Samstag, 1. Juni 2019

The Scotch Malt Whisky Society (SMWS) Tasting auf der Otto Lauffer (Museumshafen Övelgönne)

Unter dem Motto "Oily & Coastal" lud die Scotch Malt Whisky Society ihre Hamburger Mitglieder zu einer zweistündigen Hafenrundfahrt ein, bei der es fünf tolle Einzelfassabfüllungen (plus eine Zugabe) geben sollte, die genau in diese Kategorie fallen, nämlich richtig ölig, maritim und eben genau passend zum Hamburger Hafen. Dabei wurde natürlich nicht irgendein Schiff für die Fahrt gewählt, sondern wir waren an Bord des historischen Polizeischiffes Otto Lauffer unterwegs, das für gewöhnlich im Museumshafen Övelgönne liegt. An Bord des über 90 Jahres alten Schiffes suchten zunächst alle Schutz vor dem Hamburger Nieselregen, dieser hatte aber bereits kurz nach dem Auslaufen ein Erbarmen mit uns und machte eine kurze Sonnenpause.

Durch den Nachmittag führte natürlich wieder Thom Glas, der inzwischen seit einigen Monaten Brand Ambassador für die SMWS in Hamburg und Kiel ist. Während die Otto Lauffer noch etwas Rangieren musste, um den Museumshafen zu verlassen, wurde uns mit dem acht Jahre alten Selkie Caviar der erste Whisky der Rundfahrt ins Glas geschenkt. Der Name bezieht sich dabei auf eine der vielen Sagen, die es rund um Islay gibt. Seerobben sollen dabei an Land gehen und dort ihren Schwimmanzug ablegen, so dass sie zu den hübschesten Frauen werden, die man sich vorstellen kann. Trotzdem ist der Name dieser Abfüllung für mich etwas befremdlich, denn ich frage mich, was wohl der Caviar dieser Frauen sein soll. Ohne diesen Hintergedanken gefällt mir der Whisky mit seiner Mischung aus Frucht, Honig, Getreide, Salz und Kräutern aber ausgesprochen gut. Ich nehme es vorweg: Ich habe meinen Favoriten des Nachmittags bereits gefunden.

Während wir unter der Köhlbrandbrücke hindurchfuhren, schenkte uns Thom den zweiten Whisky der Fahrt ein, der erneut von Bunnahahbain stammte, allerdings in der Nase und am Gaumen völlig anders wirkte als sein Vorgänger. Beim Cuquiollo Black Olives handelt es sich um eine der Feis Ile-Abfüllungen aus diesem Jahr, richtig überzeugen konnte er mich aber nicht. Natürlich war auch dieser Whisky sehr maritim, mir fehlte aber das Besondere an diesem Tropfen. Es folgte ein sieben Jahre alter Glen Scotia, der wirklich sehr ölig, salzig und rauchig daherkommt, dabei aber auch noch eine leicht süße Note hat. Ich mag Glen Scotia eigentlich sehr gerne, man bekommt hier auch einen guten Whisky ins Glas, trotzdem hat mir das besondere Etwas an der Abfüllung gefehlt.

Während wir weiter durch den Hamburger Hafen schipperten folgte nun ein Tobermory bzw. Ledaig, der zehn Jahre lang im Bourbonfass reifen durfte. Auch dieser Whisky konnte seine maritime Herkunft nicht verbergern und überzeugte mit einer Mischung aus Salz, Kräutern und Zitrusnoten. An dieser Stelle wurde Thom übrigens mal wieder vom lautstarken Schiffshorn übertönt. Sollte da eventuell Thoms Redefluss gestoppt werden? Nein, denn das Benutzen des Horns hat durchaus einen Sinn, denn damit wird anderen Schiffen ein Richtungswechsel angezeigt, so wird bei einem kurzen Signal nach Steuerbord und bei zwei aufeinanderfolgenden Signalen nach Backbord gedreht. Damit war das offizielle Ende des Tastings bereits erreicht, als ein elf Jahre alter Old Pulteney mit dem Namen A Morning At The Beach in unseren Gläsern landete, der laut Beschreibung an eine Camping-Nacht am Strand erinnern sollte. Tatsächlich gab es auch hier wieder sehr maritime Noten mit Salz, Getreide und etwas Speck.

Wie schon häufiger in der Vergangenheit hatte Thom jedoch noch eine Zugabe parat, denn auf einem der letzten Tastings hatte er die Abfüllung von Laphroaig zum Feis Ile angekündigt, die dann aber kurzfristig von den Kollegen in Edinburgh aus dem Lineup gestrichen wurde. Thom setzte daher all seine Überredungskünste ein, so dass wir in dem Moment, in dem wir am teuersten Gebäude der Stadt, nämlich der Elbphilharmonie, vorbeifuhren, auch den teuersten Whisky des Tastings im Glas hatten. Der 19 Jahre alte Laphroaig reifte zunächst im Refill PX-Fass, bevor er für ein Finish ins First Fill PX-Fass umziehen durfte. Dadurch erhielt er nicht nur die Farbe von Cola, sondern bringt auch tolle Frucht- und Würzaromen mit, wobei die für Laphroaig typtische medizinische Note im Hintergrund bleibt. Das ist tatsächlich der erste Laphroaig, der mir richtig gut gefällt.

Insgesamt hat der Nachmittag mir und meiner Frau sehr viel Spaß gemacht. Thom hat das Tasting sehr angenehm gestaltet, dabei aber die Teilnehmer nicht mit zu vielen Informationen überfordert. Die besondere Location im Museumshafen Övelgönne bzw. auf der Otto Lauffer hat natürlich noch einmal für zusätzliche Pluspunkte gesorgt. Wer also einmal in Övelgönne vorbeischaut, sollte gerne den einen oder anderen überschüssigen Euro im Spendentopf des ehrenamtlich betriebenen Hafens hinterlassen, damit wir auch zukünftig in den Genuss solcher Rundfahrten auf historischen Schiffen kommen können. Mich würde es auf jeden Fall freuen, wenn wir den Spirit dieser besonderen Fahrt auch auf weitere Tastings übertragen könnten.


Übersicht der verkosteten Whiskys:

10.173 Selkie Caviar (Scotch Malt Whisky Society, Bunnahabhain), Single Malt Scotch Whisky, Refill Hogshead/Toasted, 8yo, 60,4%
10.168 Cuquiollo Black Olives (Scotch Malt Whisky Society, Bunnahabhain), Single Malt Scotch Whisky, Bourbon Cask, 13yo, 61,8%
93.111 Sea Through Smoke (Scotch Malt Whisky Society, Glen Scotia), Single Malt Scotch Whisky, First Fill Barrel/Ex-Bourbon, 7yo, 60,1%
42.46 Seahorse to Air Missile (Scotch Malt Whisky Society, Ledaig), Single Malt Scotch Whisky, Refill Barrel/Ex-Bourbon, 10yo, 61,9%
52.25 A Morning At the Beach (Scotch Malt Whisky Society, Old Pulteney), Single Malt Scotch Whisky, Refill Hogshead/Ex-Bourbon, 11yo, 60,3%
29.260 A Visceral, Clemental Experience (Scotch Malt Whisky Society, Laphroaig), Single Malt Scotch Whisky, Refill PX-Fass/Finish im First Fill PX-Fass, 19yo, 56,9%

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen