Mittwoch, 3. April 2019

Whisky & Rum Festival März 2019 im Bordershop Puttgarden (Fehmarn)

Ende März war es mal wieder Zeit für einen Ausflug in den Bordershop in Puttgarden auf Fehmarn, wo das halbjährliche Whisky & Rum Festival schon zum zehnten Mal seine Pforten öffnete. Am Freitag ging es gegen Mittag für meine Frau und mich auf die Autobahn Richtung Norden, wo mich zunächst ein zeitraubender Stau einige Nerven kostete. So kamen wir zwar mit etwas Verspätung bei unserer Unterkunft an, hatten aber trotzdem noch gut drei Stunden Zeit, die wir auf dem schwimmenden Einkaufsparadies, das vorrangig von Skandinavieren, aber auch von vielen Deutschen genutzt wird. Somit hatten wir schon einmal ein kleines Warm-Up für den folgenden Messe-Samstag.

Traditionell wird am Einlass kein leeres Glencairn-Glas für die Messe ausgegeben, sondern es befindet sich bereits ein erster Begrüßungs-Dram darin. Hierfür wird in der Regel ein milder Standard ausgewählt, diesmal war er der Strathisla 12 mit einer Mischung aus hellen Früchten, Süße und einer leichten Nussigkeit. Nach diesem schönen Einsteiger wollte ich den Old Pulteney 17 probieren, von dem ich schon sehr viel Gutes gehört habe. Vanille und maritime Noten prägen diesen Whisky, der mir zwar gut gefallen hat, mich aber nicht so begeistert hat, wie ich es nach den vielen positiven Stimmen erwartet hatte.

Zu den ganz großen Highlights dieser Messe gehören immer die Masterclasses, die kostenlos besucht werden können, wenn man rechtzeitig da ist, um sich ein Ticket zu organisieren. Am Freitag hatten wir das große Glück, dass wir noch am Bruichladdich-Tasting teilnehmen konnten. Dieses sollte eigentlich von Distillery Ambassador Frazer Matthews durchgeführt werden. Da dieser aber erkrankt war, sprang spontan sein schwedischer Kollege Magnus ein, der das Tasting souverän und sehr unterhaltsam gestaltete. Die Veranstaltung stand für ihn unter dem Motto "Old vs. New", weil wir neben einigen der letzten in den 80ern destillierten Tropfen auch Neuerscheinungen ins Glas bekamen.

Besonders die ersten drei Abfüllungen waren etwas Besonderes, denn es handelte sich dabei um die drei letzten Abfüllungen aus den Jahrgängen 1984 bis 1986. Mit dem 1984/32 ging es noch relativ unspektakulär aber sehr intensiv los, da bei dieser Bourbonfassreifung vorrangig Vanille, Fudge und leichte Kräuternoten erkennbar waren, dabei überraschend wenig Holzigkeit im Spiel war. Der 1985/32 stammt ebenfalls aus dem Bourbonfass, hat aber zusätzlich ein Finish im Rotweinfass erhalten, wodurch hier tolle Aromen von roten Früchten, Rotwein und etwas Traubensäure mit ins Spiel kommen. Das ganz große Highlight war dann aber der 1986/30, der 28 Jahre im Oloroso-Fass verbringen durfte, bevor er ein zweijähriges Finish im PX-Fass erhielt. Trauben, Rosinen, rote Trockenfrüchte und viel Würze machten diesen Whisky zu einem echten Erlebnis. Abgerundet wurde das Tasting dann noch durch den Port Charlotte MC:01, den Port Charlotte 10 und den Octomore 09.2.

Als Rausschmeißer gab es für meine Frau und mich später noch einen Cocktail mit dem neuen Absolut Grapefruit für den Fußweg zur Unterkunft, danach ging es rechtzeitig ins Bett, denn auch der zweite Messetag sollte noch einiges zu bieten haben. Zum Einstieg in den zweiten Tag entschied ich mich für den neuen Teeling Revival 15yo aus dem Muscat Barrel mit fruchtigen und würzigen Aromen, danach folgte mit dem Glenlivet XXV noch ein echtes Highlight mit seinen sehr intensiven Frucht- und Vanillearomen. Anschließend war es dann wieder Zeit für eine Masterclass, die diesmal von Sarah Ferguson, Lead Guide bei Bunnahabhain, durchgeführt wurde. Los ging es mit dem Bunnahabhain Eirigh na Greine, der ausschließlich im Rotweinfass reifte und den ich bereits ausführlich auf Drams United vorgestellt habe. Danach folgte der An Cladach, für den neben Oloroso-Fässern (ca. 50%) auch PX- und andere Sherry-Fässer verwendet wurden. Herausgekommen ist ein Whisky, der in der Nase noch relativ dezent wirkt, dann am Gaumen aber intensive Fruchtnoten, viel Süße und eine schöne Würze bietet.

Anschließend beschäftigten wir uns mit zwei Abfüllungen von Deanston, nämlich dem 15yo Organic und dem 10yo Bordeaux Cask Finish. Der erstgenannte stammt aus dem Bourbonfass, das ebenfalls nach dem Motto 100% Organic ausgewählt wurde. Der Whisky bietet Karamell, Vanille, etwas Frucht und natürlich die für Deanston typische Honignote, mein Favorit wird er aber nicht werden, obwohl ich großer Deanston-Fan bin. Für die Bordeaux-Variante wurden zehnjährige Vollreifungen aus dem Bordeaux-Fass mit Whisky vermählt, die acht Jahre im Bourbonfass und anschließend zwei Jahre im Bordeaux-Fass verbringen durften. Herausgekommen sind Beerennoten, Honig, Karamell und eine leichte Säure. Als letzte in diesem Tasting vertretene Destillerie aus der Distell-Group wurde uns dann Bain´s aus Südafrika vorgestellt. Zunächst gab es den Bain´s Single Grain, der die Süße irischer Whiskeys mit der Würze des Bourbons aus den USA verbinden sollte. Durch die Verwendung von Mais ist der Whisky sehr süß mit viel Vanille und Karamell, am Gaumen kommt dann etwas Banane hinzu. Der Bain´s 15 mit kräftigen 52,5% ist auf 3.600 Flaschen limitiert. Auch hier gibt es viel Toffee, Fudge und Vanille, allerdings deutlich intensiver als bei der jüngeren Variante. Am Gaumen kann man zusätzlich eine holzige Note entdecken.

Weitere Highlights waren ein Bunnahabhain 25, ein Kavalan Solist aus dem Sherry Cask und eine exklusive Einzelfassabfüllung für Scandlines, nämlich einen Aberlour 15 aus dem First Fill Bourbon Barrel mit intensiven Frucht- und Vanillenoten. Schade, dass der Whisky mit rund EUR 230,- preislich sehr ambitioniert ist. Nach einer kurzen Pause, in der wir uns die legendäre Currywurst vor dem Eingang zum Bordershop gönnten, erwartete uns mit Dave Francis ein alter Bekannter zur Masterclass. Seit einiger Zeit ist er allerdings nicht mehr für Highland Park unterwegs, sondern präsentiert inzwischen die Abfüllungen der Schweden von High Coast, die bei ihren Abfüllungen immer mit besonders viel Transparenz glänzen. Da es sehr viele Anmeldungen zu diesem Tasting gab, verlegte Dave das Tasting bei strahlendem Sonnenschein kurzerhand auf das Außendeck, damit wir neben tollem Whisky auch das tolle Wetter genießen konnten. Bis vor einigen Monaten hieß die Destillerie übrigens noch Box Whisky, da aber im Zweifel eine Verwechslungsgefahr mit Compass Box wohl gerichtlich bestätigt worden wäre, hat man sich für den neuen Namen entschieden.

Da ich einige der Whiskys hier auf Drams United bereits vorgestellt habe, gleichzeitig ein ausführlicher Bericht zum neuen Hav in Kürze folgen wird, belasse ich es an dieser Stelle zunächst bei der Aussage, dass in Schweden richtig gute Arbeit geleistet wird. Hoffentlich findet sich bald wieder ein Importeur für Deutschland, damit wir auch hierzulande wieder regelmäßig in den Genuss dieser tollen Whiskys kommen. Zusammenfassend muss man sagen, dass diese Messe weitaus mehr spannende Abfüllungen bietet, als man an einem Wochenende probieren kann. Besonders die Masterclasses sind absolute Highlights, aber auch an den Ständen gibt es neben ausgezeichneten Spirituosen auch tolle Gespräche mit Ausstellern, bei denen man oft das Herzblut und die Leidenschaft für die Produkte spürt. Meine Frau und ich freuen uns jedenfalls schon sehr auf die nächste Ausgabe des Festivals im Herbst.

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