Wir starten mit einer der drei ersten Destillerien, die offizielle Brennrechte in Schottland erhalten hat. Glen Garioch wurde 1797 gegründet und heißt übersetzt Tal des Hirschen. Ins Glas bekamen wir eine 14jährige Abfüllung aus dem 1st Fill Bourbon-Fass, die in der Nase typische Noten der Bourbonfassreifung wie Vanille und Karamell bietet. Eine leichte Fruchtigkeit, die in Richtung Apfel geht, ist ebenfalls wahrnehmbar. Je länger der Whisky steht, desto ausgeprägter wird jedoch das Vanille-Aroma. Auch am Gaumen gibt es dann keine riesengroßen Überraschungen, denn auch hier sind Vanille und Karamell dominant, die jetzt noch von Zuckerwatte begleitet werden. Ein schöner Start, allerdings fehlt mir bei diesem Whisky etwas die Vielschichtigkeit.
Sehr spannend fand ich die zweite Abfüllung des Abends, nämlich einen Glen Moray aus dem Ex Bourbon-Fass, der anschließend noch ein Finish im Chardonnay-Fass erhielt. Ein sehr nettes Detail ist übrigens die Tatsache, dass die Flaschenform bei Glen Moray den dortigen Brennblasen nachempfunden ist. In der Nase bietet der Whisky eine große Fruchtvielfalt mit Äpfeln, Kiwis, Mandarinen und Trauben. Im Hintergrund ist eine Note wahrnehmbar, die mich etwas an feuchten Waldboden erinnert. Im Mund erscheint er zunächst recht trocken mit einer angenehmen Honigsüße, Karamell und getrockneten Aprikosen. Der hohe Alkoholgehalt ist zwar wahrnehmbar, wirkt aber auch sehr gut eingebunden. Die Latte für die noch kommenden Whiskys liegt nun ziemlich hoch.
Tomatin wird für mich immer etwas Besonderes bleiben, weil der erste Whisky, den ich bewusst getrunken habe, aus dieser Destillerie stammte. Tomatin ist also dafür verantwortlich, dass ich mich so ausführlich mit dem Thema Whisky beschäftige. Während die Destillerie vor vielen Jahren einmal zu den größten in Schottland gehörte, ist die Zahl der Brennblasen von damals 23 im Jahr 1973 auf inzwischen noch zwölf Stück zurückgegangen. Auch hier hat man wieder Vanille und Fudge in der Nase, in diesem Fall begleitet von Kräutern, Marshmallows, Zitronen und Mandarinen. Am Gaumen sind dann neben der ausgeprägten Vanille vor allem frischer Rührkuchenteig und Shortbread wahrnehmbar, aber auch ein wenig frische Minze scheint durch.
Wie immer bei dem hervorragenden Gastgeber Chris war es ein sehr unterhaltsamer Abend mit tollen Whiskys und vielen Hintergrundinformationen. Auch diesmal durften sich die Gäste zum Ausklang einen weiteren Tropfen aus den zahlreichen offenen Flaschen aussuchen, bevor es dann zufrieden wieder auf den Weg nach Hause ging. Vielen Dank, lieber Chris, für Deine Gastfreundschaft und die Möglichkeit, ein paar besondere Abfüllungen probieren zu können.
Übersicht der verkosteten Whiskys:
Glen Garioch Handfilled 1st Fill Bourbon, 2001/2015 (14yo), 56,2%
Glen Moray Handfilled Ex Bourbon Cask/Chardonnay Cask Finish, 2004/2017 (8yo), 59%
Glenfiddich Handfilled Ex Bourbon Cask, 2002/2017 (15yo), 57,6%
Tomatin Handfilled Ex Bourbon Cask, 2005/2017 (11yo), 58,3%
Laphroaig Handfilled Sherry Bloodtub Valinch (Murray McDavid), 1988/2005 (16yo), 54,9%
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