Sonntag, 31. Oktober 2021

Besuch bei der Brennerei Feller in Dietenheim

Relativ spontan haben meine Frau und ich auf unserer Deutschland-Tour noch einen Halt bei der Brennerei Feller eingeplant. Nach einer ganz kurzfristigen Terminabsprache per Mail empfing uns Inhaber Roland Feller schon vor der Tür, da er uns hat vorfahren sehen. Gemeinsam sahen wir uns die Brennanlage an, besuchten das Fasslager und fachsimpelten im Shop bei dem einen oder anderen Verkostungsglas, das allerdings jeweils von meiner Frau getrunken werden musste, da ich noch Autofahren musste. Ich kann aber schon vorwegnehmen, dass meine Frau absolut von den Produkten überzeugt war. Auch mir haben Nase und die kleinen Tröpfchen, die ich dann doch probiert habe, absolut zugesagt. Zwar sind die Produkte der Brennerei Feller vorrangig regional erhältlich, aber ich werde sicherlich in Zukunft genau beobachten, was für Neuheiten dort auf den Markt kommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das lohnt.


Zunächst machten wir uns auf den Weg zur Brennanlage von Carl. Für diese ist zwar ein Fassungsvermögen von knapp über 450 Litern angegeben, trotzdem wird sie mit rund 600 Litern Maische pro Brennvorgang befüllt. Durch die Kolonnenböden, die bei der Produktion von Whisky grundsätzlich komplett zugeschaltet sind, ergibt sich im Prinzip ein sechsfaches Brennen, weil Roland und sein Chefdestillateur Werner Huber einen möglichst sauberen New Make erhalten wollen. Gebrannt wird auf 80%, ins Fass gelangt das Destillat dann mit 60-65%. In dem Raum, in dem destilliert wird, wurde während unseres Besuchs gerade eine Heizung installiert, um hier zukünftig auch Tastings an zwei langen Tafeln stattfinden zu lassen, wenn gerade nicht gebrannt wird und der Raum daher seine Wärme erhält. Regelmäßig gibt es hier auch Brennseminare, von denen meine Frau und ich hoffentlich in Zukunft mal eines besuchen können. Wenn doch nur die Entfernung nicht so groß wäre...

Danach gingen wir ins Fasslager, wo vorrangig Whisky lagert. Die Produktionsmenge pro Jahr liegt bei rund 50.000 bis 60.000 Litern Alkohol, davon sind ca. 60% Whisky. Dementsprechend viel Platz für fassgelagerte Destillate wird benötigt. Neben Whisky liegen aber auch Rum, der immer beliebter wird, und einige andere Spirituosen wie beispielsweise ein Apfel- und ein Rosinenbrand im Lager. Dabei legt Roland beim Whisky viel Wert darauf, dass in aller Regel zunächst eine rund fünfjährige Reifung im Bourbonfass vorausgeht, bevor ggf. noch ein Finish in einem anderen Fass erfolgt. Dabei stammen die Bourbonfässer von Woodford und werden über Eder bezogen, alle anderen Fässer wie Rotwein, Port, Sherry oder Amarone finden über persönliche Kontakte den Weg nach Dietenheim. Damit ist der Whisky regelmäßig deutlich älter als bei vielen anderen Destillerien in Deutschland.

Danach ging es dann zurück in den Shop, wo alle Abfüllungen der Brennerei erhältlich sind und natürlich vorab auch probiert werden können. Diese Chance konnte ich nur eingeschränkt nutzen, konnte aber natürlich ausgiebig an den Probiergläsern meiner Frau schnuppern. Auffällig sind aber zunächst einmal die ungewöhnlichen Namen der Whiskys, denn es gibt die Valerie und den Augustus. Das Konzept dahinter ist aber relativ schnell erklärt, denn Valerie, also die Bezeichnung der Single Malts der Brennerei, ist der Name von Rolands Tochter. Von dieser erhofft er sich sehr, dass Sie irgendwann die Brennerei übernehmen wird, gleichzeitig will er sie aber auch nicht dazu drängen, weil ihm das Herzblut für die Produkte extrem wichtig ist. Augustus wiederum ist auf den Brennereigründer Augustus Feller zurückzuführen, der 1820 erstmals unter dem Namen Feller gebrannt hat, wenn auch noch an einem anderen Standort. Inzwischen führt Roland die Brennerei in fünfter Generation. Zum Jubiläum im letzten Jahr gab es u.a. auch einen zehn Jahre alten Single Grain aus Weizen, der aktuell als einzige Abfüllung der Destillerie eine Altersangabe trägt und in Fassstärke abgefüllt wurde.

Ins Glas kamen bei meiner Frau die Abfüllungen aus Sherry-, Pineau- und Amarone-Fass, die in aufsteigender Reihenfolge absolut überzeugend waren. Beim Sherry handelt es sich um ein PX-Fass, das aber neben der Fruchtigkeit mehr Würze als Süße transportiert hat. Der Pineau fällt dagegen deutlich fruchtiger aus, während es beim Amarone in die Mandel-Marzipan-Richtung geht. Probieren durfte meine Frau auch den torfigen Whisky, der mich sehr stark an einen Ardbeg erinnerte und sicherlich ein Geheimtipp für alle Fans stark getorfter Whiskys ist. Ein echtes Highlight war dann der Dinkel aus dem Port-Fass mit toller Würzigkeit, etwas Brotaroma und einer schönen Fruchtigkeit. Ich habe mir den einen oder anderen Tropfen mit nach Hause genommen, so dass es hier in Zukunft noch ausführlichere Notes zu den Abfüllungen geben wird. Natürlich musste fast schon obligatorisch auch noch ein Nussler ins Glas, der bei Feller auf Basis eines Birnenbrandes produziert wird. Die 40% merkt man dieser Spirituose absolut nicht an und meine Frau war sehr begeistert.

Abschließend bleibt zu sagen, dass sich Roland extrem viel Zeit für uns genommen hat und wir auch die Gespräche außerhalb des Protokolls sehr genossen haben. Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein Brenner so ausführlich Zeit dafür nimmt, wenn man einen Blick hinter die Kulissen werfen möchte, aber bei Roland hatten wir jederzeit das Gefühl, herzlich willkommen zu sein. Uns haben die gut zwei Stunden in der Brennerei richtig viel Spaß gemacht und wir kommen sicher noch einmal wieder, wenn wir wieder in der Region sind. Fast ärgere ich mich ein wenig, dass ich den Rye Whisky aus dem White Port Fass, der ebenfalls zum Jubiläum erschienen ist, nicht mitgenommen habe, denn auch der hat mich sehr überzeugt. Letztlich kann man aber eben nicht jeden Whisky kaufen, denn dafür gibt es einfach viel zu viele tolle Tropfen am Markt. Für heute geht aber erst einmal mein ganz herzlicher Dank an Roland Feller und sein Team. Zum einen gilt das natürlich für die tollen Produkte, zum anderen aber auch für die investierte Zeit und den herzlichen Empfang. Zum guten Whisky gehört immer auch ein gutes Gefühl und das hat uns Roland heute auf jeden Fall vermittelt.

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