Donnerstag, 20. Januar 2022

Brennerei Henrichs Online-Tasting mit Gilors Whisky, Mandarina Gin und Henrich´s Rum (Simple Sample)

Wenn Simple Sample und die Brennerei Henrich gemeinsame Sache machen, dann muss ich natürlich dabei sein. Leider konnte ich krankheitsbedingt nicht live am Tasting teilnehmen, sondern konnte mir den Stream nur mit Kamillentee und in meine Decke eingewickelt ansehen. Zum Glück kann man aber auch später noch jederzeit auf die Aufzeichnung zugreifen, so dass ich einige Tage später noch einmal die sechs Spirituosen des Tastings probieren konnte. Tatsächlich ging es eben nicht nur um die wirklich tollen Whiskys der Brennerei Henrich, die unter dem Namen Gilors abgefüllt werden. Zu zwei Whiskys, die ich allerdings beide schon kannte und sehr gut in Erinnerung hatte, kamen nämlich noch zwei Rum-Abfüllungen aus der Henrich´s Rum-Reihe sowie der Mandarina Dry Gin in der klassischen und in der Barrel Aged Variante. Durch das Tasting führten neben Steffen und Olli von Simple Sample Marc Fiederer, der vielen u.a. von Alles rund um Whisk-e-y ein Begriff sein dürfte, und natürlich Ralf Henrich.


Den Auftakt macht der Rum und hier wiederum der Henrich´s Rum PX Sherry. Der Rum wird übrigens auch in der Brennerei Henrich gebrannt, es wird nichts zugekauft. Die Zuckerrohrmelasse wird aber selbstverständlich importiert und dann von Ralf in der Brennerei verarbeitet. Zu Beginn hat er mit Melasse aus Indien experimentiert, schnell hat er aber festgestellt, dass die Melasse aus den zentralamerikanischen Ländern zu einem deutlich besseren Ergebnis führt. Die Melasse für die beiden Abfüllungen aus dem heutigen Tasting stammt aus Guatemala, es kommen aber immer wieder andere Anbauländer zum Einsatz, so dass auch der Rum immer wieder anders schmeckt. Der Rum aus dem PX Fass reifte zunächst zwei Jahre in Bourbon-Fässern, bevor er in PX-Fässer umziehen durfte und so in Summe gute drei Jahre alt ist. In der Nase gibt es das typische Rumkugel-Aroma, das ich eigentlich immer eher Jamaica zuordne. Am Gaumen gibt es eine schöne Würze, die mit nussigen Noten kombiniert wird. Eine leichte Süße ist erkennbar, wird aber nicht zu dominant, sondern ordnet sich der Würze gut unter. Das liegt sicherlich auch daran, dass Ralf seinen Rum nachsüßt, sich dabei aber auf 19g Zucker pro Liter beschränkt.

Der zweite Rum stammt aus zwei verschiedenen Süßweinfässern, die zur Abfüllung vermählt wurden. Einmal handelt es sich um ein französisches Jurancon Süßweinfass, die zweite Hälfte stammt aus einer deutschen Spätlese. Dieser Rum ist zwei Jahre älter und wirkt etwas gesetzter als der PX. In der Nase gibt es hier sehr viel Karamell gepaart mit karamellisierten Nüssen und Milchkaffee. Geschmacklich geht es ähnlich zu, allerdings kommen hier noch angebratene Äpfel, Beeren und leichte Kräuteraromen hinzu. Mit diesen beiden Abfüllungen ist auf jeden Fall ein toller Start ins Tasting gelungen, wobei mir vor allem der Rum aus dem Süßweinfass richtig gut gefällt. Anschließend gibt es die beiden Gins, die ich mir parallel einschenke. Ich bin gleich zu Beginn überrascht, dass beim Barrel Aged Gin die Mandarine noch stärker durchkommt und viel reifer wirkt als beim klassischen Mandarina. Für das Batch vom Barrel Aged wurden zwei Kastanienfässer verwendet, in denen der Gin für einige Monate liegen durfte. Außerdem hat Ralf ihm etwas mehr Wacholder mit auf den Weg gegeben, was man aber zumindest in der Nase erst nach einigen Minuten erkennt. Am Gaumen kommt der Wacholder dann wieder stärker zum Vorschein, außerdem ist die holzige Note gut erkennbar. Dazu kommt aber natürlich auch die zu erwartende Mandarine zusammen mit etwas Zitrone.

Der klassische Dry Gin wirkt nun etwas frischer und spritziger, weil sich zur Mandarine auch ein guter Spritzer Zitrone gesellt. Hier fehlt natürlich das Holz am Gaumen, was dann für mehr Frische sorgt, gleichzeitig ist der Wacholder kaum erkennbar, was mir persönlich zu Gute kommt, da ich kein Wacholder-Fan bin. Dementsprechend schlägt für mich der klassische Dry Gin in diesem Fall den Barrel Aged. Nach der obligatorischen Pause von sieben Minuten geht es dann weiter mit dem Sherry Duett und somit dem ersten von zwei Whiskys im Tasting. Für das Sherry Duett wurden ein PX- und ein Oloroso-Fass aus den Jahren 2013 und 2014 miteinander vermählt und abgefüllt. In der Nase erkenne ich hier einen Mix aus dunklen und hellen Früchten, dazu kommt aber eine schöne Süße mit Löffelbiscuit. Außerdem gibt es einen spannenden Mix aus Kakao und Kaffee, im Hintergrund ist außerdem eine ganz dezente Eichennote erkennbar. Auch geschmacklich ist die Fruchtkombination wieder da, allerdings mit etwas mehr Zitruseinschlag und mehr Nussigkeit als in der Nase. Außerdem tauchen auch die etwas herberen Noten in Form von Schokolade, Kaffee und nun auch Leder wieder auf.

Für das Finale des Tastings wurde ein wirklich final-würdiger Whisky ausgesucht, denn der Gilors PX Sherry 10yo gehörte zu meinen absoluten Highlights des vergangenen Jahres und steht auch als große (aber zugegebenermaßen inzwischen schon zu einem guten Stück geleerte) Flasche bei mir im Regal. Nach drei Jahren im Ex-Islay-Fass zog dieses Destillat ins PX-Fass um, um jetzt mit kräftig-fassstarken 60,1% abgefüllt zu werden. In der Nase gibt es die verschiedensten dunklen Früchte in Kombination mit Nüssen und etwas Liebstöckel. Dahinter verbirgt sich die leichte Rauchigkeit des Islay-Fasses, die sich in Form eines Lagerfeuers bemerkbar macht. Auch am Gaumen stehen die dunklen Früchte zunächst im Vordergrund, relativ schnell kommen aber würzige Noten in Form von Pfeffer, Muskat und Zimt sowie Mandeln zum Vorschein. Auch hier hält sich das speckige Lagerfeuer zwar im Hintergrund, ist aber gut erkennbar. Ein wirklich toller Whisky!

Obwohl ich schon viele Abfüllungen der Brennerei Henrich im Glas hatte und im vergangenen Herbst sogar selbst zu Besuch vor Ort bei Ralf sein durfte, kannte ich heute nur die beiden Whiskys. Nach dem Tasting muss ich nun sagen, dass ich auch vom Rum und sogar vom Gin begeistert bin, obwohl ich eigentlich überhaupt kein Gin-Freund bin. Auch mit ein paar Tagen Verspätung hat mir das Tasting auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank an Simple Sample, Marc und natürlich vor allem auch Ralf, ohne den es heute ja nichts ins Glas gegeben hätte, für die sehr unterhaltsamen zwei Stunden. Dass ich weiter im Auge behalten werde, was von der Brennerei Henrich auf den Markt kommt, ist ohnehin klar. Seit heute steht für mich aber auch fest, dass ich auch beim Rum und beim Gin noch gezielter auf Neuheiten schielen werde.

Übersicht der verkosteten Spirituosen:

Henrich´s Rum PX Sherry Finish, Rum, Bourbon- und PX-Cask, Deutschland, 3yo, 39%, EUR 39,- (0,5l)
Henrich´s Rum Süßwein-Fass, Rum, Französisches und deutsches Süßweinfass, Deutschland, 5yo, 40%, EUR 45,- (0,5l)
Mandarina Dry Gin Barrel Aged, Gin, Kastanienfass, Deutschland, NAS, 42%, EUR 47,- (0,5l)
Mandarina Dry Gin, Gin, keine Fassreifung, Deutschland, 41%, EUR 37,- (0,5l)
Gilors Sherry Duett, Single Malt Whisky, PX- und Oloroso-Cask, Deutschland, 7yo, 46,4%, EUR 79,- (0,5l)
Gilors PX Sherry 10yo, Single Malt Whisky, Ex-Islay- und PX-Cask, Deutschland, 10yo, 60,1%, EUR 119,- (0,5l)

Ich wurde freundlicherweise kostenlos von Simple Sample zu dem Online-Tasting eingeladen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen