Montag, 2. Juli 2018

Tag der 100 offenen Flaschen (Pinkernells Whisky Market Berlin)

Berlin ist immer eine Reise wert, auch wenn ich die Hauptstadt niemals als Wohnort dem Hamburger Speckgurtel vorziehen würde. Trotzdem genieße ich das Flair Berlins jedesmal, wenn ich mal wieder für ein paar Tage dort bin. Ganz besonders viel Spaß macht die Reise natürlich, wenn man von den Blogger-Kollegen von Whisky & Vinyl eine Einladung zum Tag der 100 offenen Flaschen in Pinkernells Whisky Market erhält.


Klaus Pinkernell wies gleich zu Beginn des Nachmittags darauf hin, dass man doch bitte nicht enttäuscht sein möge, dass es diesmal nicht 100 Flaschen sind. Stattdessen erwartete die rund 60 Gäste sogar die Wahl aus 190 verschiedenen Abfüllungen, von denen im Laufe der Veranstaltung so einige geleert wurden. Dabei wurden die guten Tropfen auf drei Stationen aufgeteilt: An der Kasse gab es schottische und einige andere europäische Standards, gegenüber waren Iren, Nordamerikaner und Rum zu haben, im Nebenraum waren dann die unabhängigen Abfüllungen zu finden.

Besonders auf letztere habe ich mich zu einem guten Teil konzentriert. Gleich zu Beginn ließ ich mir etwas einschenken, was ich schon immer probieren wollte. Klaus Pinkernells Fassexperiment mit einem Heringsfass, das den Fishky hervorgebracht hat, ist fast schon legendär. Ob man allerdings eine Flasche davon zu Hause haben muss, halte ich für fraglich. In der Nase ist der Fishky zunächst noch recht angenehm, mit der Zeit kommen aber immer mehr Maggi und Fisch durch. Am Gaumen gibt es dann die volle Ladung Salz, ebenfalls Fisch und eine ölige Tranigkeit. Ein sehr spezieller Genuss, ich bin aber dankbar für die Möglichkeit, den Tropfen einmal probiert haben zu können.

Viele spannende Abfüllungen gab es auch wieder von Claxtons, für die Klaus den Deutschland-Import übernommen hat. Besonders begeistert hat mich mal wieder eine sehr junge Abfüllung von der English Whisky Company, die sechs Jahre lang im Rumfass reifen durfte und dort viele exotische Noten aufgenommen hat. Ebenfalls sehr ausgeprägte exotische Fruchtaromen bot der 10yo Glen Moray aus dem Bourbonfass. Aber auch bei den anderen Abfüllungen des Hauses waren keine Nieten dabei.

Ebenfalls zahlreiche Abfüllungen am Start hatte Jack Wieber, von denen mir neben einem 11 Jahre alten Croftengea, also der getorften Variante aus der Loch Lomond Distillery, besonders ein 16jähriger Whisky von Orkney gefallen hat, der unter dem Namen Jack's Pirate Whisky abgefüllt wurde. Ausgezeichnet ist auch die Speakeasy-Serie, die mit 46% abgefüllt wird und mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist. So kann man durch das Schlüsselloch auf der Vorderseite des Etiketts auf ein Bild schauen, das sich auf der Innenseite des rückseitigen Etiketts befindet. Nachdem letzte Woche schon der Glengoyne dieser Reihe mit nach Hause durfte, hat diesmal meine Frau beim Dailuaine zugeschlagen.



Vertreten waren natürlich auch die Abfüllungen von The Whisky Chamber. Hier hat mich besonders ein 11jähriger Tomatin aus dem PX-Fass begeistert, der dunkle Fruchtnoten, Schokolade und Gewürze bot. Ob tatsächlich Tomatenaromen und Vitamine erkennbar sind, wie meine Frau und Klaus übereinstimmend behaupten, ist dagegen zumindest fraglich. Eine positive Überraschung war außerdem der Tempt the Devil XIV, ein stark torfiger Islay-Whisky, bei dem jedoch nur spekuliert werden kann, welche Destillerie hier dahintersteckt. Jedenfalls hat mir die Kombination aus Rauch und ausgeprägter Vanillesüße sehr gefallen.

Um 18:00 Uhr ging die fünfstündige Veranstaltung dann leider zu Ende. Neben tollem Whisky und für mich persönlich einem weniger tollen Rum (auf eine Namensnennung verzichte ich hier) gab es haufenweise nette Gespräche und dank der nebenan befindlichen Kneipe sogar eine Liveübertragung vom WM-Achtelfinale Frankreich gegen Argentinien. Dass das Spiel ein ebensolches Spektakel war wie die Veranstaltung bei Pinkernells, war natürlich das I-Tüpfelchen auf dem Nachmittag. Schade nur, dass es im weiteren WM-Verlauf keine weiteren Ausraster von Maradona mehr zu sehen geben wird. Beim nächsten Tag der 100 offenen Flaschen im September sind wir definitiv wieder dabei. Wer allerdings noch keine Karte hat, wird leider leer ausgehen. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft.

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