Dienstag, 20. November 2018

Messebericht Bottle Market Bremen 2018 mit Sansibar Tasting und Get Together von Kirsch Whisky

Der Bottle Market in Bremen gehört zu den festen Terminen in meinem persönlichen Kalender. Wer diesen Blog regelmäßig verfolgt, konnte schon Berichte zu den beiden tollen Tastings von GlenAllachie und Compass Box lesen, heute soll es um die Atmosphäre auf der Messe insgesamt sowie um zwei weitere Highlights des Wochenendes gehen. Am Freitag besuchten meine Frau und ich ein Tasting von Sansibar Whisky, bei dem Inhaber Jens Drewitz tatkräftig von Tommy Andersen und Peter Sjögren vom unabhängigen Abfüller Eldvatten aus Schweden unterstützt wurde. Am Samstag gab es nach Schließung der Tore auf Einladung von Kirsch Whisky ein Get Together, bei dem man sich noch einmal ausführlich mit vielen Ausstellern austauschen konnte und dabei nicht nur leckeres Essen serviert wurde, sondern auch noch einige ganz besondere Tropfen in den Gläsern landeten.

Nachdem wir am Freitag unser zentral gelegenes Ibis-Hotel bezogen hatten, das übrigens ein hervorragendes Frühstücksbuffet bot, machten wir uns auf den Weg zum Messegelände. Nachdem wir uns unser Glas abgeholt und uns einen ersten kurzen Überblick verschafft hatten, führte uns unser Weg zunächst zum Stand von Sansibar Whisky, welcher für uns in den drei Tagen immer wieder Anlaufstelle sein sollte, da hier die Preise einfach unschlagbar waren. Jens Drewitz erklärte uns später, dass es seine Philosophie sei, dass man auf Messen die Möglichkeit haben sollte, möglichst zum Selbstkostenpreis zu probieren. Geld soll nicht mit den Drams verdient werden, sondern langfristig mit dem Verkauf von Flaschen an Kunden, die gerne immer wieder kommen. Ein sehr schöner Ansatz, an dem sich einige andere Aussteller gerne orientieren dürften, denn an vielen Ständen wurden eher Bar- als Messepreise verlangt. Das gilt allerdings ausdrücklich nicht für die weiteren in diesem Artikel erwähnten Aussteller.

In meinem Glas landete zunächst eine der neuen Abfüllungen von North Star Spirits, nämlich dem 12yo Speyside Star aus der Millennial Range. Sehr wahrscheinlich handelt es sich hierbei um einen Benrinnes, sicher ist, dass er seine gesamte Reifezeit in einem Refill Sherry Cask verbringen durfte. Schokoladig-süß mit einer Spur Zimt kommt er daher und wirkt somit schon fast zur Jahreszeit passend weihnachtlich, wobei mir allerdings die leicht pfeffrig-bittere Note, die vor allem im Abgang zum Vorschein kommt, nicht vollends zugesagt. Insgesamt aber ein guter Whisky, der vor allem auch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Messeabfüllung, die in Form eines 20yo Glen Moray aus dem Bourbonfass in Fassstärke am Stand des Scotch-Clubs Bremen ausgeschenkt wurde. Vanille, helle Früchte und ein Hauch Kakao harmonierten besonders gut mit der passenden Messepraline, die es am Stand von Nick van Heyningen gab.




Sansibar, North Star und Eldvatten waren auch die Stars des Tastings, das wir später am Abend noch besuchten. Sansibar als frei erhältliches Whisky-Label ist übrigens dadurch entstanden, dass Jens Drewitz das berühmte Restaurant auf Sylt belieferte, dort aber natürlich nicht alle Abfüllungen vollständig über die Ladentheke gehen konnten. Mit der Zeit übernahm Jens dann auch den Import für andere Marken wie North Star Spirits, das von Iain Croucher gegründet wurde und inzwischen aufgrund der großen Nachfrage gar keine weiteren Kunden mehr annehmen kann. Den Beginn machte ein 19yo Blend, den Jens als Butter- und Brot-Whisky bezeichnete, und den er selbst kreiert hat. Honig, Karamell, leichte Eichenaromen und ein wenig Rauch machen diese Abfüllung zu einer runden Sache. Der jüngste der enthaltenen Malt- und Grainwhiskys ist 19 Jahre alt, der älteste hat bereits rund 40 Jahre im Fass auf seinen Einsatz gewartet.

Es folgte ein 5yo Pulteney aus der Hidden Spirits-Reihe, einem Joint Bottling mit Andrea Ferrari aus Italien, der mir persönlich nicht so sehr zusagte, ein toller 15yo Bruichladdich aus dem Rotweinfass von North Star, der mit Karamell, roten Früchten, Marzipan und Nuss zu überzeugen wusste, sowie ein 1992/2016 Highland Park aus der Chinese Mask-Reihe, den Jens persönlich für das für Hongkong und Taiwan vorgesehene Joint Bottling aussuchen durfte. Hier kommen zunächst Karamell und Vanille stark durch, bevor am Gaumen dann Kräuter, Energy Drink und eine ausgeprägte Trockenheit ihren Auftritt haben. Danach gab Jens das Wort an Tommy Andersen und Peter Sjögren von Eldvatten, zu Deutsch Feuerwasser, ab, deren Abfüllungen er seit April diesen Jahres exklusiv nach Deutschland holt. Der schwedische Name wurde sehr bewusst ausgewählt, weil man vorrangig den schwedischen Markt im Auge hatte und gleichzeitig einen Namen suchte, unter dem man jeden gebrannten Spirit abfüllen konnte. Vorrangig handelt es sich dabei natürlich um Whisky, es gab aber auch schon Rum und Tequila.

Hier gab es zunächst einen 40 Jahre alten Blend, der zu 90% aus ausschließlich in Sherryfässern gereiftem Macallan und zu 10% aus vorrangig in Sherryfässern gereiftem Highland Park besteht. Dieser Whisky bot einen ganzen Korb voller dunkler Früchte und eine ausgeprägte Süße. Zum Abschluss folgte dann noch ein erst seit diesem Tag erhältlicher 22yo Springbank aus dem Sherryfass, der in Fassstärke mit 44,3% in nur 137 Flaschen abgefüllt wurde. Etwas Maggi, süße Beeren und sehr süße rote Äpfel machten den Whisky besonders, allerdings fehlt ihm die typisch-dreckige Springbank-Note, die diese Brennerei eigentlich ausmacht. Nach einem kurzen Plausch mit Peter und Tommy über den Alkoholverkauf im sogenannten Systembolaget, dem staatlichen Alkoholladen in Schweden, machten wir uns dann noch auf den Weg zu Kirsch Whisky, wo ich Maik, mit dem ich schon häufig über Facebook und Mail in Kontakt war, endlich einmal persönlich kennenlernen konnte. Nach einem wirklich hervorragenden Amrut Special Limited Edition, den ich in Kürze auf Drams United ausführlich vorstellen werde, und dem neuesten Batch vom Amrut Naarangi ging es dann zunächst einmal zum Kraft tanken ins Hotel.

Nach einem ausführlichen Frühstück drängelte ausnahmsweise diesmal meine Frau, dass wir schnell zurück zur Messe gehen sollten. Hier schauten wir zunächst bei Whizita bzw. Flickenschildt aus Itzehoe vorbei, an deren Stand mich schon am Vortag der sagenumwobene Secret Speyside 16 von The Maltman anlachte und auch noch zu einem sehr fairen Kurs ausgeschenkt wurde. Der Whisky liefert genau die sherry-geladene Kraft, die man von der Farbe erwarten konnte. Mir hat er sehr gut gefallen, man muss aber sagen, dass danach die Geschmacksknospen für alles, was kein Sherryfass von innen gesehen hat, für einige Zeit hinüber sind. So machte ich erst einmal einen Moment Pause, bevor ich am Stand von Klaus Pinkernell einen 9yo Glenallachie probierte, der von Jack Wieber in der World of Orchids-Reihe abgefüllt wurde. Einen kurzen Stopp machten wir auch bei Floki, wo es den ersten Sheep Dung Single Malt gab. Um das Erlebnis noch mehr abzurunden, lag auch tatsächlich etwas traditionell getrockneter Sheep Dung am Stand, der Whisky wird jedoch mit seinem eher eigenwilligen Geschmacksprofil nicht zu einem meiner Favoriten werden.

Einen kurzen Stopp machten wir auch noch bei Tim Tünnermann und seiner Whiskybotschaft, wo der brandneue Deanston 2008 mit Brandy Cask Finish im Ausschank war. Früchte, Toffee, Vanille und etwas Eiche mündeten in einem sehr trockenen Finish. Am Abend folgte dann ein Get Together von Kirsch Whisky, bei dem man viele der Aussteller noch einmal in gemütlicher Runde treffen konnte. Nachdem sich alle mit Grünkohl, den ich übrigens dort zum ersten Mal in meinem Leben gegessen habe, Pannfisch und Röstkartoffeln sowie verschiedenen Salaten gestärkt hatten, kamen auch diverse Whiskys und Rum zum Ausschank, die die Herzen von Whisky-Liebhabern höher schlagen lassen. Neben aktuell noch erhältlichen Abfüllungen wie dem GlenAllachie 25yo und dem Tweeddale 28yo konnte man sich auch etwas von echten Raritäten einschenken lassen.




Ich entschied mich zunächst für einen 1976er Glen Grant, der im Jahr 2001 zum 25jährigen Jubiläum von Kirsch abgefüllt wurde. Ein wirklich toller, fruchtiger Tropfen mit schönen Gewürznoten, der ausschließlich im Sherryfass lagerte. Eine noch ausgeprägtere Würze bot der Darkness 20yo von Tobermory, mein Favorit des Abends war jedoch ein 45yo Port Askaig, für den insgesamt fünf Sherryfässer verwendet wurden. Die ausgeprägte Fruchtigkeit mit einem Hauch Rauch und schönen Kräutern werde ich vermutlich aber nicht noch einmal ins Glas bekommen, da der Whisky mit rund EUR 1.500,- mehr als deutlich über meinem Budget liegt. Weitere Highlights im Ausschank waren ein 42yo Linkwood von 1974, ein 40yo North Port Brechin von 1976, ein 31yo Caol Ila von 1983 sowie zwei 50th Anniversary Bottlings von GlenAllachie aus den Jahren 1989 und 1991. Das war ein wirklich unvergesslicher Abend, für den ich mich auch an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Kirsch Whisky und insbesondere bei Maik bedanken möchte.

Am Sonntag wirkten einige Aussteller doch etwas müder als an den vorherigen Tagen, was wohl nicht nur daran lag, dass sie nun schon zwei volle Messetage in den Knochen hatten, sondern das Get Together vom Vorabend gerüchteweise für einige bis in die frühen Morgenstunden ging. Wir besuchten am Sonntag zunächst Thomas Schneider von Whisky Südholstein, wo ich mit dem Whisky Druid Tullibardine 11yo in den Tag startete, der ein Finish im Amontillado Octave erhalten hat. Diese neue Reihe wurde von Michel Reick auf den Markt gebracht, der unter anderem auch für Best Dram und Scotch Universe verantwortlich ist. Schokolade, Nüsse und ausgeprägte Sherrynoten zeichnen die Abfüllung aus. Zum Abschied schauten wir dann noch einmal bei Gerd Schmerschneider vorbei, wo ich meinen ersten Whisky aus der Elements of Islay-Reihe ins Glas bekam. Hatte ich bisher noch immer fälschlicherweise vermutet, dass unter diesem Label ausschließlich torfige Whiskys abgefüllt werden, wurde ich mit dem Bn7, hinter dem sich ein 16yo Bunnahabhain aus dem Oloroso-Fass versteckt, eines Besseren belehrt.

Damit endete ein rundum gelungenes Messewochenende, das meiner Frau und mir sehr viel Spaß gemacht hat. Der Termin für 2019 ist schon fest im Kalender notiert, ich hoffe aber, den einen oder anderen Aussteller schon vorher bei anderer Gelegenheit wiederzutreffen.

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