Ich lege einfach mal los mit dem vierzehn Jahre alten Macduff, der ein Finish im First Fill Cotes Du Roussillon Vin Rouge Barrique erhalten hat. Schon vor dem Einschenken sticht die schön rot-braune Farbe ins Auge, aber für mich stehen wie immer eher Aroma und Geschmack im Vordergrund. Die Nase ist fruchtig süß mit viel Karamell, gleichzeitig aber auch vielen Erdbeeren, einigen Kirschen und dunklen Pflaumen, die zusammen mit einem sehr süßem Apfel zu einer Grütze oder einer Marmelade eingekocht wurden. Von hinten schieben rote Trauben und Traubenzucker an. Am Gaumen geht es ganz ähnlich los, obwohl hier nun eine leichte Zitrusnote hinzukommt. Gleich danach kommen Karamell, Traubenzucker und die Früchte wieder zum Vorschein. Erst ganz am Ende kommt eine leichte Ingwerschärfe hinzu, die sich bis in den langen Abgang hineinzieht. Weiter geht es danach mit dem neun Jahre alten Royal Brackla mit First Fill Banyuls Wine Barrique Finish. Hier gibt es ebenfalls wieder rote Früchte, die aber in diesem Fall deutlich mehr im Hintergrund bleiben, weil sich eine Zitrus-Mischung aus Orangen, Zitronen und etwas Grapefruit in den Vordergrund drängelt. Gleichzeitig sorgen Karamell und Schokolade für einen süßen Ausgleich. Am Gaumen sticht zunächst die Orange hervor, während gleichzeitig Malzbonbons und Karamell auftauchen. Dahinter verbergen sich erneut die roten Früchte, die sich gemeinsam mit etwas Pfeffer in den Abgang hineinziehen.
Danach geht die Reise weiter in die Lowlands zu Auchentoshan. Hier wurde ein zehn Jahre alter Whisky mit Finish im First Fill Marsala Wine Barrique abgefüllt. Hier geht es in der Nase zunächst sehr süß mit viel Karamell und Vanille zu, aber es strömt durchaus auch eine alkoholische Note aus dem Glas. Wenn der Alkohol verflogen ist, kommen Haribo Tropi Frutti hinzu, die aber diesmal einen sehr starken Zitruseinschlag haben. Im Grunde wiederholt sich genau dieses Profil auch am Gaumen, wobei die Tropi Frutti Noten noch stärker zum Vorschein kommen, aber weiterhin wirkt es so, als wären die zitruslastigen Früchte in der Überzahl. Dabei fällt der Abgang etwas kürzer und weniger aromatisch aus als bei den beiden Vorgängern. Der folgende Deanston ist elf Jahre alt und hat sein Finish im First Fill Merlot Wine Barrique erhalten. Dabei startet die Nase wieder sehr süß mit Karamell, sehr süßen Trauben und karamellisierten Hasel- und Erdnüssen. Dazu kommt noch eine gute Portion Vanille. Geschmacklich meint man zunächst, dass es nicht mehr ganz so süß wird, weil die nussigen Aromen zu Beginn im Vordergrund stehen, aber dann kommen Karamell und Vanille wieder deutlich zum Vorschein. Erst am Ende kommt eine würzige Note hinzu, die sich bis in den Abgang hineinzieht.
Damit kommen wir dann zu den beiden rauchigen Abfüllungen, bei denen heute der zwölf Jahre alte Ledaig aus dem First Fill Madeira Wine Barrique den Anfang macht. Relativ speckig kommt der Whisky in der Nase zunächst daher, dazu gesellen sich feuchtes Heu und fruchtig-süße Aromen. Dabei stehen für mich vor allem Marzipan, Quitten und gegrillte Pfirsiche im Vordergrund. Mit der Zeit tauchen im Hintergrund noch ein paar Kräuternoten auf, die geschmacklich aber anfangs in weite Ferne rücken und erst im Abgang wieder ihren Auftritt haben. Dazwischen stehen wieder die fruchtig-marzipanigen Noten im Mittelpunkt, ohne dabei den rauchig-speckigen Eindruck abzulegen. Zum Finale geht es dann nach Islay zu Bunnahabhain, von wo ein sieben Jahre alter Staoisha aus dem First Fill Equadorian Rum Barrel stammt. Erwartungsgemäß ist hier der Rauch in der Nase noch deutlich präsenter als beim Ledaig, allerdings wird er auch hier wieder von viel Süße begleitet. Neben viel Karamell meine ich hier eine flambierte Ananas zu erkennen, dazu gesellt sich dann eine überreife Banane. Auch am Gaumen sind Rauch und Süße wieder in den Hauptrollen unterwegs, wobei hier auch sehr reifer Pfirsich und Honig hinzukommen. Der Abgang wird dann von den fruchtigen Noten dominiert, die aber gegen aschigen Rauch ankämpfen.
Natürlich hat durchweg das Finish einen klaren Einfluss auf die jeweiligen Whiskys gehabt, aber dafür ist ein Finish ja letztlich auch da. Insgesamt ist der Einfluss auch bei allen sechs Abfüllungen nicht so stark, dass er den eigentlichen Whisky überdeckt. Etwas überraschend hat mir in dieser Reihe der Macduff am besten gefallen, weil die weiche Süße mir einfach sehr zugesagt hat. Einen echten Ausfall gab es aber nicht, so dass ich mich sehr auf kommende Abfüllungen von Brave New Spirits freue. Das Spiel mit eher ungewöhnlichen Fässern ist zwar nicht neu, dafür haben wir in Deutschland neben einem Druiden auch noch einen Alchemisten, aber weniger spannend wird es dadurch natürlich nicht. Und da Konkurrenz den Markt belegt, bleibe ich hier sehr gerne am Ball.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Macduff 2006/2021, Single Malt Whisky, First Fill Cotes Du Roussillon Vin Rouge Barrique, 14yo, 51,4%, EUR 90,-
Royal Brackla 2012/2012, Single Malt Whisky, First Fill Banyuls Wine Barrique, 9yo, 55,9%, EUR 80,-
Auchentoshan 2010/2021, Single Malt Whisky, First Fill Marsala Wine Barrique, 10yo, 56,7%, EUR 90,-
Deanston 2008/2021, Single Malt Whisky, First Fill Merlot Wine Barrique, 11yo, 54,8%, EUR 85,-
Ledaig 2009/2021 (Tobermory), Single Malt Whisky, First Fill Madeira Wine Barrique, 12yo, 51,5%, EUR 100,-
Bunnahabhain (Staoisha) 2013/2021, Single Malt Whisky, First Fill Equadorian Rum Barrel, 7yo, 56%, EUR 85,-
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