Vor ein paar Wochen hat die Marder Distillery aus dem Südwesten Deutschlands zwei neue Abfüllungen auf den Markt gebracht. In einem Fall handelt es sich um eine Vollreifung im 225 Liter fassenden Sherry Cask, das am Ende noch 347 Flaschen mit fassstarken 51,9% hergegeben hat. Die zweite Abfüllung ist sogar noch etwas besonderer, denn der Whisky reifte stolze zwölf Jahre und damit länger als alle anderen Whiskys der Brennerei bisher. Da der New Make bei Marder in der Regel mit einem vergleichsweise geringen Alkoholgehalt ins Fass geht, sind auch hier die noch enthaltenen 42,7% eine echte Fassstärke. Beide Abfüllungen klangen in meinen Ohren sehr spannend, denn nicht erst seit meinem Besuch in der Brennerei vor einigen Jahren bin ich ein großer Fan des dort produzierten Whiskys. Umso mehr habe ich mich gefreut, als zwei Minis der beiden Abfüllungen vor Kurzem den Weg zu mir gefunden haben.
Ich lege also los mit dem zwölf Jahre alten Whisky und damit mit dem ältesten Whisky, den Marder bisher abgefüllt hat. In der Nase steht hier zunächst einmal eine sehr ausgeprägte Süße im Vordergrund, die mich vor allem an Honig erinnert. Eine sirupartige Karamellsüße kommt ebenfalls hinzu, gleichzeitig wirkt der Whisky sehr nussig. Vor allem Haselnüsse sind gut zu erkennen, während auf der fruchtigen Seite dann noch getrocknete Aprikosen und Papayas mit ins Spiel kommen. Geschmacklich wirkt der Whisky dann etwas frischer, als ich es aufgrund der Nase erwartet hätte. Das Mundgefühl ist weniger sirupartig als die Nase vermuten lässt, aber trotzdem gibt es hier einen spannenden Mix aus nun deutlich weniger süßen Nüssen und verschiedenen Gewürzen. Malzige Noten haben nun die Fruchtaromen weitgehend abgelöst. Im eher langen Abgang kommt dann noch etwas Eiche hinzu, die gemeinsam mit den nun fast kräuterigen Aromen für eine deutliche Trockenheit sorgt.
Weiter geht es dann mit dem Sherry Single Cask, das im vergangenen September abgefüllt wurde. Tatsächlich kann der Whisky seine Vollreifung im Sherry Cask nicht verleugnen, denn Sherry-Aromen strömen direkt zu Beginn ungehemmt aus dem Glas. Dahinter verbergen sich dunkle Trockenfrüchte und verschiedene Gewürze, wobei hier vor allem Rosinen, Pfeffer, Nelken und Muskat im Vordergrund stehen. Leichte Kräuter bleiben dezent im Hintergrund. Am Gaumen finden sich ähnliche Aromen, allerdings wird jetzt gefühlt die Lautstärke etwas aufgedreht, denn alle Aromen haben nun mehr Kraft. Dabei ist der erhöhte Alkoholgehalt wirklich gut eingebunden, denn er transportiert die Aromen sehr gut ohne dabei selbst zu sehr in den Vordergrund zu treten. Der Abgang fällt letztlich recht lang aus und bietet einen Mix aus Eiche, Kräutern und dunklen Trockenfrüchten.
Da hat Marder wirklich zwei spannende Abfüllungen auf den Markt gebracht. Der zwölfjährige Whisky ist für mich ein Tropfen, den ich mir einfach einschenken und dann den ganzen Abend daran schnuppern könnte. Immer wieder gibt es hier etwas Neues zu entdecken. Gaumen und Abgang bleiben spannend, können aber mit der Nase nicht mehr ganz mithalten, was aber Jammern auf extrem hohem Niveau ist. Letztlich passt hier das Preis-Leistungs-Verhältnis mit EUR 79,- für einen vergleichsweise alten Whisky aus Deutschland aus meiner Sicht sehr gut. Das Sherry Single Cask, das zunächst einmal hält, was eine Vollreifung im Sherry Cask verspricht, sagt mir ebenfalls sehr zu. Trockenfrüchte, Gewürze und etwas Eiche sind die prägnanten Aromen dieser Abfüllung. Auch hier bin ich insgesamt sehr angetan, wobei mir der 12yo letztlich aufgrund seiner extrem starken Nase bei gleichem Preis etwas besser gefallen hat.
Übersicht der verkosteten Abfüllungen:
Marder Whisky 12yo, Single Malt Whisky, Deutschland, Bourbon-, Virgin American Oak und 2nd Fill Port Wine Casks, 12yo, 42,7% (Cask Strength), 0,5l, EUR 79,-
Marder Whisky Sherry Single Cask L004/347, Single Malt Whisky, Deutschland, Sherry Cask, NAS, 51,9% (Cask Strength), 0,5l, EUR 79,-
Die Samples wurden mir freundlicherweise kostenlos von Marder Whisky zur Verfügung gestellt.
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