Samstag, 2. Februar 2019

Messebericht Hanse Spirit 2019 Tag 1 und 2 inkl. Redbreast Tasting

Die Hanse Spirit findet in diesem Jahr zum zweiten Mal in der Fischauktionshalle am Hamburger Fischmarkt statt und die ersten beiden Tage sind schon wieder Geschichte. Erstmals öffneten die Pforten bereits am Donnerstag, an dem allerdings die Zahl der Besucher angenehm überschaubar war. Am folgenden Freitag war die Messe bereits deutlich besser besucht, wobei sich die Gäste aufgrund der neuen Aufteilung und damit zusammenhängenden größeren Fläche deutlich besser verteilten als im vergangenen Jahr. Über 70 Aussteller präsentierten diesmal neben Whisky u.a. auch Rum, Gin, Cognac und sogar alkoholfreie Spirituosen.

Mein erster Halt auf der Messe war diesmal der Stand von Kammer Kirsch, wo es zunächst den exklusiv abgefüllten Inchmurrin aus dem Manzanilla Fass ins Glas gab. Dieser bot eine Mischung aus fruchtigen Noten mit frischen Äpfeln und viel Karamell und Vanille mit kräftigen 56,2%. Anschließend bekam ich noch den relativ neuen Arran Marsala aus der Cask Finish Serie ins Glas. Dieser durfte zunächst rund acht Jahre im Bourbonfass verbringen, bevor er sein Finish erhielt und dann noch einmal mit seinen Schwesterfässern vermählt wurde. Auch hier gab es tolle Vanille- und Karamellnoten, die diesmal mit fruchtigen Apfel- und Birnennoten kombiniert wurden. Der Einstieg in das Messewochenende war damit schon einmal mehr als gelungen.

Danach ging es weiter mit dem von Malts of Scotland exklusiv für den Whiskyhort und die mit einem eigenen Stand vor Ort befindlichen Itzehoer von Flickenschild bzw. Whizita abgefüllten Tullibardine mit Finish im Amarone Fass. Dieser sehr kraftvolle Malt mit 57,5% bietet sehr ausgeprägte Fruchtnoten, kann dabei seine Jugend mit gerade einmal acht Jahren aber nicht verbergen. Für mich als Fan junger Whiskys war diese Abfüllung aber eines der Highlights des ersten Tages. Hierzu zählte letztlich auch der 16 Jahre alte Tyrconnell am Stand von Beam Suntory, der frische Fruchtnoten mit Vanille und Eiche zu einem runden Geschmackserlebnis vereinte.

Der Abend endete am Stand von Whisky Südholstein, zu dem ich immer wieder gerne zurückkehrte. Dort wurden vorrangig die Abfüllungen von Best Dram, Scotch Universe und The Old Friends angeboten, aber auch Old Caskmates und Douglas Laing kamen hier nicht zu kurz. Besonders begeistert hat mich der Caol Ila aus dem Pomerol-Fass von The Old Friends mit seiner Mischung aus speckigen Lagerfeuernoten und einer angenehmen Fruchtigkeit, die sich in Form von dunklen Beeren zeigt.

Am Freitag war dann für mich ein kurzer Tag im Büro eingeplant, um rechtzeitig zum Beginn des zweiten Messetages wieder vor Ort zu sein. Diesmal begleitete mich auch wieder meine Frau, die auf den Donnerstag in diesem Jahr verzichtet hat. Bei einer Runde durch das von vielen Besuchern leider vernachlässigte Obergeschoss machten wir zunächst bei Norbert von der Whisky Experience halt, wo ich mich den neuen Bladnoch 17 entschied. Die deutliche Fruchtigkeit dieses Tropfens wurde am Gaumen von ausgeprägter Säure begleitet, die ich nicht recht zuzuordnen wusste. Ein schöner Whisky, bei dem ich mir aber nicht sicher bin, ob er die aufgerufenen EUR 85,- tatsächlich wert ist.

Deutlich mehr haben mir anschließend die Abfüllungen aus der Schweizer Destillerie Langatun gefallen. Bereits im letzten Jahr sind mir diese Tropfen sehr positiv aufgefallen, im Herbst habe ich mich dann in den Nero D´Avola verliebt. Deutlich dezenter als dieser, dabei aber nicht weniger spannend, war der aktuelle Rum Cask Finish mit seinen exotischen Fruchtnoten. Hervorragend gefallen haben mir und meiner Frau auch die Abfüllung aus dem Port-Fass sowie der inzwischen zur Core Range gehörende Jacob´s Dream, der aus dem Rotweinfass stammt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den letzten Tag auf der Messe nicht ohne eine neue Flasche aus diesem Hause verlassen werde, wobei es nicht auszuschließen ist, dass meine Frau mich auch noch zu einer zweiten dieser wirklich sehr überzeugenden Abfüllungen überreden wird.

Die Zeit am Stand von Langatun im Gespräch mit Co-Owner Christian Lauper verging wie im Fluge, wobei bereits Pläne für einen eventuellen Ausflug in die Schweiz geschmiedet wurden, so dass wir uns anschließend sputen mussten, um rechtzeitig beim bereits vorab gebuchten Redbreast Tasting im Raum für flüssige Fortbildung zu sein. Hier gab es die vier in Deutschland regulär erhältlichen Abfüllungen, nämlich den 12yo in Trink- und in Fassstärke, den 15yo und den 21yo. Allen gemein ist eine angenehme Mischung aus Vanille, Karamell sowie tollen Sherry- und Fruchtnoten. Je älter die Abfüllungen wurden, desto mehr dunkle Früchte und Leder kamen mit ins Spiel. Dabei lernten wir von Brand Ambassador Eyck Thormann, dass in unmittelbarer Nähe zum südirischen Cork inzwischen rund 1,7 Millionen Fässer reifen und auf ihre Abfüllung warten. Im Gegensatz zu den meisten schottischen Destillerien befinden sich bei der verantwortlichen Middleton Distillery jedoch Produktion und Lagerung auf einem riesigen Gelände an einem Ort.

Um dieses Tasting zu einem ganz besonderen Erlebnis zu machen hatte Eyck uns noch zwei Fassproben mitgebracht. Zum einen bekamen wir eine reine Bourbonfassreifung ins Glas, die tolle Vanille- und Karamellnoten mit sich brachte, zum anderen durften wir eine Reifung im Olorosofass probieren, die für die fruchtigen und würzigen Noten im Redbreast sorgt. Dieses Tasting hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Schade fand ich, dass einige Gäste nicht in der Lage waren, den eigenen Durst richtig einzuschätzen. Jeder Teilnehmer durfte seine Drams eigenständig eingießen, was dazu führte, dass einige Gläser nicht nur die 2cl- sondern auch die 4cl-Marke deutlich übertrafen. Wenn man dann am Ende sieht, dass über 2cl pro Glas übrig sind und weggeschüttet werden müssen, ruft das bei mir Unverständnis hervor.

Nach einem kleinen Imbiss zu übrigens sehr humanen Preisen in Form von Pasta für meine Frau bzw. einer Currywurst für mich probierten wir zunächst noch zwei Abfüllungen des jährlich in Fassstärke erscheinenden Rothaus Black Forest Whisky. Zunächst war ich von der Lemberger Variante sehr begeistert, danach überraschte mich aber die Variante aus dem Schwarzwälder Fass noch deutlich mehr. Trotz des First Fills waren die Holznoten deutlich im Hintergrund, dafür kam vor allem feuchter Waldboden zum Vorschein, der mit Kräutern, Vanille und süßem Honig kombiniert wurde. Hier gab es mal wieder einen tollen und viel zu wenig beachteten deutschen Whisky ins Glas.

Nach einem kurzen Abstecher zum 1988er Jura und einigen Hine Cognacs bei Olympe Courage, die nicht nur einen schönen Namen hat, sondern auch noch viel über ihre Produkte zu erzählen wusste, besuchten wir noch kurz den Stand vom Bremer Spirituosen Contor, wo vor allem ein 1978er Port Dundas aus der XOP-Reihe zu überzeugen wusste, dessen Flaschenpreis allerdings deutlich außerhalb meines Budgets liegt. Nicht ohne den brandneuen Octomore Ten Years am Stand vom Flickenschild probiert zu haben ging es letztlich nach Hause. Letzterer brachte zwar 167ppm auf die Straße, war aber deutlich weniger rauchig als erwartet, sondern bot neben einer angenehmen speckigen Note vor allem süße Blaubeeren. Wer die Kombination aus Schinken und Frucht mag, sollte hier zuschlagen, obwohl die aufgerufenen EUR 170,- gewohnt happig sind.



So gehen die beiden ersten Tage der Messe zu Ende und meine Frau und ich freuen uns auf einen wahrscheinlich deutlich stärker frequentierten Samstag. Hier werden wir neben anderen Highlights noch eine Schifffahrt in Kombination mit einem Mortlach-Tasting erleben. Schon jetzt geht mein Dank aber wieder an Chris Rickert und sein Team für die hervorragende Organisation. Gerade in Kombination mit der tollen Location in den Fischauktionshallen gehört die Hanse Spirit zu den absoluten Highlights im deutschen Messekalender.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen