Samstag, 26. November 2022

Messebericht Bottle Market Bremen 2022 Tag 1

Kurz bevor der erste Advent endgültig die Vorweihnachtszeit einläutet, findet jährlich in den Bremer Messehallen der Bottle Market statt. Für den Messefreitag haben meine Frau und ich uns schon relativ früh von zu Hause aus auf den Weg gemacht, um zum einen den Feierabend- bzw. Wochenendverkehr in und um Hamburg und Bremen zu vermeiden, zum anderen aber auch rechtzeitig zur Messeöffnung um 15:00 Uhr ins Hotel eingecheckt und den Weg zum Messegelände bewältigt zu haben. Tatsächlich handelt es sich hierbei nur um rund 100 Meter Fußweg, so dass zumindest dieser Wegabschnitt uns nicht vor große Herausforderungen stellt. Große Pläne hatten wir für den ersten Tag nicht, lediglich am Stand von Thy Whisky wollte ich rund eine Stunde aushelfen, woraus letztlich aber auch deutlich über zwei Stunden geworden sind. Auch wegen der vielen spannenden Gespräche am Stand hatte der erste Tag zahlreiche Highlights zu bieten.


Den ersten Halt des Tages machten wir bei der Sauerländer Edelbrennerei, wo wir allerdings nicht mit einem Whisky starteten, sondern als Appetitanreger einen leckeren Eierlikör probierten. Nicht bedacht hatte ich, dass danach die Geschmacksnerven ein wenig Zeit brauchen, um sich von der Süße wieder zu erholen. Lecker war es trotzdem, am zweiten Messetag muss ich aber unbedingt noch einmal zu den Sauerländern, um den Peaty Raven und die Messeabfüllung aus dem Rumfass zu probieren. Im Anschluss machten wir kurz Station bei Mackmyra, um den neuen Ambassador zu probieren. Dieser hat die für Mackmyra typische Würze, mir persönlich aber durch die Reifung im Fass aus schwedischer und amerikanischer Eiche auch etwas zu viel Holz mit auf den Weg bekommen.

Ein Whisky, auf den ich mich besonders gefreut habe, ist der Kingsbarns aus dem STR-Fass, der exklusiv für den deutschen Importeur Vibrant Stills abgefüllt wurde. Die durchaus kräftigen 61,8% Alkohol transportieren einen spannenden Mix aus Rührteig, Orangen, Gewürzen und ganz dezenten dunklen Fruchtnoten. Das gefällt mir richtig gut! Ebenfalls bei Vibrant Stills und genauso exklusiv für den Importeur abgefüllt gab es auch noch eine jährliche Sonderabfüllung von Wolfburn, die diesmal ein Finish im Dark Rum Cask erhalten hat. Neben Kräutern und Gewürzen gibt es hier eine ganze Ladung exotischer Früchte zu entdecken, dazu kommen dann noch Rosinen und etwas Schokolade. Ich würde nicht ausschließen, dass hiervon am Abend des zweiten Messetags eine Flasche in meinem Rucksack landet.

Natürlich ist auch ein Besuch bei Ralf Henrich von Gilors Pflicht. Hier steht mit dem No. 1 eine ganz besondere Abfüllung, denn sie enthält u.a. Anteile aus der absoluten Anfangszeit der Whiskyproduktion in Kriftel. Zwischen zwölf und vierzehn Jahren sind die verschiedenen Anteile alt, die in Summe einen sehr imposanten Mix aus Waldaromen und Früchten ergeben. Ich meine hier auch etwas Rauch zu erkennen, obwohl der Whisky keine rauchigen Anteile enthält. Da ich ein Sample des Whiskys eingesteckt habe, kann ich ihn in Kürze noch einmal ganz ausführlich hier an dieser Stelle vorstellen. Danach ging es dann auch schon zu meinem Kurzeinsatz hinter dem Messestand. Da ich vor einigen Wochen die Thy Whisky Society Germany, den deutschen Ableger der sehr erfolgreichen dänischen Facebook-Gruppe, auf den Weg gebracht habe, wurde ich von Jakob, einem der Co-Gründer, gefragt, ob ich Lust hätte, etwas Zeit am Stand zu verbringen. Darauf hatte ich tatsächlich große Lust und aus der ursprünglich geplanten Stunde ist deutlich mehr Zeit geworden, in der ich viele nette Gespräche mit Standbesuchern führen konnte. Nebenbei gab es für mich aber natürlich auch noch den No. 17, einer meiner Favoriten der Brennerei, aus dem Stout-Fass ins Glas. Auch den brandneuen No. 20 mit einem hohen Anteil an Karamalz konnte ich noch einmal probieren. Dieser würzig-süße Whisky mit kleinem Rauchmalzanteil erscheint offiziell in der kommenden Woche und gefällt mir auch wieder ausgesprochen gut.

Gegen Ende der Messe machten meine Frau und ich uns auf den Weg zu Prineus, um dort die neueste Fable-Abfüllung zu probieren. Exklusiv für den deutschen Markt wurde Chapter Two Folk abgefüllt. Hierbei handelt es sich um einen elf Jahre alten Linkwood aus einem Hogshead. Was dieses Fass vorher enthielt, ist leider nicht bekannt, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es um ein nicht ganz so süßes Sherry-Fass handelt. Dieser Whisky war für mich ein echtes Highlight auf der Messe. Sehr zugesagt hat mir aber auch die neue Abfüllung aus dem Sherry-Fass von Lindores Abbey, die jeder, der Sherry-lastige Whiskys mag, unbedingt probieren sollte. Der Sherry hat dem Whisky sehr viele Aromen mit auf den Weg gegeben, ohne ihn zu übertünchen. Außerdem lohnt es sich definitiv, die Blended Malts von J.G. Thomson zu probieren, die an diesem Wochenende Deutschland-Premiere feiern. Der Rich mit seiner fruchtig-würzigen Aromenbreite gefällt mir schon sehr gut, noch eine Schippe obendrauf legt allerdings der Rich 23yo. Einen Whisky so guten Whisky in diesem Alter für gerade einmal EUR 125,- findet man ansonsten kaum noch auf dem Markt.

Schon fast auf dem Weg zum Ausgang hielten wir noch kurz bei Sansibar, wo ich definitiv am zweiten Messetag noch einmal vorbeischauen muss. Hier war auch Sebastian Becker von deinwhisky.de vor Ort und schenkte uns 46 Jahre alten Blended Malt aus einer Highland Brennerei ein. Vermutlich handelt es sich hier um einen Teaspooned Whisky, aus welcher Destillerie er stammt, ist aber nicht bekannt. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass dieser Whisky eher etwas für die heimische Couch ist, wenn man sich deutlich mehr Zeit nehmen kann als auf einer Messe. Was jedoch auch zu fortgeschrittener Stunde auf einer Messe noch funktioniert, ist natürlich eine echte Sherry-Bombe. Diese hatte ich dann noch in Form eines Secret Speyside 12yo von Ferg & Harris im Glas, aus dem schon der Mix aus dunklen Früchten, Rosinen, Datteln, Gewürzen und Karamell strömte.

Einen allerletzten Rausschmeißer gab es dann noch beim Whiskyviking Scott, der neben seinen Bottlings auch wieder zwei Fässer mitgebracht hatte. Ein acht Jahre alter Islay-Whisky reift hier in einem Sauternes-Fass, was für deutliche Süße sorgt, die aber den sehr kräftigen Rauch nicht verdrängen kann (und es auch nicht soll). Leider darf Scott nicht verraten, woher der Whisky stammt, ich würde aber auf Südküste Mitte tippen... Damit ging der erste Messetag zu Ende und die Vorfreude auf Tag 2 ist riesengroß, denn es gibt noch so viele Schätze zu entdecken. Was ich etwas befremdlich fand, war die Tatsache, dass bereits eine halbe Stunde vor Messeschluss das helle Deckenlicht eingeschaltet wurde. Natürlich muss man die Besucher irgendwann dezent darauf hinweisen, dass der Messetag bald endet, so früh wäre das aus meiner Sicht jedoch nicht erforderlich gewesen. So habe ich mich die letzte halbe Stunde ein wenig als ungebetener Gast gefühlt, der einfach nicht nach Hause gehen will.

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