Sonntag, 6. September 2020

Messebericht Köpenicker Whiskyfest 2020 Tag 2 (mit Whiskyhort Single Cask Tasting)

Auch am zweiten Tag des diesjährigen Köpenicker Whiskyfestes waren meine Frau und ich natürlich wieder am Start. Im Vergleich zum Vortag war unsere Anreise diesmal jedoch deutlich entspannter, denn wir waren - wie auch viele der Aussteller - im ungefähr fünf Gehminuten entfernten Pentahotel untergebracht. Nach einem ausgiebigen Frühstück vom Büffet, einer kleinen Shoppingtour durch Köpenick auf Wunsch einer einzelnen Dame aus unserer 2-Personen-Reisegruppe und einem wirklich leckeren Mittagessen beim Inder standen wir pünktlich zum Beginn um 14:00 Uhr in der Schlange vor dem Einlass. Das Wetter meinte es nun nicht mehr ganz so gut mit uns, denn neben den deutlich niedrigeren Temperaturen im Vergleich zum Vortag gab es auch immer mal wieder kleinere Schauer. Gäste und Aussteller ließen sich dadurch jedoch die Laune nicht verderben, viel zu groß war die Freude darüber, dass endlich mal wieder eine Messe stattfinden konnte.



Nachdem ich am Vortag schon den Langatun Cruz de Alba im Glas hatte, holten meine Frau und ich uns zum Start in den Nachmittag diesmal die beiden anderen neuen Abfüllungen, nämlich ein Cardeira Finish und Vollreifung im Quinta do Zambujeiro Fass. Mir haben beide Whiskys sehr gut gefallen, wobei der Cardeira etwas fruchtiger und runder wirkte als der würzige Quinta do Zambujeiro. Später am Abend, als nur noch wenige Besucher da waren, kam ich mit Brand Ambassador Michael Holzapfel noch länger ins Gespräch. Darauf werde ich aber in den nächsten Tagen näher eingehen, wenn ich auch die beiden Abfüllungen sowie den New Make noch einmal ausführlich vorstellen werde. Bevor es für uns dann ins Tasting mit Olaf Fetting vom Whiskyhort ging, hatte ich noch Lust auf eine fruchtige Bourbonfassreifung. Beim Leipziger Whiskykontor ließ ich mir einen elf Jahre alten Glen Garioch einschenken. Dieser ging jedoch eher in die würzig-süße Richtung, die Früchte blieben eher dezent im Hintergrund.


Um 16:00 Uhr tauchte dann auch Malte von Malte Talks Malts wieder auf, denn wir hatten gemeinsam das Tasting mit den Einzelfassabfüllungen vom Whiskyhort gebucht. Nachdem Olaf am Vortag noch die Stewardess von Michel Reick war und einschenken durfte, wurden die Rollen diesmal vertauscht. Innerhalb der nächsten Stunde sollten uns dann fünf tolle Fassstärken erwarten, unter denen nicht nur eine Abfüllung war, die ich am liebsten mit nach Hause genommen hätte. Wir begannen mit einem 17 Jahre alten Auchentoshan aus dem Bourbonfass mit 54,1%, der wie schon mehrere Abfüllungen vom Hort nach einem der Ritter der Tafelrunde benannt wurde. In diesem Fall hielt Lamorak für die Namensgebung her bei diesem Whisky mit Vanille, sehr viel Karamell und hellen Früchten, die ich am Gaumen als Apfel und Quitte einordnen würde. Dies ist eine von rund 65 Eigenabfüllungen, die es seit Bestehen des Whiskyhorts, der Anfang 2015 eröffnet wurde, gegeben hat. Zu den Tropfen mit Ritter-Namen wird sich irgendwann vielleicht auch noch König Arthur gesellen, diesen Namen möchte man sich aber für einen besonderen Ardbeg aufsparen.


Es folgte ein Joint Bottling mit Flickenschild in Itzehoe. Der acht Jahre alte Tullibardine von Malts of Scotland stammt aus dem Amarone Fass und erschien zum vierjährigen Jubiläum. Neben Wein und roten Früchten gab es in der Nase auch eine schöne Würze, am Gaumen gab es dann zusätzlich Kirschen, eine leichte Säure und einige Tannine. Mit rund EUR 60,- ist dieser Tropfen außerdem noch vergleichsweise günstig zu haben. Danach kam dann mein persönliches Highlight des Tastings in Form eines GlenAllachie 2009/2020, der zunächst im Sherryfass reifte und dann in ein Refill Pinot Noir Fass umziehen durfte, das beim Hort gelagert wird. Der Name Valinch No. 3 ist angelehnt daran, dass man sich ursprünglich direkt im Laden etwas von der Erstbefüllung des Fasses abfüllen konnte. In der Nase gab es hier buttrige Noten, viel Karamell, Schokolade und Kaffee, was am Gaumen noch durch viel Toffee und Haselnüsse ergänzt wurde. Olaf schwärmte sehr vom dann folgenden Mork von Orkney V, der für mich aber leicht hinter dem Valinch lag. Beim Mork handelt es sich um einen 14 Jahre alten Orkney-Whisky, der kein Scapa ist. Abgefüllt in diesem Jahr zum fünfjährigen Jubiläum des Horts bietet der Tropfen viele Beeren und maritime Einflüsse, erst am Gaumen kommen ganz leichte Torfnoten hinzu, die sich aber schön in die Süße und Fruchtigkeit einbinden.


Richtig torfig wurde es dann zum Abschluss mit dem Classic of Islay in Fassstärke von Jack Wieber. Von dieser relativ günstigen Reihe, die ohne Nennung von Alter oder Destillerie auskommt, hat der Hort immer ein eigenes Fass, das nachbestellt wird, wenn das vorherige zur Neige geht. Nachdem Olaf bei vorherigen Auflagen regelmäßig auf Lagavulin getippt hat, ist er diesmal eher beim Bunnahabhain Staoisha, was ich nachvollziehen kann, denn es sind zwar medizinische Noten vorhanden, die aber nicht so ausgeprägt sind, wie es bei einem Laphroaig der Fall wäre. Außerdem hat das Sherryfass rote Früchte mit Speck geliefert. Das Tasting mit seinen wirklich spannenden Abfüllungen hat auf jeden Fall meine Vorfreude auf die Hausmesse im Whiskyhort Ende September noch einmal deutlich gesteigert. Wer also am 25. und 26. September noch nichts vorhat, sollte einen kleinen Trip nach Oberhausen einplanen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das lohnen wird.


Nach dem Tasting musste ich natürlich noch einmal bei Cadenheads vorbeischauen, denn dort gab es an diesem Wochenende einfach zu viele spannende Abfüllungen, die größtenteils auch mehr als fair bepreist waren. Ins Glas wanderte bei mir noch ein 23 Jahre alter Glen Grant, der eine tolle Mischung aus Karamell und Frucht bot, mir allerdings im Abgang schon etwas zu viel Eiche mitbekommen hat. Außerdem hatte ich noch einen fünf Jahre alten Paul John im Glas, der für mich zu den Highlights der Messe gehörte. Ein sehr bunter Fruchtkorb traf hier auf Honigsüße und eine dezente Würze. Bei Schlumberger musste außerdem noch der neue Penderyn aus dem Moscatel-Fass probiert werden, der exklusiv für die German Selection ausgewählt wurde. In der Nase war der Whisky ausgesprochen fruchtig mit vielen roten Früchten und viel Süße, am Gaumen wird es dann aber würziger und der Whisky überrascht mit salzig-maritimen Noten. Ein ausgesprochen spannender Tropfen!


Die Zeit auf dem Köpenicker Whiskyfest verging mal wieder wie im Flug. Mir hat die Atmosphäre auf dieser tollen Messe wieder richtig gut gefallen. Die allermeisten Besucher waren auch so diszipliniert, die vorgesehenen Mindestabstände einzuhalten. Das Wochenende hat jedenfalls sehr deutlich gemacht, wie sehr regelmäßige Messen der Whiskyszene fehlen. Drücken wir also alle die Daumen, dass im nächsten Jahr auch die Messen in geschlossenen Räumen wieder stattfinden können. Dafür werden wir uns sicherlich alle noch ein wenig einschränken müssen in den nächsten Wochen und Monaten, aber dann stehen die Chancen für eine weiterhin bunte Messe-, Gastro- und Fachgeschäftewelt doch noch einigermaßen gut. Das erste Wochenende im September 2021 habe ich mir im Kalender schon einmal freigehalten, denn dann steigt hoffentlich die nächste Auflage des Köpenicker Whiskyfestes.

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