cooper´s Choice), Single Malt Scotch Whisky, 12yo, Madeira Cask Finish, 55%, EUR 87,-
Glenglassaugh 2014/2022 (Cooper´s Choice), Single Malt Scotch Whisky, 8yo, Port Wood Finish, 53,5%, EUR 80,-
Caol Ila "Bonfires & Blackberries" (Cooper´s Choice), Single Malt Scotch Whisky, NAS, Port Wood Finish, 43,5%, EUR 80,-
Oak ´N Tar (Secret Islay/McNeill´s Choice), Single Malt Scotch Whisky, 6yo, Banyuls Cask Finish, 59,5%, EUR 67,-
Die Samples wurden mir freundlicherweise vom deutschen Importeur Celtic Events kostenlos zur Verfügung gestellt.
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