Montag, 16. September 2024

Besuch in der Singold Destillerie (Wehringen bei Augsburg)

Erst als unsere Reiseroute für unsere diesjährige Deutschland-Tour schon lange stand, habe ich durch Zufall gesehen, dass wir auf dem Weg von Hammelburg nach Peiting ziemlich genau auch bei der Singold Destillerie vorbeikommen. Diese liegt wenige Kilometer südlich von Augsburg im Ort Wehringen in einem Industriegebiet. Nach dem Online-Tasting mit dem neuen Batch der Malts of Germany-Abfüllungen habe ich kurzfristig bei Inhaber Hans-Jürgen Filp angefragt, ob es zufällig mit einem Besuch klappt. Das Glück war auf unserer Seite, denn seine Frau Helene nahm sich gerne etwas Zeit für uns und zeigte uns die Brennerei, das Fasslager und die dazugehörige Event-Location. Bei Kaffee, Kuchen, Whisky und Bratwurst-Geist verbrachten wir eine sehr angenehme Zeit bei Singold.


Gegen 13:00 Uhr wurden wir sehr herzlich von Helene empfangen. Wir gingen gemeinsam an die Bar der Event-Location, die zunächst nach Öffnung der Brennerei an diesem Standort verpachtet war, inzwischen aber von Helene und Hans-Jürgen betrieben wird. Hier ist viel Betrieb, denn von Einschulungen über Geburtstage bis zu Hochzeiten finden hier im Wochentakt jede Menge Feiern statt. Wenn dann die Weihnachtszeit mit den dazugehörigen Weihnachtsfeiern beginnt, dann ist die Location fast durchgängig ausgebucht. Wir hatten aber das Glück, dass am Tag vor unserem Besuch eine interne Familienfeier stattfand, von der noch Kuchen, den Helene gebacken hat, übrig geblieben ist. Wir saßen also zunächst bei einem sehr guten Kaffee aus der Rösterei Bohnenschmiede (die Bohnen sind ebenfalls in der Destillerie erhältlich) und einem wirklich leckeren Stück Kuchen zusammen.

Im Außenbereich der Location gibt es neben vielen Sitzmöglichkeiten auch einige Grillstationen. Hans-Jürgen ist zertifizierter Grillmeister und bietet hier regelmäßig Tastings-Events mit BBQ an. Da immer noch gute Kontakte zur Einrichtung bestehen, an der er sein Zertifikat erworben hat, sind auch die aktuellen und vergangenen Kursteilnehmer immer mal wieder zu Gast. So entstehen dann auch so kuriose Ideen wie ein Bratwurstbrand, der für einen befreundeten Metzger auf Basis eines Gins hergestellt wurde. Ich konnte diese kuriose Spirituose vor Ort probieren und war positiv überrascht. Die Bratwurst bzw. die verwendeten Gewürze sind durchaus gut zu erkennen, allerdings ist es auch eindeutig ein Gin. So wird der Bratwurstbrand zwar eine Kuriosität bleiben, aber nicht den Weg in mein Regal finden, da ich nach wie vor kein Gin-Fan bin.

Whisky hingegen ist natürlich meine Leidenschaft und genau so bin ich auch ursprünglich mal auf Singold aufmerksam geworden. Hans-Jürgen bot Fassanteile an einem Mizunara-Fass an, die mehr oder weniger zum Selbstkostenpreis über die Theke gingen, weil Hans-Jürgen einfach gerne dieses Fass haben wollte. Seit vier Jahren liegt der Whisky nun im Fass und bei unserem Besuch konnte ich zum ersten Mal davon naschen. Ich hatte ja die Befürchtung, dass die Mizunara Eiche zu viel Holzaroma abgibt, das ist aber bisher nicht der Fall. Stattdessen gibt es viel Süße und würzige Aromen. Mir gefiel das so gut, dass ich meinen Fassanteil mit immer noch sehr kräftigen 61,5% gleich mitgenommen haben.

Nach einem netten Austausch mit Helene über die verschiedensten Themen wie Begrifflichkeiten für Metzger, regionale Besonderheiten bei der Dampfnudel oder den Einfluss von Bloggern und Vloggern machten wir uns dann auf den Weg ins Fasslager. Rund 60 Fässer lagern dort, wobei der Raum direkt von der Verkaufsfläche durch eine Glastür einsehbar und zugänglich ist. Dort liegen nicht nur zwei Mizunara-Fässer, sondern Fässer mit allen möglichen weiteren Vorbelegungen. Es gibt hier ehemalige Laphroaig-Fässer genauso wie Bourbon Casks und Fässer, die zuvor Rot- und Süßweine enthielten. Für eine große Bandbreite ist also gesorgt. Auch Fassanteile kann man weiterhin kaufen, diese werden in unregelmäßigen Abständen über den Online-Shop angeboten.

Das Fasslager ist so gebaut, dass zwar ein festes Dach enthalten ist, dieses aber das Außenklima jederzeit Einfluss auf den Raum nehmen lässt. So sind die Fässer den tatsächlichen Temperaturschwankungen und klimatischen Gegebenheiten des Alpenvorlandes ausgesetzt. Bei Eröffnung der Brennerei an diesem Standort im Jahr 2017 haben sich Helene und Hans-Jürgen noch Gedanken darüber gemacht, wie sie das Fasslager jemals füllen sollen, nur sieben Jahre später stellen sie sich heute die Frage, wohin sie mit den weiteren Fässern sollen. Deshalb soll auf dem Gelände in Zukunft ein weiteres Fasslager entstehen, was aber keinen Einfluss auf die Event-Location oder die komfortable Parksituation nehmen wird.

Der erste Whisky am heutigen Standort wurde rund ein Jahr nach Eröffnung der Destillerie ins Fass gebracht, davor wurde auf Anlagen von befreundeten Brennern produziert. Außerdem gab es unter dem Namen Singold bereits einige unabhängige Abfüllungen schottischer Whiskys, dieser Zweig ist aber mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund gerückt. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es immer mal wieder unabhängige Abfüllungen geben wird. Außerdem haben sich im Laufe der Zeit auch die Besitzverhältnisse geändert. Ursprünglich hat Hans-Jürgen, der eigentlich hauptberuflich im Vertrieb in der Verpackungsindustrie arbeitet, die Brennerei gemeinsam mit Freunden auf die Beine gestellt. Nach einiger Zeit hat er ihnen jedoch ihre Anteile abgekauft, so dass er nun allein über die Geschicke der Destillerie entscheiden kann. Den Freundschaften hat dies keinen Abriss getan, sie bestehen allesamt bis heute.

Besonders und nicht selbstverständlich ist, dass auch vor Ort eingemaischt wird. Hier gibt es eine klare Rollenverteilung, denn Hans-Jürgen übernimmt das Einmaischen, Helene dann später das Brennen auf der 450 Liter fassenden Anlage von Arnold Holstein. Das gilt nicht nur für den Whisky, sondern zum Beispiel auch für den Singold-Rum. Letzteren haben wir sozusagen als "Rausschmeißer" auch noch probiert, auch hier dürfen wir uns in Zukunft auf spannende Abfüllungen freuen. Danach machten wir uns dann aber auf den Weg zum nächsten Stopp unserer Reise. Wir sind aber sehr froh darüber, dass wir die Brennerei und natürlich auch Helene kennenlernen durften. Wir haben uns sehr wohlgefühlt und wir würden sofort unsere nächste Familienfeier in Helenes Hände legen, wenn wir nicht rund 800km entfernt zu Hause wären. Wir kommen aber sehr gerne wieder, wenn wir das nächste Mal in der Nähe von Augsburg unterwegs sind!

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