Samstag, 14. September 2024

Besuch bei der Destillerie Jobst (Hammelburg)

Auch der zweite Halt auf unserer diesjährigen Rundreise durch Deutschland hieß wieder Hammelburg, diesmal allerdings nicht ganz so weit außerhalb des Zentrums, so dass wir den Weg zur Destillerie Jobst zu Fuß in gut 15 Minuten bewältigen konnten. Die Brennerei liegt in einem Gewerbegebiet am Rand der Stadt, wo wir von Inhaber Armin Jobst empfangen wurden. Die Brennerei haben meine Frau und ich im Januar auf der Hanse Spirit in Hamburg kennengelernt und waren von den Whiskys so begeistert, dass ein Stopp in Hammelburg unbedingt für die diesjährige Reise eingeplant werden sollte. Obwohl am vorangegangenen Samstag erst die Wuppertaler Whiskymesse beendet wurde, auf der Armin mit seinem Whisky als Aussteller vertreten war, war er bereits am Sonntag direkt nach seiner Rückkehr nach Hammelburg so freundlich, uns die Brennerei und natürlich einige seiner Whiskys zu zeigen.


Armin empfing uns zunächst in seinem Verkaufsraum, in dem nicht nur Whisky erhältlich ist, sondern sich auch viele verschiedene Brände und Liköre finden. Hier gibt es außerdem Etikettieranlagen, Füllanlagen und Verkapselungsanlagen. Überhaupt gibt es bei der Destillerie Jobst alles, was den Bedarf von Brennern und Abfüllern wecken könnte, denn Armin handelt auch mit gebrauchtem Destilleriezubehör, mit dem er oftmals sehr kurzfristig aushelfen kann. Außerdem haben wir ihn als Tüftler kennengelernt, der gerne auch Geräte repariert, modifiziert oder nach seinen Bedürfnissen umbaut. Außerdem steht ein Teil seiner Sammlung der Glaskugelverschlussflaschen im Verkaufsraum, die er uns mit großer Begeisterung zeigte. Tatsächlich war mir nicht bewusst, dass diese aufwändigen Flaschen für kurze Zeit in Deutschland für kohlesäurehaltige Getränke verwendet wurden.

Nach einem kurzen Fußweg gelangt man dann über einen Hinterhof zur Brennanlage und zum Fasslager. Die Brennanlage kommt von der Firma Kothe, war aber zuletzt eher selten für Whisky im Einsatz. Der Bestand im Lager mit rund 100 Fässern reicht für die nächsten Jahre erst einmal aus, aber grundsätzlich soll natürlich neben anderen eigenen Produkten und der Lohnbrennerei wieder Whisky hergestellt werden. Die aktuellen Bestände sind nicht ausschließlich auf der eigenen Anlage entstanden, sondern wurden zum Teil von der Brennerei Ziegler gebrannt, bevor diese verkauft wurde. Die Brennerei möchte jetzt aber erst einmal Bestände abbauen, bevor neuer Stock aufgebaut wird.

Im Lager liegen sowohl Single Grain wie auch Single Malt Whiskys, die in unterschiedlichsten Fässern reifen. Es finden sich sowohl Bourbon Casks wie auch frische Eichenfässer, dazu kommen aber auch verschiedene andere Vorbelegungen wie Rum, Wein, Sherry oder Moscatel. Die Bandbreite ist sehr groß, wie wir später auch beim Verkosten einiger der aktuell erhältlichen Abfüllungen nachvollziehen durften. Viele Abfüllungen sind übrigens in Fassstärke erhältlich, auch weil Armin bei einem in Fassstärke grandiosen Whisky aus dem Portfass den Fehler gemacht hat, auf Ratschläge zu hören, diesen Whisky auch in Trinkstärke anzubieten. Tatsächlich war die Fassstärke ein Verkaufsschlager, die Trinkstärke steht hingegen auch heute noch im Regal. In der Regel wird allerdings jeweils nur ein Teil des Whiskys dem Fass entnommen, so dass von einem Whisky aktuell nur eine kleine Charge erhältlich sein kann, später aber noch einmal eine ältere Abfüllung aus dem gleichen Fass folgt.

So hat es Armin zum Beispiel auch beim ganz aktuellen Single Malt gemacht, der nach fünf Jahren im Barrique Fass weitere vier Jahre im Rum Cask reifte. Hier hat bisher aber nur ein Teil des Inhalts den Weg in die Flasche gefunden, so dass der Whisky nur 54 mal erhältlich ist. Die fruchtige Süße in Kombination mit würzigen Noten hat uns so gut gefallen, dass wir den noch etwa zur Hälfte gefüllten Anbruch von der Wuppertaler Whiskymesse gekauft haben. Hier gibt es also für mich keine Hemmschwelle zur Öffnung der Flasche mehr, so dass ich diese Abfüllung sicherlich demnächst auch noch einmal an dieser Stelle vorstellen werde.

Ebenfalls ganz neu ist ein elf Jahre alter Single Grain, der zunächst drei Jahre im Barrique reifte, danach dann aber für weitere acht Jahre in ein Moscatel Cask umzog, was letztlich auch für eine kräftige, dunkle Farbe sorgte. Mir persönlich hatte der Whisky etwas zu viel Säure und war relativ trocken-würzig, aber insgesamt ist auch dies ein tolles Produkt. Anschließend nahmen wir noch einige 5cl-Fläschchen mit, die für sehr günstige EUR 5,- pro Abfüllung erhältlich sind, und machten uns zurück auf den Weg zurück zur Ferienwohnung. Da Armin nach unserem Besuch ebenfalls in den Feierabend startete, nahm er uns bei langsam einsetzendem Regen freundlicherweise mit zurück ins Zentrum. Hierfür sage ich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich Dankeschön, natürlich aber auch für die Zeit und den spannenden Einblick in die Brennerei.

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