Donnerstag, 18. Mai 2023

Malts of Germany (Fading Hill, Thousand Mountains, The Nine Springs, SinGold, Stonewood)

In diesem Jahr haben sich fünf Brennereien aus Deutschland zusammengefunden, um zusammen den unabhängigen Abfüller Malts of Germany zu gründen. Die fünf Gründungsmitglieder, die allesamt dem Verband deutscher Whiskybrenner angehören, sind die Birkenhof Brennerei mit ihrem Fading Hill, die Sauerländer Edelbrennerei mit Thousand Mountains, The Nine Springs aus Thüringen, SinGold und Stonewood aus der Brennerei Schraml im Steinwald. Ziel ist es, deutschen Whisky noch bekannter zu machen und dabei auch über die deutschen Landesgrenzen hinaus zu denken. Besonders der asiatische Markt rückt dabei in den Fokus, aber auch andere Länder sollen in den Genus der Abfüllungen aus Deutschland kommen können. Daher war neben hoher Qualität auch der Output der Brennereien bzw. der aktuelle Lagerbestand ein Kriterium für die Auswahl der teilnehmenden Brennereien. Beim Festival des deutschen Whiskys Ende April auf Burg Scharfenstein konnte ich die Abfüllungen bereits in einem Tasting probieren, jetzt möchte ich mich aber noch einmal ganz in Ruhe und ohne andere Einflüsse den fünf Abfüllungen widmen. Vier der fünf Brennereien habe ich bereits mindestens einmal besucht und habe eine sehr hohe Meinung der dort produzierten Produkte. Deshalb freue ich mich darauf, mich jetzt noch einmal durch die Range probieren zu können.


Zum Start widme ich mich dem Fading Hill, der ausschließlich in Bourbon Casks reifen durfte. Wie schon im Tasting auf Burg Scharfenstein nehme ich hier zunächst eine Mischung aus süßen Aromen und viel Vanille wahr, wobei sich auch ein frischer Keksteig mit ins Profil mischt, so dass ich mich an Vanillekipferl erinnert fühle. Eine leichte Früchtigkeit, die mich an Birne und etwas Apfel erinnert, ist ebenfalls erkennbar, während irgendwo im Hintergrund etwas Eichenwürze mitschwingt. Geschmacklich tritt die Birne sogar noch etwas mehr in den Vordergrund und teilt sich die Bühne mit Vanille und wieder ganz dezenter Eiche. Der leichte Rauchanteil dieser Abfüllung ist kaum erkennbar, stattdessen taucht am Ende eine leichte Kräuternote auf. Anschließend hat die Sauerländer Edelbrennerei mit einer Reifung ausschließlich in Rotweinfässern ihren Auftritt. Die Rotwein-Aromen stehen hier sofort im Vordergrund und liefern tolle Kirsch- und Johannisbeernoten. Dazu kommt aber auch eine gewisse Säure, die sich in Form von Orangen und Limetten zeigt. Dahinter liegt ein frischer Brotteig. Auch am Gaumen bleiben die Fruchtnoten mit Kirschen, Johannisbeeren und Orangen erhalten. Mit der Zeit entwickeln sich würzigere Aromen, die sich aus Eiche, Zimt und Nelken zusammensetzen, um dann in ein trockenes Finish zu münden.

Beim folgenden Nine Springs habe ich nun eine Reifung im Marsala Cask im Glas. Malzig geht es in der Nase los, gleich danach kommen aber Aprikosen, Äpfel und Zitrusaromen mit ins Spiel, die jedoch vorrangig in getrockneter Form zu finden sind. Gleichzeitig finden sich ausgeprägte florale Noten und ein wenig Zimt. Am Gaumen nimmt die Intensität der Aromen etwas ab, so dass bei den Früchten die Aprikose hängenbleibt, die von einem sehr milden Apfel und einem leichten Mandelaroma begleitet wird. Eiche und würzige Aromen tauchen mit der Zeit ebenfalls auf. Insgesamt ist die Nase aber deutlich spannender, als es Gaumen und Abgang in diesem Fall sind. Nachdem alle bisherigen Abfüllungen eine Trinkstärke von 46% hatten, steigern wir uns nun auf 49% beim SinGold aus Weißwein- und Oloroso-Fässern. Hier ist die Nase cremig-süß mit getrockneten Aprikosen, Orangen und überreifen Äpfeln. Dazu kommen aber auch stark ausgeprägte Getreidenoten sowie etwas Leder und dunkle Schokolade. Am Gaumen geht es deutlich würziger zu, obwohl noch die süße Aprikose erkennbar ist. Insgesamt wird es nun im ersten Moment süßer, bevor dann dunkler Kakao, Pfeffer, Getreide und Eiche das Kommando übernehmen.

Das Finale bildet dann die einzige Fassstärke der aktuellen Range, die aber auch mit eher gemäßigten 49,6% daherkommt. Diese stammt aus der Brennerei Schraml mit ihrem Stonewood und reifte zunächst in amerikanischer Weißeiche und anschließend in Oloroso Casks. Helle und dunkle Früchte geben sich hier die Klinke in die Hand, denn es sind sowohl Äpfel und Aprikosen wie auch Heidelbeeren zu erkennen. Dazu gesellen sich außerdem noch helle Trockenfrüchte und frisch aufgeschnittene Orangen. Der Gaumen präsentiert sich ähnlich fruchtig, bietet aber außerdem noch malzige und würzige Aromen. Mit der Zeit drängen Vanille und Karamell die fruchtigen Aromen etwas mehr in den Hintergrund, ohne sie dabei komplett zu überdecken. Der Abgang hält dann zusätzlich noch etwas Pfeffer bereit. Zusammenfassend finde ich die Abfüllungen von Malts of Germany sehr spannend und es werden unterschiedliche Geschmacksprofile bedient. Alle Abfüllungen bewegen sich auf einem sehr hohen Niveau, aber Stonewood, Fading Hill und Thousand Mountains haben mir in Summe etwas besser gefallen als die beiden anderen Whiskys. Ich freue mich aber schon heute darauf, in Zukunft weitere Abfüllungen von Malts of Germany probieren zu können, die dann vielleicht auch noch aus anderen Brennereien stammen. Schließlich weiß jeder, der Drams United regelmäßig verfolgt, dass ich ein großer Fan deutscher Whiskys bin, die oftmals mit mit ungerechtfertigten Vorurteilen zu kämpfen haben. Ich kann also nur jedem die Empfehlung geben, sich auch mal auf deutsche Tropfen einzulassen.

Die Samples wurden mir freundlicherweise kostenlos von der Brennerei Schraml zur Verfügung gestellt.

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