Sonntag, 15. März 2020

Whisky Tasting auf der Mein Schiff Herz (TUI Cruises)

Als ich im Februar meine insgesamt schon fünfte Reise mit TUI Cruises antrat, war noch nicht absehbar, wie stark Corona das öffentliche Leben einschränken werden würde. Dementsprechend ging ich noch relativ unbeschwert an Bord. Während meine Reise noch planmäßig durchgeführt werden konnte, so dass meine Frau und ich tolle Häfen auf den Azoren, den Kanaren und auf Madeira erlebten, wurde der Verkehr der gesamten Mein Schiff-Flotte anschließend komplett eingestellt. Das ist zwar ärgerlich für alle, die sich lange auf eine Reise gefreut haben, aus meiner Sicht aber der absolut richtige Schritt. Auf jeder meiner bisherigen Reisen mit TUI Cruises habe ich am zusätzlich buchbaren Whisky Tasting teilgenommen. Diese Tradition habe ich natürlich beibehalten und hatte diesmal mit Sebastian Baumschlager einen Referenten, der sich gut auf die insgesamt sieben Whiskys vorbereitet hatte.

Sicherlich hatte ich keine sonderlich großen Erwartungen an das Tasting. Zunächst einmal habe ich das Tasting bereits viermal erlebt, wobei natürlich der Referent auf jeder Reise ein anderer war und somit auch die Wissenstiefe stark variierte. Außerdem sind die sieben ausgeschenkten Whiskys sicherlich jedem bekannt, der sich ausführlich mit Whisky beschäftigt, obwohl das Lineup im Vergleich zu früheren Reisen an einer Stelle verändert wurde. Trotzdem finde ich es wichtig, dass man sich auch als Whisky-Nerd immer mal wieder mit verschiedenen Standards erdet. Sebastian begrüßte an diesem Abend insgesamt sieben Gäste, somit also eine sehr überschaubare Runde, die sich durch sieben Whiskys aus unterschiedlichen Regionen Schottlands probieren durften.

Zum Einstieg gab es den Cragganmore 12, der mit Apfel, Birne und Honig in der Nase sehr süß und fruchtig daherkam. Am Gaumen gibt es ein ganz ähnliches Profil, das aber noch durch etwas Ananas und Würze ergänzt. Während wir uns mit dem Dram beschäftigten, erläuterte uns Sebastian den Unterschied zwischen Blended Malts, Single Malts und Single Casks. Dass er bei letzteren eine Altersspanne von 70 bis 120 Jahren nannte, sei verziehen, denn insgesamt muss man sagen, dass er sich sehr gut auf das Tasting vorbereitet hatte. Während er zur Herstellung von Whisky überging, landete der Glenkinchie 12 in unseren Gläsern. Dieser wirkte sehr malzig und getreidig, am Gaumen kamen dann Honig, Vanille und Ingwer hinzu.

Sebastian erläuterte uns nebenher, dass die erste dokumentierte Lieferung von gemälzter Gerste an den schottischen König aus dem Jahr 1494 stammt. Außerdem erzählte er uns etwas über das Fassmanagement sowie die Verwendung von Zuckerkulör. Wir durften in der Zwischenzeit den Dalwhinnie 15 probieren, der viele helle Fruchtaromen wie Apfel, Mango und gelbe Pflaume, am Gaumen dann aber weniger süß und etwas kräuteriger wirkt. Der folgende Auchentoshan Three Wood ging dann aufgrund der teilweisen Reifung in Sherryfässern in eine völlig andere Richtung. Dunkle Trockenfrüchte, Karamell, Nuss und Schokolade wurden am Gaumen noch durch etwas Leder ergänzt. Insgesamt hat sich aber wieder einmal gezeigt, dass mir persönlich die Standards von Auchentoshan zu mild und flach sind.

Der nachfolgende Balvenie Triple Cask 12 wirkte im Anschluss dann sogar leicht blumig, dazu kamen Honig, Vanille und Karamell. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Whisky an früherer Stelle im Tasting deutlich besser hätte zur Geltung kommen können. Neu im Lineup war der Highland Park Spirit of the Bear, also einer von zwei Tropfen des Abends ohne Altersangabe. Ein ganz leichtes Raucharoma mischt sich hier mit maritimen Elementen und etwas Süße. Am Gaumen kommt dunkles Karamell hinzu und der Whisky wirkt sehr cremig. Leider hatte jetzt, bevor wir den letzten Whisky ins Glas bekamen, der Piano-Spieler in der Blaue Welt Bar seinen Einsatz, so dass es leider viel zu laut wurde. Es wurde nun deutlich schwerer, Sebastian bei seinen Ausführungen zu folgen.

Es stand mit dem Lagavulin 16 aber auch nur noch das Finale auf dem Programm. Sebastian erläuterte uns hierfür zunächst, woher Torf überhaupt stammt und welchen Einfluss er auf Whisky hat. Auch hier hat sich an der einen oder anderen Stelle der Fehlerteufel eingeschlichen, was ich aber nicht als schlimm empfand. Geruchlich und geschmacklich gefiel mir die die Mischung aus Rauch, Schinken, Nuss und Trockenfrüchten wieder einmal sehr gut. Insgesamt war der Abend wieder sehr unterhaltsam. Traditionell werde ich auch auf meiner nächsten Reise mit TUI Cruises wieder am Whisky Tasting teilnehmen. Sicherlich muss TUI zunächst einmal durch die für den Tourismus schwierige Zeit der Corona-Krise kommen, danach empfehle ich aber auch noch einmal dringend die Überarbeitung des für alle Schiffe einheitlichen Handouts zum Tasting. Hierfür hatte ich meine Hilfe schon vor zwei Jahren angeboten. Dieses Angebot gilt weiterhin.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Cragganmore 12, Single Malt Scotch Whisky, 12yo, 40%, ca. EUR 36,-
Glenkinchie 12, Single Malt Scotch Whisky, 12yo, 43%, ca. EUR 36,-
Dalwhinnie 15, Single Malt Scotch Whisky, 15yo, 43%, ca. EUR 35,-
Auchentoshan Three Wood, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 43%, ca. EUR 40,-
Balvenie Triple Cask 12, Single Malt Scotch Whisky, 12yo, 40%, ca. EUR 60,-
Highland Park Spirit of the Bear, Single Malt Scotch Whisky, NAS, 40%, ca. EUR 45,-
Lagavulin 16, Single Malt Scotch Whisky, 16yo, 43%, ca. EUR 60,-

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