Montag, 10. Juni 2019

Feingeist by Rewe Kornelius Golbik Gruppentreffen in Mömbris u.a. mit Gilors, Finch, Cooper´s Choice und Penderyn

498 Kilometer einfache Strecke für einen Nachmittag voller Whisky sind verrückt? Vielleicht ja, meine Frau und ich haben den Weg trotzdem auf uns genommen, um beim ersten Gruppentreffen der Feingeist(er) Whisky & Spirituosen Community auf Facebook dabei zu sein. Dieses wurde von Kornelius Golbik und seinem Team, zu dem unter anderem Marco Müller und Marc Fiederer gehören, auf die Beine gestellt. Kornelius verantwortet seine eigene Rewe-Filiale in Mömbris im nördlichen Bayern, wo auch das Treffen stattfand. Die Spirituosen-Abteilung ist wirklich beeindruckend und wurde in diesem Jahr als die beste ihrer Art ausgezeichnet. Am Pfingstsonntag wurde die Regale jedoch zur Seite geräumt, um Platz für einige Messestände zu schaffen, an denen man sich nach Lust und Laune durchs Angebot der jeweiligen Aussteller probieren konnte.

Unser erster Anlaufpunkt war der Stand von Gilors, der von Brennmeister Ralf Henrich betreut wurde. Da er auch selbst ein großer Whisky-Fan ist, hat er seine Abfüllungen so gestaltet, wie sie ihm persönlich auch gefallen würden. Es gab zwei tolle Vollreifungen aus dem Portwein- bzw. Sherry-Fass, die jeweils mit 40% in die Flasche kamen. Beide Whiskys haben mir sehr gut gefallen mit ihren fruchtig-süßen Noten aus den Fässern. Eine PX- und eine Portvariante gab es auch jeweils aus dem Islay-Fass, so dass eine leicht torfige Note mit ins Spiel kam. Noch torfiger wurde es dann beim Peated Whisky aus dem Bourbonfass, der mir dann allerdings etwas zu speziell war. Hier fühlte ich mich eher in meine Vergangenheit als Schuhverkäufer versetzt, wenn ich Lederpflege für Sportschuhe vorstellen musste. Ich bin mir aber sicher, dass auch dieser Whisky seine Fans findet, obwohl er sicherlich polarisieren dürfte. Neben Whisky gab es zwei unterschiedliche Rum-Varianten im Ausschank, die mir beide sehr gut gefallen haben. Beim PX-Fass fühlte ich mich an frische Rumkugeln erinnert, beim Jurancon-Fass wurde es dann würziger und etwas weniger süß. Nachgezuckert wurden die beide Abfüllungen mit 20g/Liter beim PX bzw. 15g/Liter beim Jurancon, was vergleichsweise gemäßigt ist und beiden Abfüllungen durchaus gut steht.

Weiter ging es zu Bastian Denkler und seinem Penderyn-Stand. Dort gab es auch eine der zwei Gruppenabfüllungen, die ein Finish im Moscatel-Fass erhalten hat. Dieser Whisky hat mich - vor allem aber meine Frau - so richtig überzeugt. Man schmeckt Creme Brulee mit Mango, wobei die karamelisierte Zuckerschicht leicht angebrannt und dadurch etwas bitter geworden ist. Genaue Notes zu dieser wirklich gelungenen Abfüllung gibt es in Kürze, denn eine Flasche davon ist bereits auf dem Weg zu mir. Direkt nebenan stand das Fass mit der zweiten Gruppenabfüllung, einem Secret Islay mit Port-Finish. Die Kombination aus fruchtigen Aromen aus dem Süßweinfass mit dem noch recht jungen Rauch des siebenjährigen Whiskys hat mir sehr gefallen. Auch hierüber wird es demnächst noch Ausführlicheres zu lesen geben.

Tolle Abfüllungen gab es auch bei Roland und Tabea am Stand von Cooper´s Choice und Lady of the Glen. Dort durfte ich zunächst einen fruchtig-süßen Tea-spooned Whisky aus Campbeltown vom erstgenannten Anbieter probieren, der ein Finish im Pineau des Charantes-Fass erhalten hat. Dieser fruchtig-karamellige Whisky hat mir sehr gefallen. Noch schöner fand ich jedoch den Secret Islay von Lady of the Glen, der 14 Jahre im Oloroso-Fass reifen durfte und spannende Schokoladen- und Toffeenoten entwickelt hat. Man könnte durchaus annehmen, dass diese typisch für Bunnahabhain sind, aber Secret soll natürlich Secret bleiben, also verrate ich an dieser Stelle nichts. Sehr spannend war anschließend der Glas-Vergleich mit einem Glen Keith, den ich aus dem Standard-Glas und zwei unterschiedlichen Gläsern probieren (und vor allem riechen) konnte, die Glasbläser Olaf Tappert vor Ort angefertigt hat. Ich war überwältigt, wie intensiv der Whisky im Vergleich aus den dem 1920s Professional Blenders Glas bzw. dem Riedel Vinum 416/22 nachempfundenen Gläsern in der Nase wirken kann. Beide Gläser stehen nun in meinem Regal und werden für Drams United regelmäßig zum Einsatz kommen.

Länger aufgehalten haben wir uns auch am Stand von finch, dem Whisky aus dem schwäbischen Hochland. Dort haben meine Frau und ich uns quer durch die Produktpalette probiert, vom tollen Single Malt bis hin zum aktuellen Barrel Proof, der mit tollen Fruchtaromen punkten kann. Besonders überzeugt hat mich heute jedoch neben dem Barrique R aus dem Rotwein-Fass eine Exklusiv-Abfüllung für den Tabakwarenhändler Dürninger, die vorrangig dazu kreiert wurde, sich optimal beim Genuss einer Zigarre zu entfalten. Mir hat dieser im American Oak Cask, das zuvor Rotwein enthielt, gereifte Whisky aber auch ohne Zigarre ausgesprochen gut gefallen. Neben Schokolade und Leder bietet er dunkle Früchte und viel Würze. Spannend war auch die Verkostung des gerade einmal zwei Tage zuvor gebranten New Makes, das bereits überraschend intensive Nuss-, Karamell- und Fruchtnoten enthielt. Verdünnt mit etwas Wasser auf knappe 40% war dieser ursprünglich auf rund 90% destillierte Spirit auch ungereift schon sehr angenehm zu trinken. Das Aroma des New Makes findet sich auf jeden Fall in den teilweise recht unterschiedlichen Whiskys sehr deutlich wieder. Da dürfen wir uns auch in Zukunft auf tolle Abfüllungen aus Schwaben freuen - ausreichend interessante Projekte laufen im Hintergrund bereits.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Beteiligten dieses rundum gelungenen Nachmittags. Meine Frau und ich durften viele tolle Whiskys probieren, gleichzeitig haben sich die Aussteller sehr viel Zeit genommen, um sich mit den Besuchern auszutauschen. Besonders Ralf von Gilors und Hans-Gerhard von finch haben wir sehr lange in Beschlag genommen, dabei aber viele interessante Details über die verschiedenen Abfüllungen erfahren, die sich nicht nur auf Whisky beschränken, sondern u.a. auch Rum und Gin umfassen. So unterschiedlich die Arbeitsweisen, Möglichkeiten und Philosophien der beiden Brennereien manchmal sind, so vereint sie doch beide eine riesige Leidenschaft für Whisky, die man in jeder Sekunde gespürt hat. Ich würde mich sehr freuen, wenn es auch im nächsten Jahr wieder ein Gruppentreffen bei Feingeist geben würde. Wahrscheinlich würden meine Frau und ich den langen Weg noch einmal in Kauf nehmen.

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