Samstag, 12. November 2022

Besuch bei der Distilleerderij de Bronckhorst (Zelhem/Niederlande)

Der letzte Halt unserer diesjährigen Tour durch Deutschland führte uns noch einmal ein paar Kilometer über die Grenze, diesmal ging es von Bocholt aus nach Zelhem in den Niederlanden, wo die Destillerie de Bronckhorst ihren Sitz hat. Ich muss gestehen, dass ich diese kleine Brennerei nicht kannte, als ich im Frühsommer begann, unsere Tour für dieses Jahr zu planen, aber schon bei der ersten Kontaktaufnahme mit Inhaber Erik Legters per Mail war zu spüren, dass dort ein wahnsinnig sympathischer Mensch mit viel Herzblut am Werk ist. So verabredeten wir uns für den ersten Samstag im Oktober und damit zufällig auch für das Datum, an dem das dritte Batch Whisky der Brennerei erschien. Hiervon konnten wir zwar noch einen kleinen Dram probieren, kaufen konnten wir den Whisky aber nicht mehr. Schon lange vor dem Release waren alle Flaschen restlos ausverkauft und konnten ab diesem Tag von den Käufern abgeholt werden, so dass eine Menge Betrieb in der Brennerei herrschte.


Mit dem Batch 3 startete dann auch unser früher Nachmittag in der Brennerei. Natürlich ist der Whisky noch relativ jung, aber gleichzeitig ist er schon sehr ausdrucksstark. Stark ausgeprägte Getreidenoten stehen im Vordergrund, die ich aber in dieser Form und Intensität noch nicht bei anderen Brennereien erschmeckt habe. Dazu kommt ein erdiger Unterton. Leider musste ich noch fahren, so dass ich nur am Glas nippen konnte, daher muss ich an dieser Stelle noch ausführlichere Notes schuldig bleiben. Interessant ist aber, dass der Whisky nach seiner Grundreifung in einem alten Imperial Fass gefinished wurde, das aber sicherlich nicht mehr besonders aktiv war. Nachdem es im Jahr 1995 entleert wurde, hat Erik es vor einigen Jahren in einem Whiskyshop entdeckt, gekauft und aufbereitet. Auch das Batch 4, das bereits vorbestellbar ist und im Frühjahr erscheinen soll, liegt derzeit in diesem Imperial Fass.

Hergestellt wird der Whisky aus alten Getreidesorten. Hierfür arbeitet Erik mit einer Getreidebank zusammen, von der er regelmäßig Saatgut vergessener Gerstensorten einkauft, um diese wieder anzubauen. Jedes Jahr kommen auf seinen Feldern neue Sorten hinzu, die dann im Whisky verarbeitet werden. Das gehört zum extrem stark ausgeprägten Nachhaltigkeitsgedanken der Brennerei, der sich auch im Verfahren widerspiegelt, wie der Whisky von Fassstärke auf die erhöhte Trinkstärke wie im Falle von Batch 3 von 52% heruntergesetzt wird. Man holt sich nämlich den Angels Share zurück, indem man "Hemels Water", also Himmelswasser bzw. Regenwasser auffängt, aufbereitet und dies dem Whisky zugibt. Auch dieses Verfahren habe ich bisher bei keiner anderen Brennerei kennengelernt.

Erik nahm uns anschließend mit auf eine kleine Tour durch die Brennerei, die in diesem Jahr neue Brennblasen von der Firma Kothe erhalten hat. Leider hat sich die Inbetriebnahme etwas verzögert, so dass nach Lieferung im Frühjahr erst jetzt die Fertigstellung erfolgen konnte, da hierfür zuvor kein Personal zur Verfügung stand. Außerdem wurde in einen neuen Maischebottich sowie eine neue Warmwasserpumpe und einen hervorragend isolierten Warmwasserspeicher investiert, um schrittweise die Produktion immer weiter erhöhen zu können. So wurde die Produktion vor einigen Jahren mit kleinen Mengen gestartet und mit der Zeit auf 20 Fässer pro Jahr gesteigert. Mit der neuen Anlage möchte man in Zukunft bis zu 200 Fässer pro Jahr befüllen, um größere Mengen auf den Markt bringen und so auch den Preis deutlich reduzieren zu können. Kosten die Batches 3 und 4 noch EUR 150,-, soll sich der Flaschenpreis in Zukunft bei deutlich unter EUR 100,- einpendeln.

Interessant war für mich auch die Herkunft des Namens des Whiskys, der Dahomey genannt wird. Da viele bayrische Biere und Blechschilder in den Räumlichkeiten zu finden waren, hatte ich zuerst die Assoziation, dass sich der Name auf den bayrischen Begriff "dahoam" bezieht, ohne dass ich hier einen echten Zusammenhang mit dem Whisky hätte erkennen können. Tatsächlich handelt es sich bei Dahomey um eine alte Rinderrasse, die ebenfalls auf dem Hof der Brennerei zu finden ist. Darauf hätte ich tatsächlich auch allein kommen können, denn ein Rind ziert auch das Label von Flasche und Karton des Whiskys. Abschließend konnten wir dann noch einen Blick in das aktuell noch recht kleine Fasslager werfen, das in Kürze aber noch mit einem Regalsystem ausgestattet wird. Wenn aber zukünftig tatsächlich 200 Fässer pro Jahr gefüllt werden, wird der vorhandene Platz natürlich schon bald nicht mehr ausreichen. Deshalb wird in Kürze ein weiteres Warehouse auf dem Gelände der Farm gebaut werden.

Bevor wir uns wieder auf den Weg zurück zum Hotel machten, schenkte uns Erik noch einen Rum ein, der ebenfalls von ihm hergestellt wird. Der unter dem Namen Schotman abgefüllte Rum ist allerdings eine Besonderheit, denn es handelt sich um einen Peated Rum, wobei die torfigen Noten nicht aus einem Ex-Islay-Fass stammen, wie es ja immer mal wieder vorkommt. Mit einem auf 20 Jahre patentierten Verfahren wird tatsächlich das Zuckerrohr getorft. Abgefüllt in Fassstärke mit 56% und ohne Zusatz von Zucker, Farbstoff oder irgendwelchen anderen Zusatzstoffen dürfte dieser Rum auch die Liebhaber rauchiger Whiskys begeistern. Ich war zumindest so überzeugt, dass ich davon unbedingt eine Flasche mitnehmen musste. Da ich außerdem ein Sample-Set mitnehmen konnte, werde ich verschiedene Fassreifungen dieses Rums in Kürze an dieser Stelle noch ausführlich vorstellen. Wer den Rum aber selbst probieren möchte, der sollte zum Beispiel beim Rum-Fest in Berlin vorbeischauen, denn dort wird Erik mit seinem Rum vor Ort sein. Anders als beim Whisky ist er hier nämlich bereits in der Lage, auch international eine ausreichende Anzahl von Flaschen anbieten zu können.

So ging es für uns mit vielen neuen Eindrücken zurück über die Grenze nach Deutschland. Unsere Rundreise endete damit, aber diese letzte Station, die wieder völlig anders war als die vorherigen Brennereien, war ein wirklich würdiger Abschluss. Erik hatte im Vorwege angekündigt, dass seine Englischkenntnisse nicht besonders gut sind, ich denke, wir haben uns aber trotzdem sehr gut verständigen können, wenn auch das eine oder andere Mal ein deutsches oder niederländisches Wort herhalten musste, um genau zu erklären, was er uns zeigen wollte. Erik war jedenfalls ein wahnsinnig sympathischer Gastgeber und ich bin sehr gespannt darauf, welches Ergebnis er zukünftig mit Hilfe der neuen Brennblasen in die Flasche zaubern wird.

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