Sonntag, 18. Februar 2018

Handfilled Whisky Tasting (Hansemalt)

Viele Destillerien, die Führungen anbieten und einen Shop für Besucher haben, bieten den Gästen die Möglichkeit, sich einen eigenen Whisky direkt aus dem Fass abzufüllen. Diese Einzelfassabfüllungen sind nicht nur eine schöne Erinnerung an den Besuch der Destillerie, sie sind logischerweise auch schwer zu bekommen, wenn man nicht vor Ort ist. Chris Rickert von Hansemalt ist jedes Jahr mehrere Wochen in Schottland unterwegs. Hierbei genießt er nicht nur die tolle Landschaft, sondern bringt auch regelmäßig neue Schätze mit nach Deutschland. Fünf von diesen nur in der Destillerie erhältlichen Flaschen hat er nun für seine Tastinggäste geöffnet.

Wir starten mit einer der drei ersten Destillerien, die offizielle Brennrechte in Schottland erhalten hat. Glen Garioch wurde 1797 gegründet und heißt übersetzt Tal des Hirschen. Ins Glas bekamen wir eine 14jährige Abfüllung aus dem 1st Fill Bourbon-Fass, die in der Nase typische Noten der Bourbonfassreifung wie Vanille und Karamell bietet. Eine leichte Fruchtigkeit, die in Richtung Apfel geht, ist ebenfalls wahrnehmbar. Je länger der Whisky steht, desto ausgeprägter wird jedoch das Vanille-Aroma. Auch am Gaumen gibt es dann keine riesengroßen Überraschungen, denn auch hier sind Vanille und Karamell dominant, die jetzt noch von Zuckerwatte begleitet werden. Ein schöner Start, allerdings fehlt mir bei diesem Whisky etwas die Vielschichtigkeit.


Sehr spannend fand ich die zweite Abfüllung des Abends, nämlich einen Glen Moray aus dem Ex Bourbon-Fass, der anschließend noch ein Finish im Chardonnay-Fass erhielt. Ein sehr nettes Detail ist übrigens die Tatsache, dass die Flaschenform bei Glen Moray den dortigen Brennblasen nachempfunden ist. In der Nase bietet der Whisky eine große Fruchtvielfalt mit Äpfeln, Kiwis, Mandarinen und Trauben. Im Hintergrund ist eine Note wahrnehmbar, die mich etwas an feuchten Waldboden erinnert. Im Mund erscheint er zunächst recht trocken mit einer angenehmen Honigsüße, Karamell und getrockneten Aprikosen. Der hohe Alkoholgehalt ist zwar wahrnehmbar, wirkt aber auch sehr gut eingebunden. Die Latte für die noch kommenden Whiskys liegt nun ziemlich hoch.

Der nächste Tropfen stammt von Glenfiddich, die nicht nur tolle Führungen anbieten, sondern auch Vorreiter waren, als in den 60er Jahren verstärkt Single Malts statt Blends auf den Markt kamen. Aus meiner Sicht zu Unrecht hat Glenfiddich den schlechten Ruf eines Supermarkt-Whiskys. Ich glaube nur, dass vielen Abfüllungen ein paar Volumenprozente mehr zu Gute kommen würden. Diese Sorgen muss man bei diesem Handfilled aus dem Ex Bourbon-Fass mit 57,6% nicht haben. In der Nase gibt es hier Karamell, Vanille und Birne, am Gaumen kann man eine ausgeprägte Karamellsüße wahrnehmen, die sich aber auch mit einer spürbaren Würze messen muss. Unterschwellig sind auch Getreide, Haferflocken und Kellogs Frosties zu erkennen.

Tomatin wird für mich immer etwas Besonderes bleiben, weil der erste Whisky, den ich bewusst getrunken habe, aus dieser Destillerie stammte. Tomatin ist also dafür verantwortlich, dass ich mich so ausführlich mit dem Thema Whisky beschäftige. Während die Destillerie vor vielen Jahren einmal zu den größten in Schottland gehörte, ist die Zahl der Brennblasen von damals 23 im Jahr 1973 auf inzwischen noch zwölf Stück zurückgegangen. Auch hier hat man wieder Vanille und Fudge in der Nase, in diesem Fall begleitet von Kräutern, Marshmallows, Zitronen und Mandarinen. Am Gaumen sind dann neben der ausgeprägten Vanille vor allem frischer Rührkuchenteig  und Shortbread wahrnehmbar, aber auch ein wenig frische Minze scheint durch.

Als die letzte Flasche des Abends auf den Tisch kam, war bei vielen Teilnehmern des Tastings zu erkennen, dass die Vorfreude auf den Laphroaig aus dem Sherry Bloodtub besonders groß war. Zunächst war aber noch etwas Geduld gefragt, denn bei beiden vorhandenen Flaschen brach zunächst der Korken ab. Schnell wurde dieser dann aber in die Flasche gedrückt, der Whisky durch einen Kaffeefilter gegossen und anschließend der Korken mit Hilfe eines Müllbeutels, der in der Flasche aufgeblasen wird, aus dieser entfernt. Im Glas angekommen, verströmt der Whisky gleich die für Laphroaig typische medizinische Rauchigkeit, die hier aber von tollen Fruchtnoten begleitet wird. Rosinen, Trockenfrüchte, Kirschen, Pflaumen und auch ein wenig Grapefruit sind zu finden. Am Gaumen ist zunächst eine fruchtige Süße mit Kirschen, Pflaumen und roten Trauben dominant, die Rauchigkeit, das Pflaster, Iod und Salz kommen erst mit etwas Verzögerung hinzu. Normalerweise kann ich mit Laphroaig relativ wenig anfangen, dieser Tropfen gefällt mir aber ausgesprochen gut. Wenn nur dieses Pflaster-Aroma nicht wäre...



Wie immer bei dem hervorragenden Gastgeber Chris war es ein sehr unterhaltsamer Abend mit tollen Whiskys und vielen Hintergrundinformationen. Auch diesmal durften sich die Gäste zum Ausklang einen weiteren Tropfen aus den zahlreichen offenen Flaschen aussuchen, bevor es dann zufrieden wieder auf den Weg nach Hause ging. Vielen Dank, lieber Chris, für Deine Gastfreundschaft und die Möglichkeit, ein paar besondere Abfüllungen probieren zu können.

Übersicht der verkosteten Whiskys:

Glen Garioch Handfilled 1st Fill Bourbon, 2001/2015 (14yo), 56,2%
Glen Moray Handfilled Ex Bourbon Cask/Chardonnay Cask Finish, 2004/2017 (8yo), 59%
Glenfiddich Handfilled Ex Bourbon Cask, 2002/2017 (15yo), 57,6%
Tomatin Handfilled Ex Bourbon Cask, 2005/2017 (11yo), 58,3%
Laphroaig Handfilled Sherry Bloodtub Valinch (Murray McDavid), 1988/2005 (16yo), 54,9%

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