Sonntag, 15. Mai 2022

Säntis Snow White No. 9 Berry & Vanilla Finish

Die Schweizer von Säntis reifen ihren Whisky traditionell in den eigenen Bierfässern. Einmal im Jahr wird es aber etwas experimenteller und es kommen ganz besondere Fässer für den Snow White zum Einsatz. Hier sind schon Apfel-, Orangen-, Kirsch oder Marillenbrandfässer zum Einsatz gekommen. Was ich aus dieser Reihe bisher probieren konnte, hat mir in der Regel sehr gut gefallen, obwohl es natürlich aufgrund der ausgeprägten Fruchtaromen und der meist sehr ausgeprägten Süße vom klassischen Single Malt stark abweicht. Für die aktuelle Version des Snow White, welche inzwischen schon im neunten Jahrgang unterwegs ist, wurden französische Berry & Vanilla Likör-Fässer verwendet. Das klingt sogar für Säntis ausgesprochen experimentell und spiegelt sich auch im ausgefallenen Design mit den bunten Streifen auf der Flasche wieder. Ob die daraus resultierende Assoziation mit den Campino-Sahne-Bonbons gerechtfertigt ist, lässt sich natürlich nur durch einen Probierschluck feststellen. Hierfür konnte ich auf der Kieler Whiskymesse am Stand des deutschen Importeurs Bremer Spirituosen Contor ein Sample ergattern, das nun ins Glas wandert.








Auf einen Blick

DestillerieSäntis (Brauerei Locher)

AbfüllerOriginalabfüllung

AbfüllungSäntis Snow White No. 9

ArtSingle Malt Whisky

RegionSchweiz

Alter6yo

Alkoholgehalt48%

FassBierfass, Finish im französischen Berry & Vanilla Likör-Fass

Inhalt0,5l

PreisklasseEUR 69,-




Nase:

Schon beim ersten Schnuppern am Glas lässt sich das Finish im Berry & Vanilla Fass nicht verleugnen, denn tatsächlich strömen hier süße Beeren in Kombination mit viel Vanille aus dem Glas. Dabei wirkt der Whisky sehr sahnig und cremig und erinnert mindestens an die genannten Bonbon von Campino in der Erdbeer-Variante, gleichzeitig aber auch an einen leckeren Sahnekuchen mit Erd- und Himbeeren. Hinter der stark ausgeprägten Süße verbirgt sich auch noch eine sehr dezente Würze und ich meine sogar etwas Hopfen und eine leichte Orangennote wahrnehmen zu können. Gegen die Süße haben diese Aromen aber kaum eine Chance.

Mund:

Am Gaumen wiederholen sich die Noten aus der Nase grundsätzlich noch einmal. Wieder stehen verschiedene Beeren, wobei wieder die Erdbeere am prominentesten vertreten ist, in Kombination mit sehr süßer Vanille im Vordergrund. Das Ganze wirkt auch hier wieder sehr sahnig, wird aber nun stärker durch die Orange unterstützt. Die etwas würzigeren Aromen haben nun etwas mehr Raum, allerdings bleiben Zimt, Nelke und Muskat deutlich hinter den fruchtig-süßen Noten im Hintergrund.

Abgang:

Auch der mittellange Abgang wird von Beeren und Vanille geprägt, allerdings nehmen Orange und später auch etwas weißer Pfeffer und Ingwer nun etwas mehr Raum ein. Aus der reifen Orange wird nun die etwas herbere Orangenschale.


Fazit:

Dieser Whisky ist wie Kindergeburtstag für Erwachsene. Wer die sahnigen Campino-Bonbons mit Beeren mag, der ist bei diesem Whisky genau richtig unterwegs, nur gibt es hier einen höheren Alkoholgehalt und auch links und rechts ein paar zusätzliche Noten. Die Grundreifung im Bierfass blitzt hier und da immer mal wieder auf und die mit der Zeit immer stärker zum Vorschein tretende Orangennote sorgt für etwas Abwechslung, vor allem am Gaumen kommen auch noch würzige Aromen hinzu. Insgesamt ist die aktuelle Version vom Snow White für mich ein Bindeglied zwischen Likör- und Whiskyliebhabern, dürfte aber mit seinem spannenden Aromenprofil in beiden Welten gut ankommen. Sicherlich ist dieser Whisky kein All Day-Dram, man muss einfach Lust auf die süßen Aromen haben. Trotzdem bekommt man hier einen wirklich tollen Whisky ins Glas, der zum passenden Anlass einfach ganz viel Spaß macht. Wer einen ganz klassischen Whisky sucht, der wird hier nicht seinen Favoriten finden. Wer aber offen für Experimente ist und es auch mal etwas süßer mag, für den ist der Snow White No. 9 ein Volltreffer.

Das Sample wurde mir freundlicherweise von Timo Lambrecht vom Bremer Spirituosen Contor kostenlos zur Verfügung gestellt.

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