Sonntag, 10. März 2024

St. Kilian Online Tasting 09. März 2024 mit vier Neuheiten

Am 09. März fand einmal wieder ein St. Kilian Online Tasting statt. Das ist zwar so ein Überbleibsel aus der Corona-Zeit, ich bin aber sehr dankbar dafür, dass es auch immer mal wieder virtuelle Tastings gibt, denn man kann halt nicht immer bei jeder Veranstaltung in ganz Deutschland vor Ort sein. Durch das Tasting direkt aus dem Shop der Brennerei führte wieder Mario Rudolf, den meine Frau und ich auch schon bei einer Führung vor Ort kennenlernen durften. Unterstützung hat er sich von drei seiner Kollegen in Form von Andreas Kreser, Olli Fink und Dr. Heinz Weinberger ins Boot geholt. Olli ist mir und meiner Frau natürlich gut bekannt, denn er betreut vor allem die norddeutschen und für uns damit heimischen Messen. Heinz ist der Spezialist für die chemischen Details und kann deshalb immer wieder mit viel Wissen, das auch über den normalen Content hinausgeht, punkten. In diesem Beitrag möchte ich den Schwerpunkt aber auf die insgesamt acht Abfüllungen legen, die vorgestellt werden, denn damit ist der Beitrag vermutlich schon gut ausgefüllt. Jetzt muss es also nur noch 19:00 Uhr werden, damit der erste Dram ins Glas fließen kann.


Los geht es direkt mit einer Fassstärke, nämlich dem Unpeated Single Cask 2019/2024 aus dem Four Roses Bourbon Barrel, welches auch direkt nach dem Tasting ausverkauft war. Ein ungewöhnlicher Start, denn normalerweise geht es ja eher weniger alkoholisch los. In der Nase drückt der Bourbon dem Whisky auf jeden Fall seinen Stempel auf, denn man hat die typischen Karamell- und Vanillenoten, die sich hier mit hellen Früchten verbinden. Ein wenig frisches Brot mischt sich ebenfalls ins Profil. Ganz ähnlich bleibt es auch am Gaumen, wobei hier Malz und Brot noch deutlicher im Vordergrund stehen. Erst danach tauchen die süßen Noten wieder auf. Weiter geht es danach mit dem Small Batch Unpeated aus Bourbon und PX Casks, das bereits im Jahr 2017 gebrannt und in diesem Jahr abgefüllt wurde. Hier ist wichtig zu wissen, dass es bei St. Kilian grundsätzlich keine Finishings gibt, es sei denn ein Whisky droht, überlagert zu werden, oder ein Fass wird undicht. So auch in diesem Fall, denn ein 500l PX Cask wurde nach einem Jahr undicht und wurde dann auf drei Bourbon Casks verteilt. In der Nase gibt es Rosinen und dunkle Trockenfrüchte, gleichzeitig aber auch frische, helle Früchte wie Aprikosen und Pfirsiche. Am Gaumen treten die hellen Früchte gemeinsam mit Vanille und Karamell dann stärker in den Vordergrund, aber danach sind dann auch die dunklen Früchte wieder zu erkennen. Am Ende taucht zusätzlich noch eine leichte Eichennote auf.

Der dritte Whisky des Abends ist der Signature Edition Twelve und damit ein weiterer ungetorfter Tropfen. Dieser wurde in den Jahren 2017 und 2018 gebrannt und bereits vor rund zwei Jahren abgefüllt. Zu zwei Dritteln reifte der Whisky in Moscatel Casks, dazu kommen jamaikanische Rum Casks und solche aus frischer amerikanischer Weißeiche. Das sorgt für einen spannenden Fruchtmix in der Nase, wobei Bananen, Ananas, Pfirische und helle Trauben im Vordergrund stehen. Ganz ähnlich geht es am Gaumen zu, denn der Fruchtmix ist auch hier wieder sehr präsent. Im Abgang mischt sich dann zusätzlich etwas Eiche mit ins Profil. Danach kommen wir zum brandneuen Whisky Solera Unpeated. Der Name verrät schon, dass dieser Whisky im Solera-Verfahren reift, das drei Ebenen aus unterschiedlichen Sherry Fässern hat, wobei die oberste Ebene mit drei Jahre altem Whisky aus dem Bourbon Cask befüllt wird. Die Nase bietet hier schon eine ganze Ladung an Sherry-Aromen, die sich in Form von Rosinen, roten Trockenfrüchten, Nüssen und Gewürzen zeigt. Auch am Gaumen gibt sich der Whisky ähnlich, denn auch hier stehen wieder vor allem Trockenfrüchte und Nüsse im Vordergrund, dazu kommt nun aber auch noch ein Mix aus Orangen und Mandarinen. Zum Ende hin geht es dann ausgesprochen trocken zu. Das ist ganz klar das bisherige Highlight des Tastings!

Ab dem fünften Dram wird es dann rauchig, allerdings geht es jetzt mit einem bereits bekannten Tropfen weiter, denn auch die Signature Edition Eleven wurde bereits im Jahr 2022 abgefüllt und reifte ausschließlich in Jack Daniel´s Fässern. Nach dem Solera-Sherry-Monster wirkt der Rauch hier zunächst einmal sehr intensiv, aber grundsätzlich stehen nun Vanille und helle Früchte in Form von Bananen und Aprikosen im Vordergrund. Wenn sich die Nase an den Rauch gewöhnt hat, dann ist er auch gar nicht mehr so intensiv. Der Rauch erinnert mich tatsächlich aber mehr an einen Aschenbecher als an ein Lagerfeuer. Auch geschmacklich gibt es eine Mischung aus hellen Früchten, Karamellsüße und Rauch, der aber am Gaumen etwas angenehmer ist als in der Nase. Auch der folgende Rich & Smoky ist kein Unbekannter, ist er doch inzwischen ein etabliertes Mitglied der Core Range von St. Kilian. Gereift ist er zu 70% in Bourbon Casks, der Rest stammt aus PX und Oloroso Casks. Hier zeigen sich in der Nase verschiedene helle Früchte wie Bananen und Aprikosen, aber natürlich kommt auch hier der Rauch nicht zu kurz. Mit der Zeit mischen sich die Früchte mit einer deutlichen Vanillenote, die sich dann auch am Gaumen ganz intensiv zeigt. Die Früchte sind weiterhin deutlich vorhanden, aber Rauch und eine leichte Gewürznote mischen sich mit ins Profil. Ein wenig Limette zieht sich von der Nase bis in den Abgang durch.

Der letzte Whisky des Abends ist mit 62,3% auch der hochprozentigste Tropfen des Tastings. Der Small Batch Peated stammt aus ungarischer Eiche wurde in den Jahren 2017 und 2018 destilliert und in diesem Jahr abgefüllt. Dabei haben die Fässer ein Fassungsvermögen von nur 95 Litern, was auch ein Grund dafür ist, warum man sich für eine Small Batch Abfüllung entschieden hat, denn eine Einzelfassabfüllung hätte einfach viel zu wenige Flaschen hergegeben. Zum Rauch, der nun gar nicht so intensiv daherkommt, gesellen sich Backpflaumen, Gewürze und Eiche. Am Gaumen sorgt der hohe Alkoholgehalt dann dafür, dass vor allem Rauch und Eiche sehr präsent sind. Die getrockneten Früchte, die in Kombination mit dunklem Toffee ebenfalls auftauchen, bleiben deutlich im Hintergrund, zeigen sich aber im langen Abgang dann noch einmal intensiver. Quasi zum Nachtisch folgt dann noch der St. Kilian Advocaat Eierlikör. Ich muss ja gestehen, dass ich inzwischen ein gewisses Faible für gute Eierliköre entwickelt habe, so dass ich mich auf dieses Dessert sehr gefreut habe. Der Whisky-Anteil liegt hier bei 10%, der sich durchaus bemerkbar macht. Das ist wirklich ein sehr leckeres Zeug und die Flasche liegt schon im Warenkorb.

Das war insgesamt ein richtig unterhaltsamer Abend mit tollen Drams. Mario Rudolf und sein Team haben gewohnt charmant, unterhaltsam und auch lehrreich durch den Abend geführt, denn zwischen den einzelnen Abfüllungen gab es immer wieder Wissenswertes in Form des Whisky ABCs oder den Ausflügen in die Chemie mit Heinz Weinberger, was ein wenig wie eine Sendung mit der Maus für Whisky-Nerds wirkte. Ich freue mich also schon auf das nächste St. Kilian Online Tasting. Im Anschluss war ich drauf und dran den Unpeated Solera zu bestellen, denn der hat mir heute richtig gut gefallen. Leider ist er mit EUR 99,90 für einen halben Liter auch sehr preisintensiv, was mich letztlich vom Kauf abgehalten hat. Aber der Erfolg gibt St. Kilian Recht und auch dieser Whisky wird seine Käufer finden. Und Spaß und Genuss hatte der Abend allemal zu bieten!

Ich wurde freundlicherweise kostenlos von St. Kilian zu diesem Online Tasting eingeladen.

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