Dass der Aberlour A´Bunadh eine echte Sherry-Bombe in Fassstärke ist, dürfte jedem Whisky-Fan bekannt sein. Wie sich aber die verschiedenen Batches über die Jahre entwickelt haben, finde ich extrem spannend. Schließlich ist man inzwischen schon bei Batch 65 angekommen. Beim Tasting mit Brand Ambassador Eyck Thormann und Chris Rickert von Hansemalt im Raum für flüssige Fortbildung am Hamburger Fischmarkt konnte man nun diese Entwicklung nachverfolgen, denn es gab gleich sieben unterschiedliche Batches von Nummer 10 bis hin zur aktuellen Nummer 65 ins Glas. Dass die Unterschiede zwischen den verschiedenen Batches riesengroß sein können, hat mich etwas überrascht, wobei eine klare Tendenz erkennbar war. Was sich geändert hat und in welche Richtung es geht, hat die Reise durch die Abfüllungen deutlich gezeigt.
Das aktuellste in Deutschland verfügbare Batch ist jedenfalls Nummer 65 und damit begann dann auch unser Abend. Wie bei allen anderen Batches auch werden ausschließlich feuchte Oloroso-Fässer für die Reifung genutzt. Eine Altersangabe sucht man auf der Flasche vergebens, angeblich werden fünf bis 25 Jahre alte Fässer genutzt. Der Großteil dürfte aber wohl rund zehn Jahre alt sein. In der Nase gibt es viel Marzipan, Beeren, Äpfel und Rosinen, am Gaumen kommt dann noch mehr Sherry-Aroma hinzu, aber auch Würze und Nüsse tauchen zusätzlich auf. Das anschließende Batch 63 unterschied sich schon farblich vom vorherigen Tropfen, denn er ist deutlich dunkler. In der Nase wirkte der Whisky deutlich süßer und fruchtiger mit einer guten Portion Honig. Am Gaumen ist er dann überraschend würzig, wobei die Früchte klar im Hintergrund bleiben. Dafür kommen aber Liebstöckel, Chili und Pfeffer zum Vorschein.
Weiter ging es mit zwei weiteren recht aktuellen Batches, nämlich Nummer 60 und 59. Auffällig ist übrigens, dass seit 2018 deutlich weniger Batches pro Jahr erscheinen. Das liegt daran, dass die Vorräte bei Aberlour aus den entsprechenden Jahrgängen zur Neige gehen. Aus diesem Grund wird zum Beispiel auch der 18er aktuell in 0,5l-Flaschen angeboten. Mittelfristig wird sich die Situation wieder entspannen, weil einfach deutlich mehr produziert wird, aktuell müssen wir aber noch eine kleine Durststrecke überstehen. Das Batch 60 wirkte in der Nase wieder weniger süß, dafür stehen nun Trockenfrüchte im Vordergrund. Geschmacklich ist der Whisky herber als die ersten beiden Kandidaten, dafür kommen nun Cranberries, Zitrusfrüchte, Ingwer und Kräuter hinzu. Beim Batch 59 tauchen in der Nase plötzlich Pfirsiche in unterschiedlichen Formen auf, denn es gibt Dosenfrüchte, überreifes Frischobst und Trolli Pfirsichringe in Kombination mit ganz leichtem Speck und Kräutern. Geschmacklich wird es wieder sehr süß mit gezuckerten Beeren, Zitrusfrüchten, Ingwer und viel Honig.
Damit ging es dann so langsam in Richtung der älteren Batches, immerhin stammt die folgende Nummer 44 schon aus dem Jahr 2012. Hier sind die Früchte nun deutlich präsenter, wobei rote Früchte, Äpfel und Pfirsiche im Vordergrund stehen. Die Würze und eine leichte Holznote bleiben hier eher dezent. Geschmacklich geht es dann doch wieder in die würzige Richtung in Kombination mit Pflaumen, Honig und herben Kräutern. Je länger man den Whisky jedoch im Glas ruhen lässt, desto mehr Süße entwickelt er. Diesem Whisky muss man definitiv etwas Zeit im Glas geben. Es folgte mein persönlichen Favorit des Abends, denn das Batch 17 aus dem Jahr 2006 war wirklich überragend. Der Whisky ist extrem dunkel und ist farblich im Glas nicht vom Lustau Oloroso zu unterscheiden, den wir zwischendurch ebenfalls probieren konnten. In der Nase ist der Whisky deutlich Sherry-lastiger als die neueren Batches und kann mit Trockenfrüchten, Pflaumen, Zitrusfrüchten und Rosinen punkten. Geschmacklich geht es in eine ähnliche Richtung, allerdings mischen sich nun noch leicht herbe Kräuter mit ins Profil.
Das Finale bildete dann das Batch 10 aus dem Jahr 2003, der allerdings etwas weniger intensiv wirkte als das Batch 17. Trotzdem gibt es natürlich auch hier die volle Ladung Sherry mit vielen roten Früchten. Geschmacklich ist der Tropfen extrem intensiv mit sehr viel Süße, roten Früchten, viel Sherry, einer leichten Würze und etwas Eiche, die hier aber nicht störend wirkt. Insgesamt war definitiv die Tendenz zu erkennen, dass die Batches mit der Zeit immer mehr an Intensität verloren haben. Trinkt man nur eines der aktuellen Batches, wirkt der Whisky trotzdem wie eine unheimliche Sherry-Bombe, im direkten Vergleich vor allem zu den Batches 10 und 17 kommen einem die neuen Abfüllungen eher dezent vor. Die neuen Batches sind ohne Frage immer noch richtig tolle Whiskys, aber wenn ich irgendwo noch einmal eine der ganz alten Abfüllungen in die Finger bekomme, werde ich ohne zu zögern zugreifen.
Der Abend hat mir extrem viel Spaß gemacht und diese Reise in die Vergangenheit des Aberlour A´Bunadh war sehr spannend. Ich habe ein wenig Hoffnung, dass zukünftige Batches wieder an die ganz alten anknüpfen können, aber es wird natürlich auch immer schwieriger, gute Sherry-Fässer zu bekommen. Was wird uns also die Zukunft bringen? Auf jeden Fall wird es zusätzlich einen A´Bunadh Alba geben, der ausschließlich in Bourbonfässern reift. Ob und wann diese Abfüllung aber auf den deutschen Markt kommt, steht noch nicht fest. Zunächst ist der Whisky nur für den US-Markt vorgesehen. Abschließend geht mein herzlicher Dank an Eyck, der kurzweilig durch den Abend geführt hat, und Chris, der wie immer ein hervorragender Gastgeber war.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen